Die Silberpreise konnten seit dem Doppeltief bei 21,92 US-Dollar ab Mitte Februar deutlich anziehen (+17,5%) und erreichten am gestrigen Donnerstag mit 25,77 US-Dollar den höchsten Stand seit dem 4.Dezember. Damit ist die Anfang Oktober gestartete Rally zwar weiterhin intakt, ein neues Hoch gelang bislang aber noch nicht. Letztlich lief der Silberpreis eher im Schatten eines starken Goldpreises mit nach oben. Ein echtes Eigenleben oder eine Übertreibung waren am Silbermarkt hingegen bis jetzt nicht zu beobachten.
Silber in US-Dollar – Tageschart
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 22. März 2024. Quelle: Tradingview
Rückblickend fand die fünfmonatige Korrektur beim Silberpreis mit 20,68 US-Dollar am 3.Oktober 2023 ihr finales Tief. Von dort aus konnten die Silbernotierungen fulminant bis Anfang Dezember um über 25% bis auf 25,90 US-Dollar haussieren. Der starke Anstieg musste allerdings ab dem 4.Dezember mit einem deutlichen Rücksetzer (-15,35%) sowie im Anschluss mit einer zähen mehrwöchigen Seitwärtsphase verdaut werden. Letztlich endete diese gesunde Korrektur erst mit einem Doppeltief bei 21,92 US-Dollar am 22.Januar und bei 21,93 US-Dollar am 14.Februar.
Trotzdem benötigten die Bullen nochmals zwei weitere Wochen, bevor sie mit neuem Selbstvertrauen ab dem 28.Februar zum Angriff übergingen. Angetrieben von neuen Allzeithochs beim Goldpreis zog der Silberpreis in den folgenden drei Wochen stark an und erreichte am Donnerstagmorgen mit 25,77 US-Dollar erneut die breite Widerstandszone um 26 US-Dollar.
Gold in US-Dollar, 1-min Chart vom 22. März 2024. Quelle: Tradingview
Da das neue Allzeithoch am Goldmarkt am Mittwochabend allerdings mit einer merkwürdigen Kurs-Spitze bis auf 2.222 US-Dollar im dünnen Handelsvolumen der Globex kurz vor Mitternacht zu Stande kam, blickten die europäischen Händler am Donnerstagvormittag bereits auf eine große rote Umkehrkerze beim Goldpreis. Denn natürlich konnte der Goldpreis den vertikalen 15-minütigen Anstieg von 2.185 US-Dollar bis auf 2.222 US-Dollar nicht halten und verteidigen.
Konsequenterweise kam daher im Laufe des Donnerstags zunehmend Verkaufsdruck auf, so dass der Goldpreis nicht nur die runde Marke von 2.200 US-Dollar aufgeben musste, sondern mittlerweile bis auf 2.162 US-Dollar in die Tiefe rauschte. Höchstwahrscheinlich wurde im dünnen Handel in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mal wieder getrickst, um den Chart und damit den weiteren Verlauf vorzuzeichnen.
Dementsprechend notiert auch der Silberpreis mittlerweile um -5,3% deutlich tiefer. Im Zweifelsfall haben Gold und Silber daher ein kurzfristiges Top gesehen und die starken Anstiege der letzten drei Wochen müssen jetzt erstmal korrigiert werden. Dabei könnte das Abwärtsrisiko im besten Fall aber überschaubar bleiben. Ein Rücksetzer bis zur langsam steigenden 200-Tagelinie (23,33 US-Dollar) sollte jedoch eingeplant werden und könnte schon wieder eine Kaufgelegenheit liefern.
Insgesamt ist die im Oktober gestartete Rally bei den Edelmetallen weiterhin intakt. Insbesondere fehlt die typische finale Übertreibung beim Silberpreis, welche in der Regel am Ende einer mehrmonatigen Aufwärtsbewegung im Edelmetall-Sektor zu beobachten ist. Insofern bleiben wir trotz der zunehmend ungünstigen saisonalen Komponente zunächst optimistisch, dass der Silberpreis im Bereich um ca. 23,30 US-Dollar in den nächsten ca. zwei Wochen sein Tief finden wird und dann in Richtung des großen Widerstandes um 30 US-Dollar durchstarten kann.
Konklusion: Silber - Merkwürdige Umkehrkerze erzwingt Rücksetzer
Während die Aktienmärkte sowie die Krypto-Märkte von einem Hoch zum nächsten eilen, bleibt die Kursentwicklung bei den Edelmetallen zwar ebenso positiv, aber eben doch auch sehr erratisch. Ein gemütlicher Aufwärtstrend will sich nicht so recht einstellen. Stattdessen waren in den letzten fünfeinhalb Monaten schnelle und steile Kursanstiege, scharfe Rücksetzer sowie zähe Seitwärtsphasen zu durchstehen.
Trotzdem steht der Goldpreis mit aktuell 2.167 US-Dollar fast 20% höher als beim Start der Rally im Oktober 2023. Der Silberpreis kommt im gleichen Zeitraum aktuell auf ein Plus von rund 18,9%. Der kleine Bruder hat also noch Nachholbedarf, denn in der Endabrechnung einer Aufwärtsbewegung im Edelmetall-Sektor hat der Silberpreis normalerweise die Nase vorn!