Peloton (NASDAQ:PTON) - Ist der Hype gerechtfertig?
Seit Monaten erlebt die Pelotonaktie einen kontinuierlichen Kursanstieg, der Peloton CEO nannte Peloton sogar das "Netlix der Fitnessbranche".
Zeit für eine fundamentale Peloton Analyse.
Peloton ist ein Heimfitnessanbieter und wurde am 03. Januar 2012 gegründet. Da Peloton zuerst massive Probleme hatte, einen Kreditgeber zu finden, wurde das Unternehmen am Ende mit 3.9 Millionen Euro von sog. Angel-Investors über die Platform "Kickstarter" gegründet. Seinen Hauptsitz hat das Unternehmen in New York City.
Seit 2012 verkauft Peloton seine eigenen Geräte, wenn auch zunächst nur einige Hundert. Seit 2014 konnten jedoch die Investments effektiver in die Produktentwicklung gesteckt werden. Trotzdem blieb der Erfolg mäßig, bis sich Peloton dazu entschloss ihre Geräte öffentlich auszustellen, um eine breitere potentielle Kundenmenge zu erreichen.
Im Grunde vertreibt Peloton drei verschiedene Produkte: das Hauptprodukt (ein Fahrradergometer), ein Laufband und "PelotonDigital" (einen digitalen Abonnementservice, der es seinen Nutzern ermöglicht verschiedene Fitnesskurse zu streamen).
Im Jahr 2019 erfolgt dann schlussendlich der IPO Pelotons. Momentan hat Peloton eine Marketcap von 34.972 Milliarden Dollar, in 2020 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 1.83 Milliarden Dollar. Das ist natürlich relativ gut für ein so junges Unternehmen. Auch wenn der Umsatz auch in Q2 2021 weiterhin gestiegen ist (1.06 Milliarden Dollar) ist doch die Profit Margin von 9,14% auf 5.97% zurückgegangen. In anderen Worten: Peloton machte in Q2 2021 nur 63.6 Millionen Dollar Gewinn (Vergleich: Q1 2021: 69.3 Millionen Dollar).
Der nächste Schritt für Peloton nach seinem IPO war die Expansion in andere Länder. In Deutschland ging Peloton eine Partnerschaft mit dem DFB ein, ein Imageboost bei allen Fitnessfreunden. Auch eine Zusammenarbeit mit Beyonce ist laut Peloton geplant.
Zudem hat die Coronapandemie Peloton in die Karten gespielt - Fitnessstudios sind geschlossen, ein Heimtraining dann oft die einzige Alternative.
Dies ist auch einer der wichtigsten Gründe für den enormen Erfolg Pelotons.
Weiterhin betreibt Peloton auch ein enorm effektives Marketing. Kooperationen mit Personen des öffentlichen Lebens in Kombination mit Upsells beim Kaufvorgang machen den B2C Ansatz des Unternehmens rentabel.
Fraglich ist dann aber, was passiert, wenn die Pandemie irgendwann erfolgreich überstanden ist und die Realität (Fitnessstudios) wieder öffnen können. Hier hat Peloton eine sehr interessante Zahl veröffentlicht: Die Abokündigungsrate. Diese liegt bei verschwindend geringen 0.76%, das ist z.B. wesentlich besser als die des Streamingdienstes Netflix (NASDAQ:NFLX).
Aktuell hat Peloton 4.4 Millionen zahlende Kunden, die im Durschnitt 20 Workouts pro Monat machen. Diese Zahl überzeugt in Kombination mit der Kündigungsrate von 0.76%, denn es zeigt, dass Kunden von Peloton Produkten überzeugt sind, sie aktiv nutzen und demnach auch Kunden bleiben wollen, ein Teil der Kunden auch dann sicher noch, wenn Fitnessstudios wieder öffnen.
Das größte Problem m.M.n. ist aber, dass nicht jeder Raum und Lust hat, seine Wohnung mit doch relativ großen Fitnessgeräten vollzustellen. Denn die Peloton Produkte werden alle seperat verkauft, jede Hantel muss extra bestellt werden. Für das optimale Heimworkouterlebnis müsste man also im Idealfall mehrere Geräte kaufen. Und wenn man alle Geräte braucht, dann wird das ziemlich teuer, ein paar Tausend Euro muss man für das Heimworkout doch bezahlen, was natürlich die Frage aufwirft, ob ein Monatsabo im Gym dann nicht doch schlauer ist.
In den nächsten 5-10 Jahren werden wir folglich keinen so starken Kursanstieg mehr sehen, wie in den letzten 2 Jahren. Momentan haben wir noch einen Gewinn von 32% pro Aktie im Jahr 2021.
Peloton sieht sich zwar durch sein "PelotonDigital" Produkt auch als Medienfirma, die täglich neuen Fitnesskontent produziert, ist und beibt aber auch ein Unternehmen, dass einen beträchlichen Teil seines Gewinns aus dem Hardwareverkauf zieht. Und Hardwareunternehmen haben mehr Hürden zu meistern als ein rein digitaler Dienst wie Netflix.
Denn: Wenn sich immer mehr Leute Pelotongeräte gekauft haben, wird irgendwann die Nachfrage nach Pelotonhardware zurückgehen und der Umsatz somit zurückgehen.
Natürlich kann man jetzt hier wieder sagen: Wenn Peloton eine Kooperation mit Beyonce eingeht, und ihr Influencermarketingsystem in den nächsten Jahren effizient aufzieht, dann wird Peloton potentiell auch in den nächsten Jahren weiterhin um mehrere hundert Prozent wachsen. Allerdings müsste das Unternehmen dann auch effizientere Produkte entwickeln, wie ein "All in one"-Gerät.
Abschließend bleibt noch zu sagen: Fitness ist ein Trend. Aber keiner der nachhaltig ist. Ein Kauf der Pelotonaktie wäre m.M.n. allenfalls ab 80 Dollar wieder attraktiv.
In diesem Sinne: Bleiben sie fit und gesund, bis zum nächsten Mal.