Das erste Halbjahr war insgesamt sehr erfolgreich für den DAX. Seit Mitte Mai gab es jedoch einen Rücksetzer von vier Prozent. Die Stimmung hat sich kurzfristig eingetrübt, bedingt durch enttäuschende Daten zu Exporten und zum verarbeitenden Gewerbe. Die Inflationsrate bleibt jedoch der entscheidende Faktor. Das nächste Update ist für Montag um 14 Uhr geplant. Historisch betrachtet ist der Juli für den deutschen Leitindex der viertstärkste Monat des Jahres.
Verarbeitendes Gewerbe tief in der Rezession, Exporte nach China brechen ein
Investoren hatten zunächst Grund zur Freude: Der DAX legte in der ersten Jahreshälfte um neun Prozent auf über 18.235 Punkte zu. 2024 stellte zudem ein Rekordjahr für Dividenden dar, mit Ausschüttungen von 52,9 Milliarden Euro. Mitte Mai konnte der Leitindex sogar ein Plus von 13 Prozent vorweisen. Doch die Stimmung hat sich kurzfristig eingetrübt. Das verarbeitende Gewerbe rutschte im Juni erneut tiefer in die Rezession, gleichzeitig brachen im Mai die Exporte nach China um 14 Prozent ein. Die wirtschaftliche Flaute in Deutschland hält vorerst an. Hinzu kommt, dass die Inflation nicht endgültig besiegt ist, was die Zinserwartungen dämpft und die Unsicherheit unter den Anlegern verstärkt.
DAX-Kursgewinne trotz heimischer Flaute
Die Finanzwelt scheint sich von der Realwirtschaft abgekoppelt zu haben – so der erste Eindruck angesichts der starken DAX-Performance trotz stagnierender Konjunktur. Doch die Realität ist komplexer. DAX-Konzerne sind stark exportorientiert und erzielen den Großteil ihrer Einnahmen im Ausland. Nur 23 Prozent des Umsatzes werden im Inland generiert, während 36 Prozent der Belegschaft in Deutschland arbeiten. China, oft als wichtigster Handelspartner betrachtet, liegt nach Umsatz zwar vorne, aber nur auf Platz vier bei den Exporten. Die USA führen hier die Liste an, gefolgt von Frankreich und den Niederlanden. Dies verdeutlicht, dass die Gewinne der DAX-Unternehmen aus internationalen Märkten stammen und weniger von der heimischen Wirtschaft abhängen.
SAP (ETR:SAPG): Der große Gewinner des ersten Halbjahres
Im ersten Halbjahr schlossen 24 von 40 Aktien im DAX im positiven Bereich ab, wobei elf davon zweistellige Kursgewinne erzielten und neun sogar über 20 Prozent zulegten. Auf der anderen Seite verzeichneten acht Aktien zweistellige Verluste, wobei fünf Titel über 20 Prozent im Minus waren. Siemens Energy (ETR:ENR1n) (103 Prozent) führt die Gewinnerliste an. Auch Rheinmetall (ETR:RHMG) (66 Prozent) war ein herausragender Performer. Ebenfalls stark nachgefragt waren Bankentitel: Die Commerzbank (ETR:CBKG) (32 Prozent) sicherte sich den vierten Platz, dicht dahinter folgte die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) (21 Prozent) auf dem achten Platz.
SAP landete noch auf dem Podium, war aber der eigentliche Gewinner des Halbjahres. Der Softwarekonzern steigerte seine Marktkapitalisierung um 36 Prozent auf 221,74 Milliarden Euro und ist das wertvollste Unternehmen im DAX. SAP ist über fünfeinhalb Mal so hoch bewertet wie die zwei renditestärksten Titel aus der ersten Jahreshälfte zusammen und übertrifft sogar den Gesamtwert aller vier großen Autohersteller (BMW (ETR:BMWG), Mercedes-Benz (ETR:MBGn), Porsche AG (ETR:P911_p), Volkswagen (ETR:VOWG)).
Inflationsdaten am Montag entscheidend für DAX-Richtung
Die Inflationsrate bleibt der maßgebliche Indikator. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an, und Anleger hoffen auf schnelle Fortschritte, da dies eine zweite Zinssenkung in den nächsten Monaten rechtfertigen würde. Das größte Risiko ist eine hartnäckige Inflation. Wenn die Zinsen auf hohem Niveau verharren, bleiben für DAX-Konzerne zum einen die Kosten für die Aufnahme oder Refinanzierung neuer Schulden. Zum anderen geraten die Margen unter Druck, was zu niedrigeren Gewinnen führt oder dazu, dass die Kosten direkt an die Kunden weitergegeben werden müssen. Die Verbraucherpreisdaten für Deutschland (Montag um 14 Uhr) könnten bestimmen, ob der DAX die leichte Korrektur der letzten Wochen ausweitet oder einen Angriff auf das Rekordhoch startet.
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