Zwar haben sich die Chancen auf eine Einigung im US-Schuldenstreit verbessert. Aber die Investoren vertrauen noch nicht völlig darauf, dass beide Kammern dem Vorschlag zustimmen. Bloomberg zitiert mehrere Abgeordnete, die gegen den Entwurf stimmen wollen. Deshalb ist eine riskante zeitliche Verschleppung über den X-Tag, das ist der 5. Juni, durchaus realistisch. Es wird am Ende auf Einsparungen bei den geplanten Staatsauegaben hinaus laufen, was sich auf das US-Wachstum leicht bremsend – Bloomberg taxiert dies mit 0,3% - auswirken dürfte. Offen ist auch die Frage, inwiefern das in den Kursen der entsprechenden Branchen bereits eingepreist ist. Die US-Börsen (ETR:SXR4) haben bereits am Donnerstag und Freitag die Lösung des Schuldenstreits vorgefeiert, so dass nun wohl erst ein neuer Kursschub zu erwarten ist, wenn der Entwurf dem Präsident zur Unterschrift vorliegt. Jegliche Verschleppung hingegen dürfte Verunsicherung auslösen.
Der von der US-Notenbank favorisierte Preisindex PCE, das ist der Gesamtindex für die persönlichen Konsumausgaben, zog im April stärker an als prognostiziert. Dieser Fakt dürfte mit einer Einigung im Schuldenstreit wieder stärker in den Fokus rücken. Laut CNBC und CME Group (NASDAQ:CME) gehen mittlerweile 56% der Marktteilnehmer von einer weiteren 0,25%-Zinsanhebung der FED im Juni aus – vor den PCE-Zahlen waren es lediglich 17%. 75% erwarten im Juni oder Juli einen solchen Schritt. Sehr positiv hingegen die mit 0,8% doppelt so stark wie erwartet gestiegenen Ausgaben der US-Privathaushalte, was die Konjunktur am Laufen hält. In die gleiche Richtung stimulierten die US-Auftragseingänge für langlebige Investitionsgüter: die Kernrate stieg um 1,4%.
Goldman Sachs (NYSE:GS) und Bank of America (NYSE:BAC) haben sich mit dem anhaltenden Kursaufschwung in Japan befasst. Die Analyten kommen zu dem Schluss, dass die Rallye noch keineswegs beendet ist. So seien ausländische Investoren weiterhin untergewichtet und die Unternehmen kauften eigene Aktien im großen Stil zurück. CNBC schreibt, dass auch die neue Marktstrukturierung hilfreich sei, bei der die japanischen Aktien in drei Segmente (Prime, Standard und Wachstum) aufgegliedert wurden. Zudem seien im April neue Regeln für Corporate Governance und Änderungen beim TOPIX implementiert worden, die weiterhin stimulieren. Darüber hinaus treibt die hohe Zahl an (seit Wochen global favorisierten) Technologieunternehmen, die im internationalen Vergleich extrem niedrigen Zinsen in Japan und der schwache Yen.
Aus China hingegen kamen über die Pfingsttage erneut ernüchternde Wirtschaftsdaten. Im April sind im Vorjahresvergleich die Gewinne der Industrie um 18% eingebrochen, für den Zeitraum Jan-April ergibt sich ein Minus von 20,6%. Die Regierung versprach zwar gezielte Maßnahmen, um die heimische Nachfrage anzukurbeln, aber die Analysten verlieren das Vertrauen: Nomura (TYO:9716) und Barclay haben die Wachstumserwartungen gesenkt und liegen nun nur noch knapp über der offiziellen Schätzung der chinesischen Regierung von 5%. Die Nachfrage nach chinesischen Aktien schwindet nach dem verheißungsvollen Covid-Reopening Start in das Jahr immer weiter - Ausländer sind inzwischen Netto-Verkäufer. Jedoch sehen einige Beobachter den Ausverkauf als übertrieben an: der Relative Stärke Index beträgt nur noch 30, das sei ein Indiz für einen näher kommenden Boden. Extrem wichtig werden die morgigen Zahlen zur Entwicklung von Industrie und Dienstleistungen im Mai. Ökonomen erwarten laut Bloomberg, dass das verarbeitende Gewerbe kontraktiv bleibt und sich das Wachstum im Servicesektor abschwächt. Reuters geht von einem Gesamt-PMI von 49,4 nach 49,2 im April aus.
Europa startet uninspiriert in den Tag. Schwach performen Nahrungsmittelhersteller und die Ölkonzerne. Versorger (NYSE:XLU) und Versicherer sind gefragt. Das vorläufige Ende des Renditenanstiegs in Euroland sowie die kräftige Erholung des DAX am Freitag sind heute für den APX relevant: +4 Punkte.