Das Jahr neigt sich langsam dem Ende und die letzte volle Handelswoche vor Weihnachten und Sylvester ist vollgepackt mit wichtigen Terminen. Auf der Agenda stehen vier Zentralbanksitzungen, die Einkaufsmanagerindizes per Dezember sowie einige Arbeitsmarkt- und Konsumberichte aus vielen Ländern. Nicht eine einzige große Volkswirtschaft entkommt der Bekanntgabe von marktbewegenden Daten. Vor diesem Hintergrund bleibt das Hauptaugenmerk auf den US-Dollar gerichtet. Am Montag schickten die Investoren den Greenback erneut nach unten und läuteten damit die vierte Verlustwoche in Folge ein. Niedrige Zinsen, die Diversifizierung der Reserven und die weltweite Einführung von Impfstoffen sind alles Gründe für den Dollar-Verfall. US-Aktien konsolidierten, aber die Rekordjagd in diesem Monat spiegelt die enorme Umschichtung in Risikoanlagen wider, was damit einhergeht, dass der Dollar als sicherer Hafen nicht mehr gefragt ist.
Die bevorstehende Sitzung der Federal Reserve in dieser Woche liefert einen weiteren Grund für die Talfahrt des Dollars. Denn die Spekulationen nehmen zu, dass die Zentralbank nach ihrer zweitägigen Sitzung die Wertpapierkäufe erhöhen und die Laufzeiten der Anleihen, die sie kauft, auf das lange Ende der Kurve verlagern könnte. Zudem könnte die Fed zu einer erfolgsabhängigen Guidance übergehen, die eine Straffung der Geldpolitik an konkrete Ziele koppelt. Neben diesen Änderungen werden auch der Tenor des Fed-Vorsitzenden Powell sowie Anpassungen ihrer Wirtschaftsprognosen eine Rolle spielen. Zinsänderungen werden nicht erwartet. Für die Federal Reserve wird der Einfluss des Impfbeginns im Vergleich zur Arbeitslosigkeit bewertet werden, und wir wären nicht überrascht, wenn Powell einen Hauch von Optimismus an den Tag legen würde, selbst wenn die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung steigen. Der Dollar ist stark überverkauft und es braucht nicht viel für ein Short-Covering. Auftrieb könnte der Dollar auch durch die Einzelhandelsumsätze erhalten, die wenige Stunden vor dem FOMC-Ergebnis bekannt gegeben werden sollen. Ökonomen erwarten, dass die Ausgaben sinken werden, aber da die Löhne steigen und die Online-Ausgaben neue Rekordhochs erreichen, ist das Risiko eher nach oben gerichtet. Zu guter Letzt werden die Investoren auch die anhaltenden Gespräche über das Corona-Hilfspaket beobachten.
Der Appetit des Marktes auf den US-Dollar wird die Entwicklung vieler Währungen bestimmen, aber es gibt genug Daten aus aller Welt, die zu großen Bewegungen an den Devisenmärkten führen können. Zusätzlich zu den USA stehen auch in Großbritannien, Japan und der Schweiz geldpolitische Bekanntmachungen an. Die Sitzungen der Bank of Japan und der Schweizer Nationalbank lösen in der Regel keine großen Marktbewegungen aus, aber der Ausblick der Bank of England könnte einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie sich das Pfund Sterling entwickelt. Dank der Zusage von Vertretern des Vereinigten Königreichs und der EU, die Gespräche über die ursprüngliche Frist hinaus fortzusetzen, legte das GBP am Montag kräftig zu. Noch ist nichts entschieden und die Schlagzeilen könnten sich jederzeit ins Negative umkehren, weshalb die BoE auch weiterhin einen pessimistischen Ton anschlagen dürfte. Neben der BoE werden auch die Einkaufsmanagerindizes, die Verbraucherpreise, die Arbeitsmarktdaten sowie die Einzelhandelsumsätze aus Großbritannien veröffentlicht, was die Woche für das Pfund Sterling zu einer besonders spannenden macht.
Der Euro setzte seine Rallye fort und näherte sich gegenüber dem US-Dollar (EUR/USD) bis auf einen Pip seinem Zweieinhalb-Jahreshoch. Eine breit angelegte Schwäche des US-Dollars und stärkere Zahlen zur Industrieproduktion in der Eurozone unterstützten die Gemeinschaftswährung. Die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone und der deutsche IFO-Bericht werden im Laufe dieser Woche veröffentlicht. Die jüngsten Lockdowns sollten die Aktivitätsdaten nach unten treiben, aber die Erwartungskomponente des IFO könnte aufgrund des Impfoptimismus zunehmen. Aber selbst wenn es dazu kommt, ist die Entscheidung der deutschen Regierung, bis zum 10. Januar einen landesweiten Lockdown zu verhängen, ein großes Problem für die Wirtschaft und damit auch für den Euro. Die Regierung hatte zuvor erwogen, die Geschäfte nach den Weihnachtsfeiertagen zu schließen, aber die Zahl der Corona-Fälle und Todesopfer stieg so stark an, dass die Verantwortlichen der Meinung waren, dass ein weitreichende Lockdown sofort notwendig sei. Italien könnte folgen, da die Zahl der Todesfälle höher ist als in Großbritannien.
Für die Rohstoffwährungen (AUD, NZD, CAD) sind die wichtigsten Termine der australische Arbeitsmarkt, das neuseeländische BIP für das dritte Quartal und der kanadische Inflationsbericht. Alle drei konnten am Montag ihre Gewinne gegenüber dem Greenback ausbauen und wir erwarten rundum Verbesserungen in den Daten. Durch die Wiedereröffnung des Bundesstaates Victoria ist in Australien mit weiteren Beschäftigungsgewinnen zu rechnen. Viele Länder verzeichneten ein starkes drittes Quartal, und Neuseeland bildet hier keine Ausnahme. Die Inflation in Kanada sollte angesichts des starken Anstiegs der Preiskomponente im IVEY PMI ebenfalls höher ausfallen.