Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
nach der massiven Talfahrt der Ölpreise in den Jahren 2014 und 2015 hat sich die Lage mittlerweile wieder beruhigt. Der Abverkauf wurde längst beendet, es ist wieder Normalität am Rohölmarkt eingekehrt. Die Schwankungsbreite der Notierungen liegt aktuell eher im Normalmaß. Auf niedrigem Kursniveau könnte uns in den nächsten Monaten eine Seitwärtsbewegung bevorstehen.
Öl: Beruhigung nach ausgedehnter Talfahrt
Die Ölpreise befanden sich zwei Jahre lang auf Talfahrt und drehten erst zu Beginn des laufenden Jahres wieder etwas nach oben. Während ein Barrel (159 Liter) Öl der Nordsee-Sorte Brent im Januar zeitweise unter 30 Dollar zu haben war, kostete dieselbe Menge im Juni bereits wieder rund 50 Dollar. Aktuell notiert das Öl bei 47,65 Dollar.
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Brent-Öls seit Januar 2016 dargestellt (in US-Dollar je Barrel):
Der Anstieg der vergangenen Monate scheint heftig zu sein – für das große Bild muss jedoch ein längerfristiger Zeithorizont betrachtet werden. Bis zum Jahr 2014 notierte das Brent-Öl noch oberhalb von 100 Dollar. Insgesamt gesehen bleibt festzuhalten: Die Öl-Notierungen haben sich auf niedrigem Kursniveau stabilisiert.
Rohöllager weiterhin voll
Grundsätzlich rechnen Experten in den kommenden Jahren wieder mit einer leichten Ausdehnung der weltweiten Ölnachfrage. So erwartet das größte Opec Land Saudi-Arabien im Jahr 2017 einen gesteigerten Bedarf von 1,2 Millionen Barrel auf 95,3 Millionen Barrel täglich.
Allerdings kann sich auch das Öl-Angebot schnell wieder ausweiten. Saudi-Arabien und der Iran fördern seit einigen Monaten um die Wette und haben keinerlei Pläne, die Quoten zu senken. Hinzu kommt, dass bei einem steigenden Ölpreis die US-Fracking-Industrie wieder aktiver werden würde, was den Ölpreis tendenziell in Schach hält.
Ohnehin sind die Öllager nach der Angebotsschwemme der letzten beiden Jahre noch sehr voll. Nach Angaben des American Petroleum Institut (API) sind die Lagerbestände in Amerika in der vergangenen Woche sogar wieder um 2,2 Millionen Barrel gestiegen.
Charttechnik: Seitwärtsbewegung wahrscheinlich
Aus charttechnischer Sicht ist der Aufwärtstrend der vergangenen Monate weiterhin intakt (siehe vorherige Rohstoffdienst-Analysen). Die maßgebliche Trendlinie verläuft aktuell bei rund 46 US-Dollar für das Brent-Öl.
Gleichzeitig hat sich auf der Oberseite seit Juni jedoch eine kleine Korrekturlinie ausgebildet. Momentan ist die Ölnotierung zwischen diesen beiden wichtigen Chartlinien gefangen. Ein Ausbruch über die Korrekturlinie würde kurzfristiges Potenzial bis zum Widerstand bei 53,6 Dollar eröffnen. Ein Rutsch unter die mittelfristige Trendlinie würde dagegen kurzfristig weiteren Verkaufsdruck signalisieren. Auf der Südseite sorgt dann die Unterstützung bei 43,4 Dollar für Stabilität. Übergeordnet ist mittelfristig mit einer Seitwärtsbewegung zwischen den genannten Chartmarken zu rechnen.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski