Dass US-Präsident Joe Biden andeutete, dass er einen Angriff Israels auf iranische Ölanlagen für einen vertretbaren Revancheschlag hält, hat den Preis z.B. des Brent-Futures gestern Nachmittag um 3,5% befeuert. Damit liegt er 11% über dem Jahrestief vom 10. September und ungefähr wieder auf dem Stand von Ende 2023. Der Effekt, dass die Entwicklung der Energiepreise die Inflationsrate dämpft, der uns Monate lang begleitet hat, dreht sich damit wieder um. Die Verbraucherpreise für den Oktober werden aller Voraussicht nach eine unangenehme Beschleunigung erfahren, falls sich dieser Trend fortsetzt. Es ist durchaus möglich, dass dieser Militärschlag erfolgt, weil er dazu beitragen würde, dass Irans Deviseneinnahmen schwinden. Meine hier im Blog schon des Öfteren geäußerte Vermutung, dass Israel die tragische und dynamische Entwicklung der vergangenen zwölf Monate nutzen möchte, um Irans Atompläne um Jahre zurück zu werfen, halte ich aufrecht. Jedoch dürfte eine Umsetzung ohne Bunker brechendes US-Material schwierig werden. Hierzu hat sich Biden ablehnend geäußert. Dass wiederum ein Bodenkrieg zwischen Israel und dem Iran stattfinden wird, halte ich für äußerst unwahrscheinlich. Dazu müssten iranische Truppen z.B. quer durch den Irak marschieren oder via Saudi-Arabien. Es ist undenkbar, dass diese Staaten dem zustimmen würden.
Die US-Börsen (ETR:SXR4) haben sich gestern lustlos verhalten, abgesehen von einigen Lichtblicken wie z.B. der Halbleiterbranche, die von einem 3% Anstieg Nvidias mitgetragen wurde. Die Zahl der Verlierer an der NYSE war mit 1889 doppelt so hoch wie die der Gewinner. Die Anleger warten auf den großen Arbeitsmarktbericht für den September, der um 14:30h MEZ ansteht. Erwartet wird ein Stellenwachstum von 150T Jobs und eine unveränderte Arbeitslosenquote von 4,2%. Powell har den Markt darauf eingestimmt, dass dieses Jahr noch zwei Zinssenkungen zu je 0,25% kommen werden. Manche Investoren gehen aber davon aus, dass die Fed stärker senken wird, falls sich der Arbeitsmarkt deutlich schwächer entwickelt als prognostiziert. In Anbetracht der haussierenden Energiepreise glaube ich das nicht. Zudem stieg die Preiskomponente im gestern gemeldeten Service-Index stärker als erwartet an. Hingegen ging der Auftragseingang der US-Industrie leicht zurück. Deshalb denke ich, am besten für die Börsen wäre ein robuster Jobbericht, der solides US-Wirtschaftswachstum signalisiert. Positiv ist zu bewerten, dass der seit Montag laufende Streik der US-Hafenarbeiter gestern beendet wurde – die Arbeitskontrakte laufen unverändert weiter und das Thema der Lohnerhöhungen wurde auf Januar 2025 vertagt. Damit ist die US-Versorgungskette bis Jahresende sicher gestellt.
Shigeru Ishiba überrascht weiter die Märkte. Der neue japanische Premierminister stellte ein neues Stimuluspaket vor. Mit diesem sollen private Haushalte mit niedrigem Einkommen von den steigenden Lebenshaltungskosten entlastet werden. Zuvor hatte er sich schon erheblich entspannter geäußert zum Thema notwendiger Zinserhöhungen der Bank of Japan als während seiner Bewerbungsphase um das Amt. Nikkei und Topix haben die heftige Kursdelle der vergangenen Woche inzwischen zur Hälfte wieder ausgebügelt. Freilich hat auch der Yen seitdem wieder spürbar nachgegeben. Die Börsen in Festlandchina bleiben wegen der „Golden Week“ noch bis Dienstag geschlossen.
Europas Börsen zeigen sich seit Tagen zaghaft. Große Verunsicherung besteht wegen der haussierenden Energiepreise und der soeben gefallenen Entscheidung in Brüssel über Zölle auf Autoimporte aus China. Die Begeisterung über die chinesischen Konjunkturprogramme hat sich wieder verflüchtigt – der Sektor der zunächst begehrten Basisrohstoffe hat seit Ende September nicht mehr zugelegt und Aktien der Luxusgüter wie LVMH (EPA:LVMH) und Kering (EPA:PRTP) haben inzwischen die Hälfte ihres Freudensprunges wieder verloren.
APX: die Beruhigung der Renditen der langlaufenden US Staatsanleihen bringt +4. Die gestiegenen Volas kosten 3 Punkte. Nikkei +4