Ergänzend zum übergeordneten Blick auf den S&P 500, wollen wir heute den US-Leitindex aus einer für Trader relevanteren kurzfristigeren Perspektive betrachten. Auch wenn viele Trader hierzulande bevorzugt deutsche und europäische Indizes und Aktien handeln, empfiehlt es sich, immer wieder auch mal ein Auge auf den US-Markt zu werfen.
Der S&P 500 gibt die Richtung vor
Denn die Börse in New York gibt häufig die Richtung für die anderen Märkte vor. Wenn Sie also wissen, wohin im S&P 500 die Reise geht, dann erhöhen Sie Ihre Chancen beim Trading von DAX & Co.
Die übergeordnete Ausgangslage im S&P 500 ist eindeutig. Mit dem erneuten Erreichen der oberen Trendlinie des mittelfristigen Aufwärtstrends besteht zweifellos ein gewisses Rückschlagpotenzial – zumal nach dem zuletzt recht dynamischen Anstieg.
Zudem konnte die überraschende Fed-Entscheidung in der vorletzten Septemberwoche die Kurse zwar nochmals kurz auf ein neues Hoch treiben, aber danach blieben die Anschlusskäufe aus. Offenbar warten die Anleger – ebenso wie nach eigenem Bekunden die Fed – auf bessere Konjunkturdaten. Der US-Arbeitsmarktbericht an diesem Freitag dürfte wiederum von vielen mit Spannung erwartet werden.
Auch von der in der kommenden Woche beginnenden
Quartalsberichtssaison erhoffen sich die Investoren wichtige Aufschlüsse über die weiteren Wachstumsaussichten der Unternehmen. Eine gewisse Zurückhaltung und damit auch leicht nachgebende Kurse vor solch wichtigen Terminen sind also nicht verwunderlich oder gar besorgniserregend. Der erneute Haushaltsstreit in den USA trägt sicherlich ebenso dazu bei. Die Target-Trend-Methode schafft Klarheit
Aber ist damit bereits ein größerer Rückfall unvermeidlich? Ein Blick auf den Chart schafft Klarheit:
Quelle: MarketMaker
Nach der Target-Trend-Methode ist der Aufwärtstrend seit Ende 2012 vorerst noch völlig intakt. Im Mai startete der S&P 500 einen Ausbruchversuch (1), der jedoch scheiterte. Der folgende Rückfall endete punktgenau an der unteren Trendlinie. Danach lief der Kurs wieder an die obere Trendlinie, wo er zweimal scheiterte (2). Doch erneut begann der S&P 500 nach dem folgenden Rückfall an der unteren Trendlinie mit dem nächsten Anstieg.
Ein solches Verhalten spricht für einen starken und sehr gesunden Trend. Nach einem gescheiterten Ausbruchversuch nach oben (siehe (1)) kommt es gerne zu einem entsprechenden Rückfall auf der Unterseite bzw. einer nachfolgenden Schwäche innerhalb des Trends. Beides blieb diesmal jedoch aus.
Das erste Schwächezeichen nach großer Stärke
Ein erstes Schwächezeichen erkennen wir aber jetzt. Das jüngste Hoch erreichte nicht mehr die obere Trendlinie (roter Pfeil), und danach fiel der Kurs in der vorigen Woche zudem unter die (strichpunktierte) Mittellinie des Trends zurück. Damit deutet sich eine mögliche Trendabschwächung (kein Trendwechsel!) an, die entlang der flacheren hellgrünen Linien verlaufen könnte.
Noch ist diese Trendabschwächung aber nicht bestätigt. Der S&P 500 bildete am Freitag eine Umkehrkerze an der zweiten hellgrünen Linie von oben aus (grüner Pfeil). Dreht er dort wieder nach oben, dann liefe das nur auf einen erneuten Test des Ausbruchs über das Hoch vom Mai (1) hinaus (blaue Linie), bei dem zugleich eine kleine Kurslücke (graues Rechteck) von Mitte September geschlossen worden wäre.
Das wäre bullish zu werten, insbesondere wenn der Kurs danach zügig über die strichpunktierte rote Abwärtslinie und die Mittellinie des steilen Trends steigt (blaues Szenario). Danach sollte zumindest die oberste hellgrüne Linie wieder erreicht werden. Prallt der Kurs dort wieder ab, wäre die Trendabschwächung trotzdem bestätigt. Anderenfalls wird der bisherige steilere Trend fortgeführt.
Wie geht es nun weiter – die zwei wichtigsten Szenarien
Bearish wäre folglich, wenn der S&P 500 nun sowohl unter die blaue als auch die hellgrüne Linie fällt und dabei insbesondere unter der strichpunktierten rote Linie bleibt. Dann hätte der US-Leitindex noch an der unteren Trendlinie des steilen Trends die Chance, wieder nach oben zu drehen. Die Überwindung der vielen neuen Widerstände dürfte dann jedoch schwer fallen, so dass danach ein Rückfall bis an die nächste hellgrüne Linie (bei ca. 1.650 Punkte) am wahrscheinlichsten ist. Wenn die Schwäche dann weiter anhält, ist auch ein Rückgang bis an die unterste hellgrüne Linie bei rund 1.600 Punkten möglich.
Die Entscheidung, in welche Richtung der S&P 500 sich demnächst bewegt, dürfte also in den kommenden Tagen fallen, denn die entsprechenden, sich kreuzenden Linien zwingen den Kurs mit der Zeit unweigerlich dazu.
Ihr Torsten Ewert
Stockstreet GmbH