Die Börsen begannen den neuen Handelsmonat mit Abgaben. Ein solcher Fehlstart tritt selten auf. Dahinter stehen wohl anhaltende Verkäufe nach der Rallye der Vorwoche. Akute Auslöser waren darüber hinaus der weitere Anstieg der US-Renditen – 10y US-Staatsanleihen stehen wieder bei 2,92% - sowie laut CNBC ein Interview mit JPMorgan (NYSE:JPM) Chef Jamie Dimon. Dieser warnte vor einem „ökonomischen Hurrikan“ als Resultat der Kombination aus FED-Politik und Ukraine-Krieg. Mit dem Ausmaß der angestrebten Bilanzreduktion (Quantitative Tapering) beträte die US-Notenbank Neuland, zugleich bedrohe die anhaltende Preisexplosion Unternehmen wie Verbraucher. Zudem warnte er vor „strandenden“ privaten Schuldnern als Folge der sich verschlechternden Kreditkonditionen. Die beiden Auslöser des gestrigen Renditeanstiegs waren zwei „zu gute“ Zahlen aus der US-Wirtschaft: der Einkaufsmanagerindex der verarbeitenden Industrie lag im Mai bei 56,1 (erwartet war 54,5) und die Zahl der neuen Arbeitsplätze zeigt, dass jeder Arbeitssuchende statistisch gesehen im April laut Bloomberg 1,9 freie Stellen zur Auswahl hatte. Beide Daten erlauben der FED eine weiterhin ungebremst aggressive Politik. Wells Fargo`s Chef für globale Asset Allocation sieht die realistische Gefahr einer Rezession bis in das Jahr 2023 und glaubt zudem, dass die anstehenden negativen Auswirkungen des Quantitative Tapering noch nicht vollständig in den Aktienkursen eingepreist sind. Heute früh jedoch trauen sich die Investoren wieder aus der Deckung. Ein bereits gestern via Financial Times aufgekommenes Gerücht stimuliert: OPEC+ plane, den Lieferausfall Russlands zu kompensieren durch eine entsprechende Erhöhung der saudischen Förderquote. Das drückt aktuell mit -2,3% auf den Ölpreis und weckt Hoffnungen, dass sich – insofern sich der FT-Artikel bewahrheitet – einer der Haupttreiber der globalen Inflation ein wenig abkühlen könnte. Heute Nachmittag werden wir hierzu mehr wissen. Auch der nachher anstehende ADP-US Arbeitsmarktbericht wird im späteren Tagesverlauf Impulse setzen. Chinas Börsen zogen im Schlussgeschäft an: Peking ordnete an, dass die staatseigenen Banken eine 120 Mrd USD Kreditlinie für Infrastrukturprojekte installieren sollen. Der apano-Stimmungsindex verliert 10 Punkte, aber Achtung: dahin stehen lediglich marginale Kursveränderungen. Der Wiederanstieg des USD und der leichte Rückgang des Kupferpreises kosten 8, der anziehende Goldpreis (vielleicht Umtauschaktionen von Commodity Fonds aus Öl?) 2 Punkte. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.