Es ist seit einiger Zeit klar, dass das Rezessionsrisiko in den USA schon seit Monaten sinkt, allerdings wurde in dieser Woche die Aktualisierung des weithin beachteten BIP-Nowcast der Atlanta Fed für das 3. Quartal deutlich nach oben korrigiert.
Nach diesem Modell rollt die US-Wirtschaft nicht nur mit mäßigem Tempo dahin - sie expandiert!
Die reale, saisonbereinigte Jahresrate der US-Wirtschaftsleistung wird laut der GDPNow-Schätzung vom 16. August im 3. Quartal um 5,8% steigen. Das folgt auf die am Vortag deutlich angehobene Schätzung von 5,0 %.
Wenn die aktuelle Prognose von 5,8 % zutrifft, wird sich das Wirtschaftswachstum im Vergleich zum 2. Quartal mehr als verdoppeln und damit den stärksten Anstieg seit dem 4. Quartal 2021 markieren.
Ein weiteres von Economy.com veröffentlichtes Prognosemodell zeigt ebenfalls eine starke Belebung des Wachstums für das 3. Quartal. Nach dieser Schätzung (Stand 15. August) wird die Wirtschaftsleistung im laufenden Quartal um 4,0 % anziehen. Diese Schätzung bleibt zwar deutlich hinter den Zahlen der GDPNow-Schätzung zurück, signalisiert aber immer noch eine kräftige Beschleunigung der Wirtschaftstätigkeit.
Sollten wir daraufhin die Sektkorken knallen lassen? Vielleicht noch nicht. Obwohl beide Prognosen ein optimistisches Bild von der Wirtschaft zeichnen, das im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit deutlich nach oben ausschlägt, können solche Modelle bei abweichenden Inputs blitzschnell nicht mehr aktuell sein.
Was man sich fragen muss: Wie werden andere Schätzungen für das 3. Quartal in den kommenden Tagen und Wochen ausfallen?
Mein bevorzugtes Instrument zur Überwachung von Nowcasts ist die Kombination mehrerer Schätzungen und das Tracking der Veränderungen. Das ist eine robustere Methodik für aktualisierte Prognosen als nur ein einziges Modell.
Diese beiden stark angehobenen Prognosen haben bisher noch keinen Einfluss auf die mittlere Schätzung von CapitalSpectator.com für das laufende Quartal, die bei 2,0% für das 3. Quartal und damit unverändert gegenüber der Aktualisierung vom Dienstag bleibt.
Es könnte sich herausstellen, dass für das 3. Quartal noch stärkere Werte gemeldet werden, aber das ist trotzdem noch eine heikle Angelegenheit. Ein überzeugenderes Zeichen wäre es, wenn die mittlere Schätzung in der obigen Abbildung ansteigt und, was noch wichtiger ist, in den nächsten Wochen auf diesem Niveau bleibt.
Überzeugender ist auf jeden Fall die Vermutung, dass der Beginn einer Rezession im laufenden Quartal so gut wie ausgeschlossen ist. Das 4. Quartal und die Zeit danach sind weniger klar, aber man kann davon ausgehen, dass die Aussichten für die nahe Zukunft besser sind.
Auch die Fed wird hier zweifelsohne am Ball bleiben. Wenn die Wirtschaftstätigkeit wirklich stark anzieht, könnte das weitere Zinserhöhungen auslösen, um Bedingungen vorzubeugen, die den Inflationsdruck wieder anheizen und die jüngste Phase einer abkühlenden Inflation umkehren könnten.
Für den Moment preisen die Fed Funds Futures immer noch eine hohe Wahrscheinlichkeit ein, dass die Fed die Zinssätze bei ihrer nächsten FOMC-Sitzung am 20. September unverändert lassen wird. Längerfristig gesehen bleibt es jedoch offen, in welche Richtung die Zinsen gehen.
Der Anleihemarkt hält es wohl auf jeden Fall für möglich, dass sich das Wachstum beschleunigen könnte und die Fed zum Handeln gezwungen wäre. Die stark von der geldpolitischen Großwetterlage abhängige Rendite der 2-jährigen Treasuries handelt in der Nähe ihrer Jahreshöchststände. Derweil stieg die Rendite der 10-jährigen T-Bonds jüngst auf ein 15-Jahres-Hoch.
Wenn Sie auf einen ruhigen Ausklang des Sommers an der Makrofront gehofft haben, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Ihre Prognose mit einiger Skepsis zu überprüfen.