Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
in den vergangenen Wochen haben die Edelmetalle tendenziell an Wert verloren. Im Zuge der zwischenzeitlichen Entspannungssignale in Sachen Handelsstreit USA/China gingen die Investoren wieder vermehrt in Risikoanlagen wie Aktien und verkauften relativ sichere Anlagen wie Gold und Silber. Doch mit den gestrigen Aussagen des US-Präsidenten scheint sich das Blatt zu wenden. Ist die Korrektur der Edelmetalle bald vorbei?
Trump gibt der Sorglosigkeit einen Dämpfer
Die Edelmetalle profitieren generell stets von geopolitischen Risiken rund um den Globus. Kein Wunder, dass Gold und Silber ordentlich nach oben kletterten, als der Handelskrieg zwischen den USA und China deutlicher wurde. In den letzten Monaten relativierte sich das Thema wieder, beide Seiten zeigten sich optimistisch für den Abschluss eines Deals.
Doch konkrete Informationen dazu sind bislang Mangelware, eine Unterschrift steht ohnehin in den Sternen. Obwohl es sich bislang lediglich um das Prinzip Hoffnung handelt, kletterten die amerikanischen Aktienmärkte auf neue Rekordstände. Die Edelmetalle gingen tendenziell auf Talfahrt, da sich die Lage zunächst entspannte.
Vorgestern kam jedoch endlich der längst überfällige Dämpfer: US-Präsident Donald Trump kündigte neue Strafzölle auf argentinischen und brasilianischen Stahl an, was die Märkte aufrüttelte, schließlich hatte niemand damit gerechnet. Aus Sorge vor weiteren unberechenbaren Aktionen aus Washington rutschte die Wall Street abwärts. Im Gegenzug dazu erholten sich die Edelmetalle, das Blatt scheint sich zu wenden. Die Angst der Anleger sei wieder zurück, kommentierte ein Rohstoffhändler treffend.
Charttechnik: Konsolidierung im Silber läuft noch
Nun wird es spannend: Silber befindet sich nach der dynamischen Aufwärtsbewegung im Sommer seit einigen Monaten in einer ausgedehnten Korrekturphase. Seit September gab das Edelmetall von rund 19,50 Dollar bis auf 16,65 Dollar im November nach. Bislang muss die Korrekturbewegung als intakt bezeichnet werden, ein Ausbruch nach Norden ist noch nicht erfolgt.
In der folgenden Abbildung ist die Silber-Entwicklung seit dem Frühjahr 2019 dargestellt (in US-Dollar je Feinunze, Candlestick-Chart, eine Kerze entspricht einem Tag):
Allerdings ist momentan die Wahrscheinlichkeit für eine Stabilisierung hoch, denn Silber ist exakt an der charttechnischen Aufwärtstrendlinie angekommen (siehe Abbildung oben). Knapp unterhalb des aktuellen Niveaus von 16,98 Dollar befindet sich zudem eine klassische Unterstützungszone, welche bereits öfters für Auftrieb gesorgt hatte.
Langfristiger Aufwärtstrend intakt
Mittlerweile kann die Konsolidierung als fortgeschritten bezeichnet werden, denn immerhin dauert die Korrektur bereits seit drei Monaten an. Der überkaufte Zustand seit August wurde mittlerweile wieder abgebaut, die charttechnische Situation kann heute aus technischer Sicht als gesund angesehen werden. Silber hat im Zuge der letzten Wochen mustergültig die charttechnische Unterstützung bei 16,65 Dollar als auch den langfristigen Aufwärtstrend getestet. Letztgenannte Chartlinie verläuft derzeit bei 16,95 Dollar. Ein Ende der Korrektur-Bewegung wird nun wahrscheinlicher. Erst ein nachhaltiger Rutsch unter die beiden genannten Chartmarken würde das übergeordnet positive Bild des Edelmetalls eintrüben.
Freundliche Grüße aus Köln
Bernd Raschkowski