Hin und wieder fragt man sich ja, wie das alles an den Börsen zusammenhängt und ob Nachrichten wirklich zu Kursverlusten führen oder ob diese Kursverluste auch ohne diese Nachrichten entstanden wären. Wie ich darauf komme?
Wie Sie vielleicht wissen, hat Stockstreet einen Stimmungsindikator auf den Weg gebracht, das Trader-Sentiment und danach war mit dem Einbruch in dieser Woche zu rechnen (siehe weiter unten). Beim Trader-Sentiment wird explizit die kurzfristige Einschätzung von Tradern für die kommende Woche abgefragt. Und diese Trader sollen nicht nach ihren Analysen, sondern nach ihrem Bauchgefühl abstimmen. Keineswegs geht es bei dieser Sentimentumfrage nämlich darum, richtig oder falsch zu liegen.
Wir sind der Meinung, es gäbe ein Mainstreamgefühl, das meistens falsch liegt. Ich selbst handle oft konträr zu meinem eigenen Mainstreamgefühl. Wenn ich also morgens aufwache und denke, jetzt geht die Welt unter, kaufe ich, und wenn ich euphorisch werde, fange ich an, Positionen abzustoßen… Das war auch der Grund für die Entstehung des Trader-Sentiments.
Die Ergebnisse, die durch eine vierstellige Anzahl von Teilnehmern bei jeder Umfrage erzielt werden und die nun schon für bald einem Jahr vorliegen, sind höchst beachtlich. Das erlaubt uns spezielle Interpretationen im Zusammenhang mit dem Marktgeschehen.
Ich zitiere aus der Montagsausgabe dieser Woche:
Viele Anleger wurden vom "Bären" zum "Bullen"
Überraschend ist nun, und das ist in der Grafik […] zu sehen, dass plötzlich sehr viele Voting-Teilnehmer wieder auf die Bullenkoppel gewechselt sind. Nach nur 38,40 Prozent in der Vorwoche, sehen nun 53,41 Prozent (Veränderung: +15,01 Prozentpunkte) steigende Kurse. Und sie erwarten damit einen Ausbruch aus der gut 5-wöchigen Seitwärtsbewegung, denn der Dax steht ja zurzeit bereits am oberen Ende der Range.
Gestiegener Optimismus ist Nährboden für DAX-Korrektur
Doch genau diesen Ausbruch sehen wir nicht. Wir glauben stattdessen, dass der gestiegene Optimismus nun endlich die saisonal schwache Phase auch im DAX ermöglicht, die in den US-Indizes längst im Gange ist und aktuell nur von einer Gegenbewegung begleitet wird.“
Es zeichnete sich ab
Folgt man diesen Zahlen und meiner charttechnischen Betrachtung der vergangenen Woche, ist die Konsolidierung in dieser Woche alles andere als ungewöhnlich.
Aber wie hängt das dann mit den Nachrichten, speziell denen zu Syrien, zusammen? Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder gut informierte institutionelle Anleger haben mit einer solchen Entwicklung in Syrien gerechnet und verkauft, so dass sich diese Verkäufe (gerade in den USA) am Chart ablesen ließen oder aber die Zeit war einfach reif für eine Konsolidierung – wahrscheinlich stimmt beides.
Für uns ist aber auch diese Entwicklung wieder einmal eine Bestätigung, dass unsere Analyseinstrumente gut funktionieren. Die Charttechnik zeigt Veränderungen oft früh genug an, das Sentiment ist enorm wichtig und die saisonalen und statistisch relevanten Faktoren müssen in die allgemeine Betrachtung mit einbezogen werden. Unterm Strich ist das alles, was man für vernünftige Börsenanalysen braucht…
DAX kämpft mit ehemaligen Allzeithoch
Der DAX hat durch den Einbruch wieder das Kursniveau seines ehemaligen Allzeithoch bei 8.151 Punkten erreicht. Sie wissen vielleicht noch, ich hatte damals vermutet, dass der Kampf um diese Marke vielleicht länger anhalten wird. Und genau das zeichnet sich mittlerweile ab.
Im Prinzip kämpft der DAX bereits seit März dieses Jahres mit dieser Marke und damit mit der Frage, ob zumindest für Deutschland die nun über 13 Jahre anhaltende Krisenzeit vorbei ist. Offenbar sind sich die Anleger hier noch nicht so ganz sicher – aber die Entscheidung wird fallen. Für uns wichtig ist: Je länger der Kampf dauert, desto nachhaltiger wird die anschließende Bewegung – egal für welche Richtung sich der DAX schlussendlich entscheidet.
Heute wurde die Kurslücke, die in der Aufwärtsbewegung zuvor gerissen wurde (blaues Rechteck), geschlossen. Hier könnte sich ein erster Boden bilden und die Konsolidierung stoppen. Aber in den meisten Fällen ist der erste Bodenversuch nicht der letzte. Etwas wahrscheinlicher ist somit, dass die Kurse (nach der Target-Trend-Methode) erst im Bereich der 7.930er Marke einen möglichen Boden finden. In dem Chart oben entspräche das einem Test der blauen Trendlinie.
Jochen Steffens
Stockstreet GmbH