
Versuchen Sie es noch einmal mit einem anderen Suchbegriff
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1443 (07.46 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24
Handelsstunden bei 1.1392 im europäischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf
113.03. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.35. EUR-CHF oszilliert bei 1.1022.
Janet Yellen sprach gestern vor dem US-Kongress.
In einem Punkt stimmen wir mit ihr zu 100% überein. Sie sagte, dass die öffentliche US-Verschuldung vor dem
Hintergrund der aktuellen Besteuerung und Ausgabenpolitik nicht tragfähig sei.
Aber auch das werden die maßgeblichen Ratingagenturen, die alle einen starken US-Hintergrund haben,
voraussichtlich überhören. Zumindest liefert die anekdotische Evidenz ihres Verhaltens im bilateralen Verkehr mit den
USA keine andere Prognosemöglichkeit.
Ein heschätzter Kollege will gerade den Begriff Gleichschaltung diskutieren. Sie dürfen sich sicher sein, dass ich das
sofort kategorisch ablehnte. Das erfordert die politische Korrektheit.
Heute werden wir bzüglich eines Teils der öffentlichen US-Haushaltslage harte Daten bekommen. Das Federal Budget
soll per Juni ein Defizit in Höhe von 35 Mrd. ausweisen. Im Vorjahr lag der Haushalt noch bei einem Überschuss in
Höhe von 6,3 Mrd. USD.
Betrachtet man die ersten fünf Monate der Jahre 2017 und 2016 ergibt sich im Federal Budget per 2016 ein Defizit in
Höhe von 191,4 Mrd. USD und im laufenden Jahr ein Defizit in Höhe von 222,9 Mrd. USD. Ergo nimmt das Defizit
deutlich zu. Unterstellt man, dass die Juni-Prognose richtig ist, ergibt scih im ersten Halbkjahr 2017 eine Zunahme bei
dieser Teilmenge der öffentlichen Verschuldung um knapp 73 Mrd. USD.
Erinnern wir uns: Per 2016 stellte sich das öffentliche US-Haushaltsdefizit laut US-Treasury auf 5,5% des BIP!
Fazit:
Es scheint nicht besser zu werden, ganz im Gegenteil! Sind wir jetzt auf dem Weg zu 6% und mehr Defizit?
Spielen nur europäische Haushaltsdefizite an Finanzmärkten, bei Ratingagenturen und in der Politik eine Rolle?
Frau Yellen sagte aber noch mehr. In den gestrigen Verlautbarungen sprach die Chefin der Federal Reserve von einer
robusten US-Konjunktur, die behutsame Zinserhöhungen und einen sukzessiven Abbau der Bilanz der Fed vertragen
könne.
Kombinieren wir den Begriff „robuste Konjunktur“ mit dem für die USA schwachen Wachstum von weniger als 2%, das
seit Beginn 2016 nur mit exorbitant großen Haushaltsdefiziten erreicht wird.
Dieser Begriff „robuste Konjunktur“ ist ein Narrativ, das einer ernsthaften Analyse nicht ansatzweise standhält.
Um es aufgenfälliger zu machen, stellen wir die Frage anders:
Wo wäre das aktuelle Wachstum der Eurozone bei einem Haushaltsdefizit in Höhe von 6% des BIP?
Zurück zu den USA:
Wir nehmen zur Kenntnis, was Frau Yellen vermeintlich sieht – mit Robustheit hat das nichts zu tun.
Entsprechend hat auch der Finanzmarkt reagiert.
Implizit ruderte gestern die gute Dame an der Spitze der Federal Reserve zurück, Verbalakrobatik hin oder her.
Die Daten aus der Eurozone sind nach wie vor herzerfrischend!
Die Industrieproduktion der Eurozone setzte per Berichtsmonat Mai nachhaltige positive Akzente. Es kam unerwartet zu
einem Anstieg im Moantsvergleich um 1,3%. Die Prognose lag bei 1,1%. Im Jahresvergleich lag der Zuwachs bei 4,0%
(Prognose 3,6%) nach zuvor 1,2%. Das war der höchste Wachstumsclip im Jahresvergleich seit 2011!
Mein Kollege fragt sich gerade, was diese Zahlen wohl in der volkswirtschaftlichen Abteilung der EZB bewirken. Meine
Antwort lautet: Keiner kann das so genau wissen ….
Fassen wir zusammen:
Die Eurozone wächst deutlich oberhalb ihres Potentials, die Dynamik nimmt zu, die Treiber sind nicht Kredit, sondern
maßgeblich wiederkehrende Einkommen und die EZB ziert sich, ihre Extrempolitik einzudämmen.
Die USA wachsen mit den schwächsten Clip seit 2010/2011, die Dynamik ist unausgeprägt, die Treiber sind maßgeblich
Kredit und die Federal Reserve spricht von Robustheit und will Zinsen behutsam erhöhen und die Bilanz der Fed
verkürzen.
Finden Sie den Fehler bezüglich der Begriffe Verantwortung und Logik?
„Food for thought!“
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des
Unterstützungsniveaus bei 1.1270-1.1130 dreht den Bias zu Gunsten des USD.
Viel Erfolg!
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