„America first“ scheint derzeit der Tenor an den Börsen zu sein. Während in den USA die rote Welle - Präsidentschaft und Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses - immer mehr Gestalt annimmt und die Aktienkurse beflügelt, ist das Börsenumfeld im Rest der Welt eher als mau zu bezeichnen. Die europäischen Aktien bewegen sich seit Tagen seitwärts und dümpeln oberhalb der 200-Tage-Linie. Sonderkonjunktur herrscht an der Börse in Deutschland, wo die Aussicht auf Neuwahlen die Stimmung aufhellt. Freundlicher wird das Bild auch bei den europäischen Staatsanleihen, wo die Angst vor inflationären Impulsen aus den USA nachgelassen hat. In den Emerging Markets hingegen trübt sich die Stimmung sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien ein.
In Asien dominiert die Enttäuschung über das chinesische Konjunkturpaket, wobei die chinesischen Festlandaktien nach den Verlusten vom Freitag sogar wieder leicht zulegen konnten. Unerfreulich sind auch die am Wochenende veröffentlichten chinesischen Inflationsdaten, die weiterhin in Richtung Deflation deuten. Ein Schuldenswap-Programm im Volumen von 10 Billionen Yuan (1,4 Billionen US-Dollar) zur Stärkung der Finanzkraft der Lokalregierungen war nicht das, was die Börsianer wollten. Sie erhofften sich mehr direkte Impulse für den Immobilienmarkt und den privaten Konsum. In Hongkong gerieten daraufhin die Aktien des Immobiliensektors deutlich unter Druck und der Hang-Seng zeigte sich entsprechend schwächer. Die Bildung einer Minderheitsregierung in Japan schien die dortige Börse wenig zu beeindrucken.
In den USA kletterte der S&P-500 vor dem Wochenende erstmals über 6.000 Punkte. Der technologielastige Nasdaq-Index zeigte sich weniger dynamisch, erreichte aber ebenfalls ein Rekordhoch. Dämpfend wirkte offenbar die Wachstumsverlangsamung des Chipherstellers TSMC (NYSE:TSM). Kryptowährung gewinnen massiv angesichts der Aussicht auf eine geringere Regulierung. Der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan stieg stärker als erwartet und erhöhte damit die Chancen auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft. Die Augen richten sich auf die Besetzung der Ministerposten. Insbesondere die mögliche Rolle von Elon Musk als eine Art Schattenminister Trumps scheint die Presse zu beschäftigen.
Das uneinheitliche Börsenbild spiegelt sich auch im apano-Stimmungsindex wider. Trotz Rekordständen in den USA erreicht er nur neutrale 17 Punkte, einen Punkt unter der zuversichtlichen Zone.