Obwohl die US-Notenbank, wie in unserem Blog beschrieben, die Märkte bereits auf eine moderatere Gangart bei den Zinssenkungen eingestimmt hatte, versetzten die gestrigen Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell den Aktienmärkten einen kräftigen Dämpfer. Mit einem Minus von 2,95 Prozent verzeichnete der S&P 500 den zweitschlechtesten Handelstag des Jahres. Die europäischen Märkte starten entsprechend mit Abschlägen, wobei der S&P-500-Future bereits einen, wenn auch schwachen, Erholungsversuch unternimmt. Eine der Botschaften der Fed war, dass sie den Arbeitsmarkt nach wie vor in guter Verfassung sieht, was im weiteren Tagesverlauf wieder zu Aktienkäufen aufgrund der guten Wirtschaftslage verleiten könnte.
Die Auswirkungen der Fed-Überraschung von gestern Abend zeigen sich heute früh an den europäischen Anleihen- und Zinsmärkten. Die deutschen Anleiherenditen eröffneten um fünf Basispunkte höher, die spanischen und italienischen Zinsen stiegen noch stärker, die europäischen und britischen Aktienfutures fielen um mehr als ein Prozent, und die Händler reduzierten ihre Wetten auf Zinssenkungen durch die EZB und die Bank of England.
In Japan hingegen hat die Notenbank dem Yen-Carry-Trade neues Leben eingehaucht. Der Leitzins blieb unverändert. Die Anleger waren mehrheitlich davon ausgegangen, dass die
Bank of Japan ihre Politik unverändert beibehalten und Notenbankchef Ueda auf der Pressekonferenz einen falkenhaften Ton anschlagen, also eine restriktivere Geldpolitik in Aussicht stellen würde. Ueda hingegen gab sich taubenhaft und relativierte damit auch den Ton der vorangegangenen Pressemitteilung der Bank of Japan. Man müsse erst Gewissheit haben, ob sich die Löhne weiter positiv entwickeln. Man wolle die Zinsen erst dann erhöhen, wenn die Konjunkturprognosen der Notenbank tatsächlich eingetroffen seien. Mit dieser Aussicht schien es wieder attraktiv, sich in Yen zu verschulden, um das Geld in höher verzinslichen Währungen sowie Anleihen und Aktien anzulegen. Möglicherweise hat Ueda seine Tonwahl nach dem US-Kursrutsch gemäßigt.
In Südkorea belasteten deutliche Kursverluste bei den Schwergewichten Samsung (F:SAMEq) Electronics und SK Hynix. Händler verwiesen auf den nachbörslichen Kursrutsch von 16 Prozent beim US-Konkurrenten Micron (NASDAQ:MU) Technology. Der Chiphersteller hatte mit seiner Quartalsprognose die Erwartungen deutlich verfehlt. Nachfragetreiber waren Spezialchips für KI-Anwendungen, bei denen sich nun die berechtigte Frage stellt, ob die Erwartungen der Realität bereits etwas enteilt sind.
In den USA verloren gestern die Small Caps des Russell 2000 4,39 Prozent. Die geringe Marktbreite setzte sich fort, wobei der S&P 500 Equal Weight, in dem alle 500 Aktien des Index gleich gewichtet sind, seinen Rückstand zum klassischen S&P 500 auf ein Jahreshoch ausbaute.
Die Fed hat gestern zwar wie erwartet die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt. Was den Markt jedoch überraschte, war der absolut restriktive Ton des geldpolitischen Ausblicks, der im Median nur noch zwei Zinssenkungen bis 2025 in Aussicht stellte, nach zuvor drei. Eine überwältigende Anzahl von 14 Teilnehmern prognostizierte nur noch zwei oder weniger Zinssenkungen für das kommende Jahr. Lediglich fünf Personen prognostizierten drei oder mehr Senkungen für das nächste Jahr. Die Falkenbotschaft des Medians von zwei Zinssenkungen war also keineswegs eine knappe Entscheidung. Schließlich hob die Fed die Erwartungen für die Kerninflation (PEC) für die Jahre 2025 (2,5 %) und 2026 (2,2 %) leicht an. Powell unternahm in seiner Pressekonferenz wenig, um die Wirkung dieser Aussagen abzumildern. Belastungen gehen von dem damit erstarkenden US-Dollar in die Schwellenländer, wo sowohl Anleihen als auch Aktien leiden. Zumal gerade Brasilien durch eine veritable Krise geht.
Der apano-Börsenstimmungs-Index APX rutscht von zuversichtlichen 28 auf neutrale 9 Punkte ab. Erwartungsgemäß kommen die Punktverluste aus den Aktien-Indikatoren (-15) und den Risk-On-Anleihen (-4).
Bereits seit 2012 misst und veröffentlicht das Investment-Team von apano Investments die globale Börsenstimmung. Dieser apano-Börsen-Stimmungsindex APX dient dabei unter anderem als Steuerungsinstrument für den erfolgreichen, ETF-basierten Aktienfonds mit Wertsicherungskonzept „apano Global Systematik“ (WKN: A14UWW).