Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Ölpreise schwanken momentan im Bereich der Marke von 50 US-Dollar je Barrel. Seit mittlerweile mehreren Monaten tendieren die Kurse seitwärts. Dabei hat sich die Volatilität im Vergleich zu den Vorjahren deutlich reduziert. Interessant ist vor allem die Ausbildung eines charttechnischen Dreiecks – der Ausbruch aus dieser Formation dürfte mittelfristig für neue Dynamik sorgen.
Rückblick: Erholung nach ausgedehnter Talfahrt
Die Ölpreise befanden sich zwei Jahre lang auf Talfahrt und drehten erst zu Beginn des laufenden Jahres wieder nach oben. Während ein Barrel (159 Liter) Öl der Nordsee-Sorte Brent im Januar zeitweise unter 30 Dollar zu haben war, kostete dieselbe Menge im Juni bereits wieder rund 50 Dollar. Aktuell notiert das Öl bei 48,35 Dollar. Bis zum Jahr 2014 notierte das Brent-Öl allerdings noch oberhalb von 100 Dollar. Insgesamt gesehen festigte sich das Rohöl auf niedrigem Kursniveau.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Brent-Öls seit Oktober 2015 dargestellt (in US-Dollar je Barrel):
Spekulationen um Förderkürzungen
Bewegt wird der schwarze Rohstoff immer wieder von der Diskussion um eine mögliche Förderkürzung seitens der exportierenden Länder. Seit Jahren wollen einige Opec-Staaten aufgrund des weltweiten Überangebots eine künstliche Verknappung des Rohstoffes herbeiführen, um den Preis zu stabilisieren. Dies scheitert jedoch stets an dem Bestreben zweier Staaten, den eigenen Marktanteil so groß wie möglich zu halten: Saudi-Arabien und Iran fördern um die Wette. Die ölreichen Länder akzeptieren dafür auch deutlich niedrigere Verkaufspreise. Das nächste Treffen der Opec-Länder findet Ende September in Algerien statt. Experten geben einer möglichen Förderkürzung jedoch auch dieses Mal nur eine sehr geringe Chance.
Ölbohranlagen in den USA steigen wieder
Gedeckelt wird der Ölpreis auch von verschiedenen Daten aus den USA. Nachdem die Anzahl der Ölbohrtürme im vergangenen Jahr massiv eingebrochen war, geht es diesbezüglich mittlerweile wieder aufwärts. In der zurückliegenden Woche kletterte die Anzahl der aktiven Bohranlagen in Amerika um sieben auf 414 Türme. Im Vorjahreszeitraum lag der Wert allerdings noch bei 652 Stück. Ein steigender Ölpreis lässt die US-Fracking-Industrie schnell wieder aktiver werden, was den Ölpreis generell in Schach hält.
Charttechnik: Dreiecks-Formation ausgebildet
Aus charttechnischer Sicht ergibt sich beim Öl eine interessante Formation. Über die vergangenen Monate hat sich ein Aufwärtstrend ausgebildet, welcher weiterhin intakt ist. Die maßgebliche Trendlinie verläuft aktuell bei rund 44 US-Dollar für das Brent-Öl.
Gleichzeitig hat sich im vergangenen Jahr jedoch auf der Oberseite eine negative Korrekturlinie gebildet. Knapp über 50 US-Dollar verläuft dieser flache Abwärtstrend. Bislang scheiterte die Öl-Notierung stets an der genannten Trendlinie.
Im großen Bild läuft das Rohöl damit in ein charttechnisches Dreieck hinein. Momentan ist Öl zwischen diesen beiden wichtigen Chartlinien gefangen. Ein Ausbruch über die Korrekturlinie würde neues Potenzial bis in den Bereich von 60 Dollar eröffnen. Dagegen würde ein Ausbruch auf der unteren Seite des Dreiecks bzw. ein Rutsch unter die mehrmonatige Aufwärtstrendlinie für negative Signale sorgen. In diesem Szenario wäre nach charttechnischen Kriterien ein Kursziel von rund 41,70 Dollar wahrscheinlich.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski