Heute findet eine außerordentliche Hauptversammlung der PNE WIND AG statt. Dann sollte das Gerangel in der Führungsetage (wir berichteten am 10. Juni und 22. Juli) endlich ein Ende finden und sich die Anleger wieder auf das operative Geschäft sowie die fundamental günstige Bewertung der Aktien konzentrieren können.
Neubesetzte Führung erhält neues Vergütungsmodell
Der Vorstandsvorsitzende Martin Billhardt hat das Unternehmen bereits zum 30. September verlassen. Auch der gesamte Aufsichtsrat will nach der Wahl einer neuen Unternehmensspitze abtreten. Alle Mitglieder des Kontrollgremiums erklärten sich bereit, ihr Mandat zum Ablauf der Hauptversammlung am 23. Oktober aufzugeben.
Sechs neue Kandidaten werden von Unternehmensseite der Hauptversammlung zur Wahl vorgeschlagen. Herr Alexis Fries ist für den Aufsichtsratsvorsitz vorgesehen, vorbehaltlich einer entsprechenden Beschlussfassung durch die von der Hauptversammlung zu wählenden neuen Aufsichtsratsmitglieder. Ferner soll die Hauptversammlung über die Änderung der Aufsichtsratsvergütung beschließen. Anstelle der in die Kritik geratenen erfolgsorientierten Vergütungskomponente (wir berichteten am 22. Juli) schlagen Vorstand und Aufsichtsrat für die Zukunft eine Fixvergütung von 60.000 Euro pro Jahr für jedes einzelne Mitglied vor. Der Aufsichtsratsratsvorsitzende soll das Doppelte erhalten, für den Stellvertreter sind 90.000 Euro vorgesehen.
Dividendenrendite: 1,8 %
Die bisherigen Führungsgremien der PNE WIND AG werden der Hauptversammlung zudem vorschlagen, aus dem Bilanzgewinn 2014 eine Dividende von EUR 0,04 je dividendenberechtigter Stückaktie auszuzahlen. Stimmt die Hauptversammlung zu, erfolgt die Auszahlung voraussichtlich am 26. Oktober 2015. Beim aktuellen Kurs von 2,23 Euro errechnet sich für die Aktionäre als Trostpflaster für die Personalquerelen eine Dividendenrendite von kurzfristig 1,8 %.
Bullisch ab 2,40 Euro
Dem Aktienkurs haben diese Meldungen bislang nur wenig geholfen. Zwar konnte er sich von den beiden Tiefs aus Juni und August bei ca. 1,90 Euro wieder deutlich erholen, bullisch wird es hier aber erst, wenn der Kurs die 2,40er Marke zurückerobern kann. Angesichts der fundamentalen Bewertung sind wir aber überzeugt davon, dass ihm dies auf absehbare Zeit gelingen wird.
Geschäftszahlen offenbaren extreme Unterbewertung
Denn ein Blick in die Handelsbücher des Unternehmens offenbart eine sehr günstige Fundamentalbewertung. So war das Betriebsergebnis (EBIT) im zweiten Quartal 2015 deutlich positiv beeinflusst durch den Verkauf des Tochterunternehmens in Großbritannien (wir berichteten am 22. Juli). Die PNE WIND-Gruppe hatte die Anteile an der britischen Tochtergesellschaft PNE WIND UK und damit die gesamte Projekt-Pipeline im Juni verkauft. Der Kaufpreis für 100 % der Anteile lag bei 103 Mio. britischen Pfund (zum Zeitpunkt der Transaktion ca. 141,5 Mio. Euro). Die PNE WIND Gruppe, die rund 90 % der Anteile hielt, hat bereits rund 38,3 Mio. britische Pfund (ca. 52,8 Mio. Euro) erhalten. (Insgesamt wurden ca. 31,3 Mio. Euro in die Projektentwicklung investiert.)
Das EBIT stieg dadurch im zweiten Quartal 2015 auf 30,0 Mio. Euro (Vorjahr: 3,6 Mio. Euro). Das Ergebnis je Aktie (unverwässert) lag bei 0,37 Euro (Vorjahr: 0,05 Euro). Im gesamten ersten Halbjahr 2015 erwirtschaftete der Konzern Umsatzerlöse in Höhe von 71,9 Mio. Euro (Vorjahr: 117,9 Mio. Euro) und ein EBIT von 24,0 Mio. Euro (Vorjahr: 2,8 Mio. Euro). Nach Steuern resultierte ein Halbjahresüberschuss von 18,4 Mio. EUR (Vorjahr: -2,4 Mio. Euro). Dies entspricht einem (unverwässerten) Ergebnis je Aktie von 0,25 Euro (im Vorjahr: -0,04 Euro). Mit einer Eigenkapitalquote von 37% und einer Liquidität von über 105 Mio. Euro steht der Konzern auf einem soliden Fundament.
Ergebnis wird auf Jahre positiv beeinflusst
In den kommenden Jahren werden Meilenstein-Zahlungen die Konzernergebnisse voraussichtlich bis 2020 positiv beeinflussen. Das Unternehmen erwartet für die Geschäftsjahre 2014 bis 2016 weiterhin ein EBIT von kumuliert 110 bis 130 Mio. Euro. Für das Geschäftsjahr 2015 erwartet PNE WIND eine Entwicklung des Konzern-EBIT bis zum Jahresende in Richtung 30 bis 40 Mio. Euro.
Kursziel: 2,40 Euro + X
Vor diesem Hintergrund ist das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von aktuell rund 160 Mio. Euro bei einem Aktienkurs von 2,23 Euro deutlich unterbewertet. Verantwortlich dafür ist wahrscheinlich das Zerwürfnis im Aufsichtsrat. Daher konnte der Aktienkurs aus unserer Sicht noch nicht von den positiven Geschäftszahlen profitieren. Er blieb bislang unterhalt der wichtigen 2,40er Marke. Wir erwarten aber eine Rückkehr über diese Marke und darüber hinaus steigende Kurse.
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Sven Weisenhaus