Vor gerade mal einem Monat lagen sie noch zweistellig tiefer, angeschlagen vom Doppelhammer aus starkem Dollar und Sorgen über die Nachfrage. Aber jetzt legen Sojabohnen und Mais eine der stärksten Aufholjagden am Rohstoffmarkt hin.
Zusammen mit Weizen, der im Juni ebenfalls fiel—wenn auch moderater—verheißen die drei bedeutendsten US-Agrarprodukte für den August eine reiche Ernte für Investoren, die an die Getreiderallye glauben.
Seit der Dollar letzte Woche sein Jahreshoch aufgab, bleibt es dem Rohstoffmarkt selbst überlassen, seinen eigenen Weg durch die einzigartige Situation bei Angebot und Nachfrage zu finden. Und diese steht vor allem hinter der Kurserholung.
US-Rohöl ist im Juli mehr als 6% gesunken und hat damit seinen schwersten Monatsverlust in 16 Monaten erlitten.
Auch Gold ist gesunken, mittlerweile den vierten Monat in Folge, während Kupfer, Zucker und Kaffee vor ihrem zweiten Monatsverlust in Folge stehen.
Beim Getreide allerdings, ist die Lage eine andere.
Mais erlebt eine Rallye und hat seine seit Dezember bestehende Aufwärtsbewegung wiederaufgenommen, die durch den 11 prozentigen Einbruch vom Juni unterbrochen worden war. Es war sein schwerster Absturz in zwei Jahren gewesen, der zumindest zum Teil durch den damals steigenden Dollar ausgelöst wurde. Mit noch drei verbleibenden Handelstagen im Juli, hat Mais in diesem Monat ein gutes Stück an Boden gutgemacht, als sein Kurs um mehr als 3% gestiegen ist.
Beim Weizen war der Juli der stärkste der letzten vier Monate, als sein Kurs um fast 7% gestiegen ist und damit den Verlust Juni von 4% mehr als wettgemacht hat. Wie Mais ist das Jahr bisher auch für den Weizen gut gelaufen, als er in fünf der letzten sieben Monate gestiegen ist, mit einer Rallye im April, die allein zu einem Preisanstieg von 13% geführt hatte, als Reaktion auf eine schwache Ernte beim Winterweizen.
Während Sojabohnen von den dreien den kleinsten Anstieg im Juli verzeichnete - mit unter 0,5% - handelt es sich hier um eine Erholung nach dem Absacker um 15% im Juni. Der letzte Monat war für Sojabohnen der schlimmste in vier Jahren als der Markt von Ängsten über den fortdauernden Handelskonflikt zwischen Washington und Peking umgetrieben wurde und wie dieser sich auf die Sojaexporte nach China auswirken könnte, das der größte Importeur der Ölsaat ist.
“Starker Kauf” auf der ganzen Linie
Investing.coms tägliche Chartdaten zeigen einen “Starken Kauf” für alle drei großen US-Agrarprodukte
Analysten sagen weitere Gewinne voraus, zumindest über den nächsten Monat hinweg
“Wir glauben, dass der US-Dollar ein Plateau gefunden hat. Wir denken, dass dieses bis August voll ausgeformt sein wird und dann zu einer beschleunigten Abwärtsbewegung in den Herbst führen wird, was den Agrarmärkten zusätzlichen Rückenwind verschaffen wird,” sagte Shawn Hackett von Hackett Financial Advisors, einem auf US-Agrarmärkte spezialisiertem Investmentberater aus Florida.
“Wir erwarten eine Serie von Kaufsignalen, die weitere Aufschlüsse auf den Zeitpunkt der Wende zum Bullenmarkt liefern dürfte,” schrieb Hackett in einer wöchentlichen Mitteilung.
Mais steigt mit Ethanol-Nachfrage
Die Rallye beim Mai wurde zu einem Großteil von der Nachfrage nach Ethanol gestützt, der Biotreibstoff, der in den USA dem Kraftstoff zugesetzt werden muss, sagte ADM Investor Services in einem anderen Rundschreiben vom Donnerstag.
Die Ethanolproduktion für die Woche zum 20. Juli lag bei durchschnittlich 1,074 Mio Fass am Tag, 0,94% höher als in der vorangegangenen Woche und 6,13% über der Produktion ein Jahr zuvor.
ADM merkte an, dass durchschnittlich 88,256 Mio Scheffel Mais konsumiert werden müssten, damit die Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums eines Verbrauchs 5,575 Mrd Scheffel eintritt. Die Vorräte lagen zum Stichtag des 20. Julis auf 21,653 Mio Fass, 0,53% unter dem Wert der Vorwoche.
“Alle diese Datenpunkte suggerieren uns, dass ein frühes Erntetief im Maismarkt gesehen werden wird, mit dem August als wahrscheinliche Trendwende nach oben,” sagte Hackett. “Die 3,40 USD den Scheffel bleiben eine starke Unterstützungszone am Spotmarkt.”
Investing.coms tägliche Fibonacci-Charts für Mais zeigen Unterstützung von 3,5998 bis 3,5658 USD den Scheffel und Widerstand von 3,6418 bis 3,6758 USD mit dem Pivot Punkt auf 3,6208 USD.
Begrenzter Regen für Sojabohnen
Für Sojabohnen wird mit einer schwächeren Ernte als ursprünglich gerechnet, da das Anbaugebiet im Westen der USA von Ende Juli in den August hinein den Erwartungen nach mit wenig Regen auskommen muss, schrieb ADM in einer Mitteilung aus dieser Woche.
Hackett denkt angesichts der Tatsache, dass China der größte Verbraucher von Soja ist, die Preise für Bohnen und Öl außerordentlich stark von einem Nachlassen der amerikanisch-chinesischen Handelskrieg profitieren könnten.
“Das würde die Ansicht stützen, dass ein frühes Erntetief im August das ideale Fenster für eine Wende zum besseren wäre,” fügte er hinzu. “Der Bereich um 8,40 USD zeigt am Spotmarkt weiter starke Unterstützung.”
Investing.coms tägliche Fibonacci-Charts für Sojabohnen zeigen Unterstützung von 8,5748 bis 8,4342 USD den Scheffel und Widerstand von 8,7486 bis 8,8892 USD mit dem Pivot Punkt auf 3,6617 USD.
Kanadische Weizenernte stockt, chinesische Vorräte schwinden
Beim Weizen zitierte ADM andauernde Sorgen über trockene Witterung im Hauptanbaugebiet von Weizen im brasilianischen Bundesstaat Parana. Die Erwartungen für die kanadische Ernte 2018-19 wurden zudem auf 30,6 Mio Tonnen gesenkt, während die Schätzung im Juni noch von 31,1 Mio ausging, wurde Agri-Food Canada zitiert.
Hackett fügt an, dass die chinesischen Lagerbestände auf einem 10-Jahrestief angelangt sind. “Der Weizenmarkt bleibt hier explosiv, vor allem der für hochwertigen Weizen. Starke Unterstützung bleibt bei 5,25 USD für Winterhartweizen und 4,75 USD für (Kansas) Winterweizen.”
Investing.coms tägliche Fibonacci-Charts für Weizen zeigen Unterstützung von 5,3227 bis 5,1883 USD den Scheffel und Widerstand von 5,4889 bis 5,6233 USD mit dem Pivot Punkt auf 5,4058 USD.