Auf den ersten Blick sieht es hoffnungslos aus und ist mit einem Verlust von mehr als 20% offiziell der Rohstoff mit der schlechtesten Wertentwicklung in 2019.
Schaut man aber ein wenig genauer auf die Charts und Fundamentaldaten, dann sieht man, dass die Preise für Orangensaft in den kommenden Monaten für Furore sorgen könnten.
Mit einem Referenzpreis von 98,33 Cent das Pfund am Dienstag für den US-Kontrakt vom Frontmonat Dezember hat gefrorenes Orangensaft-Konzentrat sich sicher von seinem Tiefststand von 90,30 Cent im Mai in der Nähe eines 10-Jahrestiefs abgesetzt.
Sollte die Erholung anhalten, könnte der Markt auf einen zweiten Wochengewinn in Folge, obwohl er im Dezember einen leichten Verlust aufweist, im vierten Quartal um 1,3% gefallen ist und seit Jahresbeginn um schmerzhafte 21,4% verloren hat.
Orangensaft-Fans: das Risk/Reward wird besser
Mike Seery, Gründer von Seery Futures, einer Rohstoffrisikoberatung aus Plainfield, Illinois:
"Die Chartstruktur verbessert sich täglich für O-Saft; Daher wird das Risiko/Gewinnverhältnis in den nächsten Wochen sich zu seinem Gunsten wenden."
"Der Preis liegt genau auf dem Durchschnitt der letzten 20 Tage, aber weiterhin unter dem der letzten 100 Tage."
Der Durchschnittspreis der letzten 20-Tage für Orangensaft liegt derzeit bei 96,42 Cent, während der 100-Tagesdurchschnitt 97,96 USD beträgt.
Der technische Tagesausblick von Investing.com gibt für Orangensaft im Dezember die Empfehlung „stark kaufen“ ab und prognostiziert einen oberen Widerstand bei 1,0059 USD.
Amerikas beliebtestes Frühstück hat schon bessere Zeiten gesehen und wurde vor drei Jahren zu 2,35 USD gehandelt. Aber die Fundamentaldaten haben sich seitdem verschlechtert.
Überangebot muss verschwinden
Das US-Landwirtschaftsministerium berichtete letzte Woche, dass die Menge an Orangensaft in Kühllagern am 31. Oktober 757,8 Millionen Pfund erreichte, der höchste Wert seit fünf Jahren und fast 200 Millionen Pfund mehr als an den gleichen Kalendertagen in 2018 und 2016.
Sagte Jack Scoville, Analyst der Price Futures Group für Softs, der Rohstoffkategorie, zu der Orangensaft gehört, zusammen mit Kakao, Kaffee und Zucker:
"Die guten Anbaubedingungen und die gestiegenen Schätzungen der USDA für die Orangenproduktion in dieser Saison wirkten bärisch."
"Das Wetter war für die Bäume großartig, da es in diesem Jahr bisher häufig Schauer und keine schweren Stürme gab."
Scoville sagte, dass Orangenhaine im Top-Anbaustaat Florida in letzter Zeit trocken waren und Bewässerung benötigten. Normal sind zu dieser Jahreszeit tiefe Fröste, die das Pflanzenwachstum stark beeinträchtigen.
Und weiter:
"Ernteerträge und -qualität sollten in Florida in diesem Jahr hoch sein. Die Lagerbestände von Orangensaft im Bundesstaat sind hoch und liegen über 35% über denen des Vorjahrs."
Neben Florida verzeichnete Brasilien, der weltweit größte Zitrusproduzent, ebenfalls eine gesunde Ernte bei trockenem Wetter. Die Schwäche des brasilianischen Real hat das Problem noch verschärft, da dieser die Saftexporte des Landes in die USA verbilligt, was indirekt die Preise der lokal produzierten Orangen belastete.
Bodenbildung nach dreimonatiger Seitwärtsbewegung
Zitruszüchter in Brasilien und Mexiko haben seit 2017 langfristige Verträge mit großen US-Saftmarken wie Minute Maid und Tropicana abgeschlossen, nachdem der Hurrikan Irma im September jenes Jahres fast die gesamte Orangenernte Floridas ausgelöscht hatte. Diese Lieferverträge bestimmen jetzt praktisch die US-Saftpreise, abgesehen von den lokalen Fundamentaldaten und der Charttechnik von Orangensaftkonzentrat.
Said Seery, der in Plainfield ansässige Rohstoffrisikoberater:
"Es scheint mir so zu sein, dass die Preise für Orangensaft einen Boden bilden, da wir in den letzten 3 Monaten im Wesentlichen eine Seitwärtsbewegung hatten. Auf dem Weg in die sehr unbeständige Wintersaison in Florida kann ein möglicher Frost die Orangenernte vernichten."
"Es ist zwar noch früh, aber ich versuche dies als Chance zu nutzen, da ich glaube, dass das Abwärtspotential sehr begrenzt ist."