Spekulationen über eine noch expansivere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of Japan (BoJ), sowie ein weiteres Aufschieben der ersten Fed-Zinserhöhung seit Jahren lassen die Kurse aktuell steigen. Und dafür gibt es gute Gründe:
Inflationsrate der Eurozone erstmals seit einem halben Jahr wieder negativ
In Deutschland zog sich die Inflation im September auf Monatsbasis in den negativen Bereich zurück. Nachdem die Teuerungsrate bereits im August stagnierte, lag sie nun bei minus 0,2 Prozent. Und auch in der Eurozone sind die Verbraucherpreise mit minus 0,1 Prozent wieder rückläufig gewesen. Damit ist die Inflationsrate in den 19 Euroländern erstmals seit einem halben Jahr wieder negativ.
Das letzte Mal war dies im März so. Genau zu diesem Zeitpunkt beschloss die EZB ihr Anleihenkaufprogramm zu starten. Entsprechend sind die neuen Inflationszahlen eine Steilvorlage für die EZB, das Programm länger laufen zu lassen bzw. die Höhe der monatlichen Käufe auszuweiten.
Allerdings: Die Energiepreise lagen im September um fast neun Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Rechnet man dies heraus, betrug die Inflation im September immerhin ein Prozent.
Auch die Verbraucherpreise in Japan fallen wieder
In Japan lag der Kernindex der Verbraucherpreise im August 0,1 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Zum ersten Mal seit Beginn der drastischen quantitativen Lockerung im April 2013 fallen die Verbraucherpreise damit wieder. Dies bekräftigt die Zweifel an dem gewaltigen geldpolitischen Experiment, in dem die Bank of Japan seit zweieinhalb Jahren Anleihen des Staats und private Wertpapiere kauft, um die Inflation auf den Zielwert von 2 Prozent zurück zu treiben.
Aber auch hier erklärt sich der Preisrutsch zu einem guten Teil durch die Entwicklung der Energiepreise. Rechnet man diesen Effekt heraus, lag die Inflationsrate in Japan zuletzt bei 0,8 Prozent.
Dennoch: Dass das Preisniveau im August gesunken ist, bestätigt manche Volkswirte in ihrer Erwartung, dass die Bank of Japan ihre Geldpolitik vielleicht Ende Oktober noch weiter lockern werde.
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Sven Weisenhaus
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