boris Johnson hat am Freitag nicht Wort gehalten und keine Entscheidung gefällt. Die Gespräche gehen also unverdrossen weiter. Europas Börsen reagierten positiv und brachten dem apano-Stimmungsindex bereits am Freitagnachmittag acht Pluspunkte. Der umstrittene „Internal Market“ Gesetzesentwurf wird heute im House of Lords debattiert. Es geht in dem Entwurf um ein Freihandelsabkommen zwischen den vier britischen Nationen, wenn die Brexit-Übergangsphase endet. Falls die Gespräche mit der EU erfolgreich verlaufen, würde das Gesetz nicht benötigt werden. Es ist denkbar, dass die kritischsten Passagen heraus gestrichen werden. Sollte das Oberhaus entsprechend vorgehen, könnte UK dieses neue Kompromissangebot in die Waagschale werfen für die finale Gesprächsrunde mit der EU. Die USA meldeten für den September einen um 1,9% gestiegenen Einzelhandelsumsatz, erwartet war +0,7%. Jedoch zeigt die Industrieproduktion (-0,3%) u.a. bei Computern und Möbeln Ermüdungserscheinungen. Pessimisten sehen darin ein Indiz, dass die von „work at home“ ausgelöste Nachfragewelle abebbt. Chinas BIP stieg im dritten Quartal um 4,9%, das liegt am unteren Ende der Schätzungen. Die Wirtschaft wuchs in den ersten neun Monaten 2020 um 0,7% ggü. dem Vorjahreszeitraum. Weiterhin bremst die Endkundennachfrage: die Einzelhandelsumsätze liegen noch um 7,2% unter Vorjahresniveau. Freilich war der September +3,3%, der Zuwachs im dritten Quartal beträgt 0,9%. Der Onlinehandel macht inzwischen ein Viertel des Gesamtumsatzes aus. Der IWF erwartet, dass Chinas BSP in 2020 um 1,9% wächst, was ein starkes Q4 unterstellt. Der Dienstleistungssektor hat mit 0,4% bislang im laufenden Jahr kaum zugelegt, Agrar und Industrie (Primär- und Sekundärsektor) avancierten um 2,3% bzw. 0,9%. Chinas Börsen zeigten sich vom Zahlenwerk leicht enttäuscht, was den apano-Stimmungsindex einen Punkt kostet. Nancy Pelosi hat am Wochenende ein 48 Stunden – Ultimatum gestellt, um das Covid-Rettungspaket noch vor den Wahlen zu verabschieden. Parallel laufen Telefonate mit Steven Mnuchin. Die erneute Hoffnung auf ein schnelles Abkommen beflügelt heute früh, jedoch ist das mit Vorsicht zu genießen: auch wenn US-Präsident Trump bereit ist, alles zu geben, um den Deal vor den Wahlen in trockene Tücher zu bekommen, so stehen seine Republikaner mit beiden Füßen auf der Bremse und wollen weiterhin zunächst nur ein Teilpaket verabschieden. Genau das aber wollen die „Blauen“ nicht – genau da waren wir aber schon vor einer Woche.
Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.
