Der Rückzug der Global Player aus Russland wird teuer. Heute früh hat Shell (DE:R6C0) mitgeteilt, eine Abschreibung zwischen 4-5 Mrd USD in seinen Vermögenswerten vorzunehmen. Aus dem FED-Protokoll der Märzsitzung geht hervor, dass die US-Notenbank plant, ihre Bilanz um bis zu 95 Mrd USD im Monat zu reduzieren. Konkret: 60 Mrd US-Staatsanleihen und 35 Mrd Hypotheken gesicherte Anleihen (MBS), beginnend ab Mai. Hinzu kommt die Erwartung, dass die FED in 2022 die Zinsen um insgesamt 250 Basispunkte anheben wird. Wir hatten im apano-Jahresausblick geschrieben, dass die Notenbanken vom Mit- zum Gegenspieler der Börsianer mutieren. Dieser Prozess geht aber wegen der hohen Inflation viel dynamischer und intensiver vonstatten als noch zu Jahresbeginn erwartet. Dass das Ende der massiven Gratisliquidität die Wachstumserwartungen dämpft, ist klar – und zeigte sich gestern zum einen an der Favorisierung der defensiven, nicht zyklischen Branchen und zum andern an der im späteren Handelsverlauf einsetzenden Nachfrage nach langlaufenden US-Staatsanleihen. Der dadurch bedingte leichte Renditerückgang stabilisierte wiederum gegen Handelsschluss die taumelnden Aktienindizes und trägt über freundliche US-Futures heute früh dazu bei, dass sich die Kurse in Europa etwas von ihren hohen gestrigen Verlusten erholen. Wie lange diese rettende Pendelbewegung wohl noch funktioniert? Irgendwann kommt der Punkt, wo die FED-gesteuerte kontinuierliche Anhebung der kurzen Zinsen und der Wegfall ihrer stützenden Käufe am langen Ende schon rein aus mechanischer Betrachtung heraus die 10y-Laufzeiten auf 3% und darüber hieven wird. Es sei denn, die Wirtschaft schlittert zuvor in eine Rezession. Beides keine erfreulichen Perspektiven für Aktien. Nächste Woche beginnt die Berichtssaison für Q1. Die US-Unternehmen haben relativ wenig Handelsbeziehungen zu Russland und der Ukraine. Hier ist also mehr auf den Einfluss der gestiegenen Arbeits- und Materialkosten zu achten. In Europa hingegen dürften sich die gekappten Geschäftsbeziehungen deutlich stärker niederschlagen. Das einzige globalwirtschaftlich bedeutende Land, das die Möglichkeit hat, die Zinsen zu senken, ist China. Hier wurde heute schon Entsprechendes signalisiert. Es geht aber wohl nur um einen 5-10 Basispunkte Minischritt, offenbar nicht um die erhoffte Reduktion der vorzuhaltenden Mindestreservepflicht. Der Shanghai Composite reagierte enttäuscht und schloss unter dem 20-Tage-Durchschnitt, was im apano-Stimmungsindex Punkte relevant ist. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.