Der gestrige Raketenangriff des Iran auf Israel verlief zwar ohne größere Schäden, doch die Angst vor einer weiteren Eskalation hält die Kurse an den Börsen in Schach. Während der Iran Israel vor Vergeltung warnte, drohte das israelische Militär mit noch unbestimmten Konsequenzen. Spekuliert wird über Angriffe auf iranische Ölfelder, aber auch über ein Attentat auf einen hochrangigen Militärvertreter. Israel gestaltet die Machtbalance in der Region nachhaltig neu. Optimal wäre die Zerstörung der iranischen Atomanlagen, die Israel das Monopol als Atommacht im Nahen Osten vorerst sichern würde.
Entsprechend verhalten starten die europäischen Börsen am Mittwoch. Neben der Lage in Nahost verunsichern auch die US-Arbeitsmarktdaten, die in dieser Woche veröffentlicht werden. Die überraschend starken Daten aus dem Jolts-Report haben die Marktteilnehmer verunsichert, ob sich der Arbeitsmarkt so stark abgekühlt hat, wie es sich die Fed für ihren Zinssenkungskurs wünscht. Eine Auswertung der Investorenkonferenzen von US-Unternehmen zu den Quartalszahlen zeigt jedoch eine deutliche Entspannung am Arbeitsmarkt. Nur noch sehr wenige Unternehmen haben Probleme, offene Stellen zu besetzen.
Nach dem Feiertag in Hongkong hat sich die in der vergangenen Woche durch die Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung ausgelöste Kurserholung beschleunigt. Davon profitiert insbesondere der seit Jahren kriselnde Immobiliensektor. Als erste chinesische Millionenstadt hat Guangzhou alle Beschränkungen für den Erwerb von Wohneigentum aufgehoben. Kursgewinne von 20 bis 40 Prozent bei Immobilienaktien waren daher heute keine Seltenheit. Der Investitionsdruck auf Investoren, die Investitionen in China kategorisch ausgeschlossen hatten, dürfte weiter zunehmen. Auf dem chinesischen Festland bleibt die Börse bis Montag geschlossen. Der chinesische Automobilsektor profitierte zudem von Rekordauslieferungen des Herstellers Li Auto (NASDAQ:LI).
In anderen asiatischen Märkten dominiert hingegen die Angst vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. In Südkorea stieg die Inflation im September im Jahresvergleich nur um 1,6 Prozent statt der erwarteten 1,9 Prozent, was Zinssenkungsspekulationen nährte, dem Aktienmarkt aber wenig half.
Zuvor hatten die iranische Raketenangriffe die Stimmung in den USA getrübt. Vor Börsenschluss drehte der Markt nach oben, als sich abzeichnete, dass der Angriff offenbar keinen größeren Schaden angerichtet hatte. Zudem hatte der überraschend starke Rückgang des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe die Zinssenkungserwartungen gestützt. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe blieb im September unverändert, während ein Anstieg erwartet worden war. Beide Indizes blieben unter der Expansionsschwelle. Gegen den Trend legten aufgrund der Lage in Nahost die Ölwerte (NYSE:XLE) zu.
Der apano-Stimmungsindex ermäßigte sich um vier Punkte auf weiterhin zuversichtliche 20 Punkte. Die gestiegene Volatilität in den USA und der Nikkei kosteten Punkte.