Die Berichtssaison steht vor der Tür, und sie könnte sich als eine der wichtigsten Berichtssaisons der letzten Jahre erweisen, zumal sich die Märkte auf Allzeithochs und die Bewertungen auf Höchstständen befinden. Das bedeutet, dass diese Bilanzsaison nicht nur gut sein muss, sondern besser als erwartet, damit die Schätzungen nach oben korrigiert werden können und die Aktien weiter nach oben drängen.
Der Aktienmarkt ist nicht gerade billig und wird derzeit mit dem 21-fachen der 12-Monats-Gewinnschätzungen gehandelt. Noch wichtiger ist, dass der Multiplikator des S&P 500 seit etwa einem Jahr relativ konstant zwischen dem 20- und 23-fachen der Schätzungen gehandelt wird. Das ist überaus wichtig, denn Aktien können von hier aus nur steigen, wenn die Multiples in Ermangelung positiver Gewinnrevisionen weiter steigen. Angesichts des jüngsten Trends erscheinen höhere Multiplikatoren aber eher unwahrscheinlich.
Multiple Expansion und Aufwärtsrevisionen
Der S&P 500 wird derzeit mit dem 21,2-fachen der 12-Monats-Gewinnschätzungen von etwa 200 Dollar pro Aktie gehandelt. Auffällig ist jedoch, dass das KGV für den S&P 500 seit Mai 2020 über 20 liegt. Noch interessanter ist jedoch die Tatsache, dass es nach einem Höchststand von etwa 23 langsam nach unten geht, was darauf hindeutet, dass der Markt eine Phase der KGV-Kompression durchläuft.
Der S&P 500 hat weiter zugelegt, obwohl das KGV gesunken ist, weil die Gewinnschätzungen kräftig gestiegen sind. Seit Mai 2020 sind die 12-Monats-Gewinnschätzungen für den S&P 500 von 139,50 Dollar auf ca. 200 Dollar geklettert und haben damit um mehr als 43% zugelegt. Solange die Gewinnschätzungen nicht weiter ansteigen, wird es für den Aktienmarkt schwierig sein, diese hohen Bewertungen aufrechtzuerhalten, insbesondere wenn das KGV weiter sinkt.
Abnehmendes Wachstum
Damit die Börsen ihren Marsch nach Norden weiter fortsetzen, müssen die Geschäftsergebnisse für das zweite Quartal nicht nur wie erwartet ausfallen, sondern sogar viel besser als erwartet, da sich die Gewinnwachstumsraten von jetzt an bis Ende 2022 drastisch verlangsamen werden. Die Wachstumsrate der Gewinne für die nächsten 12 Monate liegt derzeit bei 21,3%. Betrachtet man jedoch die 18-Monats-Schätzungen, so wird das Wachstum auf etwa 11,5% fallen.
Optimal bepreist
Das abnehmende KGV könnte die Erwartung einer Verlangsamung der Wachstumsraten widerspiegeln, die in den kommenden Monaten zu erwarten sind. Doch wenn das KGV sinkt, dann hängt alles von positiven Gewinnrevisionen ab, um den S&P 500 über Wasser zu halten. Wenn die Zahlen für das zweite Quartal nicht überzeugen oder, schlimmer noch, enttäuschen, könnte dies zu einem Problem für den optimal bepreisten Aktienmarkt werden.
Für den NASDAQ Composite sieht es nicht viel besser aus, da dieser Index mit dem gleichen Gegenwind wie der S&P 500 zu kämpfen hat. Ein hohes KGV und sich verlangsamende Wachstumsraten stellen auch hier die gleiche Bedrohung dar. Wie der S&P 500 muss auch der NASDAQ seine Gewinnschätzungen weiter nach oben korrigieren. Es braucht also ein starkes zweites Quartal, um den Aufwärtstrend aufrechtzuerhalten.
Folglich dürfte sich dies als eine der wichtigsten Berichtssaisons seit geraumer Zeit erweisen. Wenn alles gut läuft, kann die Aktienmarktrallye vielleicht noch eine Weile weitergehen. Sollte sie aber auch nur einen Hauch schwächer ausfallen als erwartet, dann könnte das ein großes Problem für die Zukunft darstellen.