Die europäischen Aktienbörsen zeigten sich gestern unter Führung zyklischer Branchen gut gelaunt. Dann aber betrat Jerome Powell die Bühne und die Kurse rutschten weltweit in den Keller. An den Märkten wurde wieder die altbekannte Gleichung abgespult: hawkishe Worte = Anstieg der Renditen = Schwäche der Wachstumswerte = Schwäche der Indizes. Offen gestanden, diese heftige Reaktion ist mir ein Rätsel. Powell sagte nichts, was nicht schon längst bekannt ist. Jeder weiß, dass die FED im Mai und wohl auch im Juni die Zinsen um je 0,5% anheben wird. Da die Rohstoffpreise seit einigen Wochen stagnieren, sehe ich weiterhin gute Aussichten, dass „Peak Inflation“ in Q2 erreicht wird. Wenn die FED also jetzt schnell erhöht, weil sie „hinter der Kurve“ liegt und die Inflation einfangen will, kann sie im späteren Verlauf Tempo heraus nehmen. Sie rückt also wohl von der Idee der linearen Trippelschritte (8 x 0,25%) ab, macht stattdessen vielleicht 2-3 x 0,5% und wartet dann, ob das ausreicht. Was ist daran dramatisch? Wir haben schon im Jahresausblick für 2022 geschrieben, dass die FED vom Mit- zum Gegenspieler mutieren wird. Aber sie wird sicher nicht die US-Wirtschaft abwürgen. Die US-Berichtssaison startete ordentlich, bislang übertrafen 80% der Reports die Erwartungen. Solide lieferten bislang auch Europas Firmen. Hier haben jedoch Abschreibungen auf das Russlandgeschäft negativ verzerrende Auswirkungen, wie z.B. heute früh bei SAP (ETR:SAPG). Die Covid-Beschränkungen führten laut CNBC im März zu einem ggü. dem Vorjahr 7,5% niedrigeren Industrie-Output der Region Shanghai, die als wirtschaftliches Herzstück von China gilt und von den Restriktionen besonders betroffen war/ist. Laut PBoC Gouverneur Yi Gang will die chinesische Notenbank Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft und der Preisstabilität von Nahrung und Energie treffen. Das stabilisierte zwar Chinas Börsen, jedoch wollen die Anleger nun allmählich auch konkrete Aktionen sehen. Der apano-Stimmungsindex dokumentiert die Wankelmütigkeit der globalen Investoren: nach dem soliden Punkteanstieg der letzten beiden Tage bricht er heute wieder um 16 Punkte ein (US-Dollar, Gold, S&P, Nikkei, STXE 600). Stagflationsangst und Peak Inflation - Hoffnung wechseln sich im Tagesturnus ab. Das lässt derzeit nur zwei Strategien zu: entweder wetten - also eine Meinung vertreten und durchhalten oder moderat investiert auf Sicht fahren, was der Risiko adjustierten Philosophie der beiden apano-Fonds mehr entspricht. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.