Schafskälte: schlecht für den DAX?

Veröffentlicht am 08.06.2022, 20:54
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Liebe Leserinnen und Leser,

trotz aller Kritik am Thema Statistik und seiner Aussagekraft ("traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast") kann es nicht schaden, sich u.a. etwas genauer mit den entsprechenden Kurs-Besonderheiten, die beim DAX zu beobachten sind, zu beschäftigen. Dazu zählen z.B. sogenannte saisonale Muster. Diese versuche ich anhand der monatlichen DAX-Statistiken sichtbar zu machen. Die Auswertungen der entsprechenden Kurshistorien zeigen, dass es tatsächlich bestimmte Monate gibt, in denen der DAX fast immer gut performt. Umgekehrt gibt es aber auch einige tendenziell schlechte DAX-Monate.

Heute wollen wir uns den Monat Juni etwas genauer anschauen. Der Juni ist bekanntermaßen der erste Sommermonat des Jahres. Meteorologisch beginnt der Sommer am 1. Juni. Der längste Tag des Jahres, der auf der Nordhalbkugel auf den 21. Juni fällt, markiert gleichzeitig den kalendarischen Sommeranfang. Im Juni kommt es typischerweise aber meist auch zu einem gar nicht sommerlichen Phänomen: der sogenannten Schafskälte, einem Kälteeinbruch mitten im Sommer. Folgt dem Temperatursturz auch ein DAX-Sturz? Die folgende Juni-Auswertung umfasst, wie auch die bisherigen Auswertungen, die letzten 34 Jahre (1988 bis 2021).

Performance: positiv oder negativ?
In einem ersten Schritt wird ermittelt, ob in den letzten 34 Jahren der jeweilige Juni mit einer positiven oder mit einer negativen Performance abgeschnitten hat. Ausschlaggebend hierbei ist die Differenz zwischen dem Monats-Schlusskurs und dem Monats-Eröffnungskurs. Unter dem Strich hat der DAX dabei im Monat Juni 19-mal positiv performt, 15-mal dagegen negativ. Ergibt eine „Trefferquote“ von ca. 56 %. Geht so, eher Durchschnitt.

In der Kategorie „Trefferquote“ gibt es tatsächlich wesentlich bessere Ergebnisse, aber auch schlechtere.

Juni: alle Ergebnisse in der Übersicht
Jetzt stellt sich natürlich auch die Frage, wie gut entwickeln sich eigentlich die positiven Juni-Monate bzw. wie schlimm fallen dagegen die negativen Juni-Monate aus. Bei einer unterstellten Anlage von 100.000 € wird das beste Juni-Ergebnis dabei im Jahr 2003 erzielt mit einem Gewinn von 7.678,22 €. Das schlechteste Juni-Ergebnis hingegen stammt aus dem Jahr 2008 mit einem Verlust von -9.584,58 €. Das nachfolgende Schaubild zeigt, dass sich im Monat Juni die entsprechenden Gewinne und Verluste über die gesamte Betrachtungsperiode fast gleichmäßig verteilen bzw. ausgleichen. Nur die beiden schlechtesten Ergebnisse weichen hiervon etwas ab.
Juni-Ergebnisse DAX

"Profitfaktor“
Zusammengezählt ergeben die 19 positiven Juni-Ergebnisse einen Gesamtgewinn von 63.002,38 €, die 15 negativen Juni-Ergebnisse dagegen kommen auf einen Gesamtverlust von -61.453,65 €. Wird nun der Gesamtgewinn durch den Gesamtverlust geteilt, erhält man den sogenannten „Profitfaktor“ in Höhe von lediglich 1,03.

Der bisher beste Monat (April) in dieser Kategorie weist übrigens einen „Profitfaktor“ in Höhe von 4,39 auf. Ausschlaggebend hierbei ist ein besonders positives Verhältnis zwischen dem Gesamtgewinn und dem Gesamtverlust, was beim Monat Juni definitiv nicht der Fall ist.

Durchschnittlicher Gewinn / Verlust
Der durchschnittliche Gewinn der 19 positiven Juni-Ergebnisse beträgt übrigens 3.315,91 €, der durchschnittliche Verlust der 15 negativen Juni-Ergebnisse beträgt -4.096,91 €.

Fazit
Statistisch gesehen handelt es sich beim Juni um einen eher durchschnittlichen bis schlechten Monat für den DAX. Vielleicht liegt es ja an der Schafskälte, zumindest was den Profit-Faktor angeht.

Der DAX hat den Juni 2022 übrigens mit 14.478,37 Punkten begonnen, stieg am Pfingstmontag kurzfristig über 14.700 Punkte, aktuell (Schlusskurs vom 8. Juni) notiert er bei 14.445,99 Punkten.

Wo der DAX zum Monatsende Juni schlussendlich steht, werden wir dann sehen. Obwohl es durchaus auch einige positive Argumente gibt, sind und bleiben die Börsen nervös, was insbesondere an der unheilvollen Mischung aus Krieg, steigender Inflation und der Angst vor wirtschaftlichen Problemen liegt.

Nachfolgend eine Gesamtübersicht der wichtigsten Zahlen der bisher untersuchten / vorgestellten Monate im Vergleich. Ganz rechts in der Übersicht sind die heute besprochenen Juni-Zahlen zu sehen.
Gesamtübersicht Jan.-Juni

Wie bereits erwähnt, soll obige Statistik ein bisschen dabei helfen, den DAX insgesamt besser zu verstehen, unabhängig von meinem „16-Faktoren-DAX-System“. In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal betonen, dass es sich beim „16-Faktoren-DAX-System“ um eine langfristig ausgerichtete Anlagestrategie handelt, und nicht um eine Kurzfrist-Anlage, die mit Hilfe statistischer Erkenntnisse eines einzelnen Monats gesteuert wird (z.B. DAX-Investition nur im „guten“ DAX-Monat April).

Wichtiger Hinweis
Was genau steckt hinter dem „16-Faktoren-DAX-System“, wie ist es konstruiert, wie ist die Funktionsweise? Wichtige grundsätzliche Informationen, Erklärungen und Erläuterungen dazu, außerdem eine Darstellung aller bisherigen Ergebnisse und Kennzahlen finden Sie hier.

Ich hoffe, dass Ihnen der kurze Ausflug in die Welt der Statistik (heute DAX-Statistik zum Monat Juni) gefallen hat. Bitte beachten: Statistiken sind kein Ersatz für das eigene Urteil! Wenn Sie neugierig geworden sind, schauen Sie sich einfach auch meine anderen Blogbeiträge an.

Also dann - einen schönen Tag noch und bis bald…

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