Letztlich ein Nullsummenspiel brachte die letzte Handelswoche für Euro-Dollar. Doch war durchaus für Spannung gesorgt: nachdem der Euro zunächst in einer engen Spanne zwischen 1,2960 und 1,3075 pendelte, brachte dann die EZB-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz von Mario Draghi am Donnerstag das lang erwartete Highlight.
Erwartungsgemäß senkte die Notenbank den Leitzins nicht, doch räumte Draghi auf der PK ein, dass man über eine Zinssenkung gesprochen habe. Für den Markt entscheidend aber war das Fehlen eines Verweises auf den „Wechselkurs“: in der vorherigen Sitzung hatte Draghi den Euro-Bullen damit klar gemacht, dass die EZB einer weiteren Aufwertung des Euro nicht tatenlos zusehen würde – allerdings stand der Euro damals noch bei 1,37. Daß Draghi also nicht mehr aus taktischen Gründen vor Euro-Stärke warnen musste, ist bei einem Stand von 1,30 nicht weiter verwunderlich, sorgte aber dennoch für eine kleine Befreiungsralley in Euro-Dollar. Schon am nächsten Tag aber war diese Ralley mit den sehr guten US-Arbeitsmarktdaten wieder beendet, der Euro handelt weiter im Bereich 1,30.
Insgesamt waren die Aussagen Draghis doch eher Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit: ja, die ökonomischen Daten seien schlecht, aber sie würden irgendwann in 2013 wieder besser werden, weil die Stimmung besser geworden sei. Das ist alles andere als überzeugend, weil faktisch eben die Stimmung besser ist als die Lage, und eine verbesserte Stimmung die Daten nicht besser macht. Die Stimmung ist besser, weil die Finanzprofis an die heilende Medizin des unbegrenzten Gelddruckens glauben, aber all das hat wenig mit der faktischen Lage der Eurozone zu tun. Es ist gerade die Diskrepanz zwischen Realität und durch Liquiditätsduselei erzeugter Euphorie, die den Märkten noch böse auf die Füße fallen wird.
Entscheidend für den weiteren Verlauf ist nun die Lage in Italien: bleibt das Land unregierbar, kann man Neuwahlen ausrufen, aber wenn das Ergebnis dann wieder eine faktische Mehrheit für die Gegner der Sparpolitik bringt, wird es ungemütlich für die Gemeinschaftswährung.
Wir bleiben daher skeptisch für den Euro, zumal sich der Dollar in einer win-win-Situation befindet: er profitiert von guten Konjunkturdaten aus den USA – steigende Aktienmärkte bedeuten also nicht mehr einen fallenden Dollar – während andererseits der Greenback immer noch der sichere Hafen bleibt. Diese komfortable Ausgangssituation zeigt sich auch im Dollar-Index, der mustergültig nach oben ausgebrochen ist. Unterstützung hat der Euro nun bei 1,2960 – bricht diese Zone, sind schnelle Verkäufe bis 1,2880 zu erwarten. Auf der Oberseite liegen die Widerstände bei 1,3120, 1,3160 und 1,3320.
Dax:
Anders als beim Euro, ging es beim Dax in der letzten Handelswoche konstant bergauf. Noch am Montag handelte der Index deutlich unter der 7700er-Marke, am Mittwoch scheiterte der Dax nur knapp unter der 8000er-Marke, die am Freitag schließlich nach den US-Arbeitsmarktdaten zumindest kurzfristig überboten wurde. Seitdem läuft der Dax seitwärts in Sichtweite der psychologisch, nicht charttechnisch bedeutenden Marke.
Der Schock der Italien-Wahl ist also erst einmal weggesteckt. Weiter machen, so lautet die Devise, das mit Italien wird schon irgendwie (aber wie?), und außerdem gibt es ja die Notenbanken als Lebensversicherung für Long-Positionen. Aber gibt es die wirklich? Ok, sollten die Märkte kollabieren, stünden die Notenbanken bereit, klar. Aber was, wenn Liquidität dann auch nicht mehr weiterhilft, etwa bei einem externen Schock? Das ist wie bei einem Seiltänzer, dessen Auffangnetz knapp über dem Boden gespannt ist: fällt man runter, reicht der Abstand des Sicherheitsnetzes nicht, um den Aufprall auf den Boden zu verhindern. Hinzu kommt, dass die Signale aus der Fed (FOMC-Protokoll) immer mehr klarer machen, dass die meisten FOMC-Mitglieder ernste Bedenken gegen das fortgesetzte QE haben, da ändert auch die permanente Versicherung Bernankes nichts, der gar nicht anders kann als sein geldpolitisches Glaubensbekenntnis permanent zu wiederholen.
Bezeichnenderweise performen derzeit Rohstoffe schlecht: das zeigt, dass von einem Aufschwung der Weltwirtschaft nichts zu sehen ist, sondern der Glaube an die Notenbanken der einzige Grund für die Ralley der Aktienmärkte ist. Gegenwind dürfte demnächst auch aus China kommen, weil die Regierung gezwungen ist, gegen die Immobilienblase anzukämpfen und damit weitere Liquidität zu entziehen.
Wir gehen davon aus, dass die derzeitige Sorglosigkeit nicht mehr lange anhalten wird. Was auch immer der Grund sein wird, der Markt ist überhitzt und braucht demnächst eine Korrektur, die den Dax im ersten Anlauf auf die Unterstützung bei 7.860/70 bringen sollte. Je besser nun die US-Daten in Zukunft ausfallen, umso schlechter für die Bullen, weil die Fed dann den Notausgang suchen muß. Gut möglich ist andererseits, dass vor dieser Korrektur der Dax noch einmal das Allzeithoch einstellt, die Medien zum Einstieg blasen und die Party kurz danach dann erst einmal vorbei ist.
Markus Fugmann
Chefanalyst actior AG