Ausgehend von einem Tief bei 23,97 US-Dollar konnte sich der Silberpreis im Zuge der deutlichen Erholung am Goldmarkt (1.998 US-Dollar) nochmals bis auf knapp über 26 US-Dollar (26,22 US-Dollar) erholen. Seit jenem Top am Ostermontag kennen die Edelmetall-Notierungen aber nur noch den Weg gen Süden und so rutschte der Silberpreis zuletzt mit 22,89 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar. Wir sind in den letzten Wochen klar von einer bereits Anfang März gestarteten Korrektur im Edelmetall-Sektor ausgegangen und sehen uns mit den neuen Verlaufstiefs darin nun auch bestätigt.
Globaler Anleihenmarkt vom 24.April 2022. ©Holger Zschaepitz
Der Hintergrund für den starken Verkaufsdruck an den Finanzmärkten ist ein teuflischer Mix aus hoher Inflation, dem geopolitischen Drama in der Ukraine sowie vor allem den massiv gestiegenen Renditen bei den US-Staatsanleihen. So sorgt das Platzen der größten Anleihen-Blase aller Zeiten in den letzten Monaten für zunehmenden Stress im gesamten Finanzsystem. Getrieben von der Zinserhöhungsrhetorik der amerikanischen Zentralbank und den explodierten Inflationszahlen sind hier seit dem Allzeithoch Mitte des letzten Jahres bereits gut 7 Mrd. USD vernichtet worden. Das sorgt für enormen Druck auf die Aktien-, Kredit- und Immobilienmärkte. Die Aktien- und Kryptomärkte befinden sich bereits seit November in einem Bärenmarkt. Es ist zu befürchten, dass trotz der teilweise bereits dramatischen Verluste bei den Tech-Aktien (NYSE:XLK) die Verkaufslawine weiter Fahrt aufnehmen wird. Es riecht nach dem Sommer 2008 und einem üblen Liquiditäts-Crunch, der auch die Edelmetallpreis nicht verschonen wird.
Unsere vermutete Seitwärtsspanne für den Silberpreis zwischen 24 und 26 US-Dollar wurde dementsprechend am Montag unterschritten und Silber dürfte in den kommenden Wochen mit hoher Wahrscheinlichkeit bis in den breite Unterstützungszone zwischen 21 und 22,50 US-Dollar zurückfallen. Auch ein Unterschreiten dieser Zone ist aufgrund der zunehmenden Risk-Off Mentalität unter den Marktteilnehmern sehr wahrscheinlich. Wie lange und wie tief der Liquiditäts-Crunch wüten wird, ist noch nicht abzusehen. Anleger sind gut beraten, sehr defensiv und vorsichtig zu agieren. Eine hohen Liquiditätsquote ist in diesem unsicheren Umfeld Pflicht, völlig unabhängig davon, ob man sich angesichts der hohen Inflation damit wohlfühlt. Erst im Sommer oder Herbst könnte sich dann allerdings eine geniale Kaufchance sowohl bei den Edelmetallen als auch bei den Aktien ergeben.
Wir nehmen die aktuelle Lage sehr ernst und erwarten bis zum Herbst eine Verschärfung der Korrektur an den Finanzmärkten, denn jeder Marktteilnehmer ist nun bemüht, seine Schäfchen noch irgendwie ins Trockene zu bringen. Vor allem die kollabierenden Aktienmärkte und die Tech-Stocks dürften ungeachtet kurzfristiger Erholungen unter Druck bleiben. Die Edelmetalle dürfte das Ende der Lawine als erste antizipieren. Bis dahin heißt es Geduld und höchste Vorsicht walten zu lassen!
Silber in US-Dollar, Tageschart – Bestenfalls vorübergehende Erholungschancen
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 28.April 2022. ©Gold.de
Mit 22,89 US-Dollar ist der Silberpreis am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit dem 11.Februar gefallen. Letztlich war die gesamte Rally am Silbermarkt seit Mitte Dezember doch etwas enttäuscht und das jüngste Kursgeschehen legt die Silberschwäche schonungslos dar. Denn während der Goldpreis sein Allzeithoch bei 2.075 US-Dollar Anfang März nur knapp verfehlte, schaffte es Silber nicht mal bis zum wichtigen Widerstand um 30 US-Dollar. Stattdessen gaben die Silbernotierungen in den letzten 10 Tagen ungebremst und schnell 12,7% ab.
Damit ist die Lage auf dem Tageschart natürlich stark überverkauft und scharfe Gegen- bzw. Erholungsbewegungen sind nun jederzeit möglich. Aber schon ein Anstieg zurück bis ca. 24,00 bis 24,30 US-Dollar dürfte neuerlichen Verkaufsdruck bringen. Angesichts der weiterhin fallenden 200-Tagelinie (23,82 US-Dollar) sind positive Signale Mangelware. Zudem ist die Saisonalität den Edelmetallen wie immer wieder geschrieben bis zum Frühsommer nicht wohlgesonnen. Einzig das untere Bollinger Band auf dem nicht abgebildeten Wochenchart um 21,62 US-Dollar verstärkt die genannte Unterstützungszone.
Zusammengefasst befindet sich der Silberpreis übergeordnet immer noch in seiner großen Seitwärtsrange zwischen ca. 21,50 und ca. 30 US-Dollar. Seit Anfang März bahnt sich jedoch ein neuer Abwärtstrend seinen Weg gen Süden und könnte den Silberpreis in den kommenden Monaten auch auf Preise unterhalb von 20 US-Dollar drücken. Mit physischen Edelmetallen kann man diese schwierige Marktphase problemlos aussitzen. MIt Hebel bzw. Fremdkapital und Papiersilber/Papiergold riskiert man hingegen Kopf- und Kragen.
Silber in Euro: Kein neues Kauflimit
Unser Kauflimit von 19,40 Euro hatte letztmals am 4.Februar gegriffen. Seitdem empfiehlt sich die Seitenlinie und geduldiges Abwarten. Höchstwahrscheinlich wird sich erst im Frühsommer wieder eine günstige Kaufgelegenheit ergeben.