- Berichtet zum Q3 2020 am Mittwoch, dem 21. Oktober, nach Handelsende an der Wall Street
- Umsatzerwartung: 8,2 Mrd. USD
- GpA-Prognose: 0,55 USD
Wenn man sich den Aktienkurs von Tesla (NASDAQ:TSLA) und die Euphorie hinsichtlich des zukünftigen Wachstums des Elektroautobauers so ansieht, dann ist klar, dass Investoren nicht daran glauben, dass bei diesem Unternehmen irgendetwas schief gehen kann. Dieser Glaube könnte heute jedoch auf die Probe gestellt werden, wenn Tesla nach Börsenschluss sein Zahlenwerk für das dritte Quartal bekannt gibt.
Bevor wir einen Blick auf den anstehenden Quartalsbericht werfen, deutet vieles darauf hin, dass Tesla-Chef Elon Musk in einer idealen Position ist, um einige seiner Versprechen einzulösen. Das Unternehmen teilte Investoren Anfang dieses Monats mit, dass seine Fahrzeugauslieferungen im letzten Quartal einen neuen Rekord erreicht haben, da die Nachfrage auch während der Pandemie stark geblieben ist.
Tesla verkaufte 139.300 Autos im abgelaufenen Quartal (+44% im Vergleich zum Vorjahresquartal), etwas mehr als die 137.000 Auslieferungen, die Analysten erwartet hatten. In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 hat Tesla etwas mehr als 318.000 Fahrzeuge ausgeliefert und ist damit seinem Ziel näher gekommen, im Gesamtjahr 500.000 Autos an Kunden zu übergeben. Dies entspricht einem Anstieg von mindestens 36% gegenüber dem Gesamtwert des letzten Jahres.
Diese positiven Entwicklungen ließen die Tesla-Aktie in diesem Jahr um mehr als 400% in die Höhe schnellen und machten Tesla zum wertvollsten Automobilunternehmen der Welt mit einer Marktkapitalisierung von 400 Milliarden Dollar. Die Aktien schlossen am Dienstag bei 421,94 Dollar und gaben damit 2,06% gegenüber dem NASDAQ-Schlusskurs am Vortag nach.
Aber die Realität ist, dass die Tesla-Aktien genauso schnell fallen können, wie sie steigen. Bei einer Anfang September gestarteten Korrektur verlor Tesla innerhalb nur einer Woche mehr als 30% seines Wertes. Obwohl die Aktie seitdem etwas von ihrem verlorenen Boden wiedergewonnen hat, liegt sie immer noch 14% unter ihrem Rekordhoch.
Aus diesen Gründen ist es für Musk sehr wichtig, Tesla auch weiterhin in der Gewinnzone zu halten als Beweis dafür, dass der Elektro-Pionier durchweg Autos mehr verkaufen kann, als sie kosten. Analysten erwarten im Durchschnitt einen Anstieg der Umsätze um 31% auf 8,26 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie dürfte jedoch von 1,86 Dollar im Vorjahreszeitraum auf 0,55 Dollar zurückgehen.
Wedbush-Analyst Daniel Ives hat sein Kursziel vor den Tesla-Zahlen von 475 Dollar auf 500 Dollar angehoben und erklärt, das Unternehmen sei in einer guten Position, mehr Autos zu verkaufen:
"Die gesteigerte Produktionseffizienz von Tesla und der fulminante Erfolg der Giga-Factory 3 in China werden voll zur Geltung kommen und zu einem weiteren starken Ergebnis führen, das unserer Meinung nach die Erwartungen schlagen dürfte".
Um diese Dynamik aufrechtzuerhalten, skizzierte Musk kürzlich auf dem Battery Day des Unternehmens seine zukünftige Strategie, die die Herstellung einer kostengünstigeren Batterie, den Bau eines 25.000-Dollar-Elektroautos und schließlich die Produktion von 20 Millionen Fahrzeugen pro Jahr umfasst. Diese ehrgeizigen Ziele wurden jedoch ohne einen präzisen Zeitplan oder ein Budget formuliert.
Teslas Gewinne im zweiten Quartal stammten jedoch nicht aus dem Verkauf von mehr Autos. Die Gesamtumsätze fielen tatsächlich um 4% gegenüber dem Vorjahr und das, obwohl der Autobauer 428 Millionen Dollar mit dem Verkauf von US-Emissionszertifikaten machte. Autobauer mit schwacher Umweltbilanz wie General Motors (NYSE:GM) und Fiat Chrysler (MI:FCHA) müssen von Tesla Emissionsrechte kaufen, um die strengeren Abgasvorschriften zu erfüllen. Diese Verkäufe sind reiner Gewinn für Tesla und machten mehr als 100% des operativen Ergebnisses des Unternehmens aus. Vor einem Jahr verkaufte Tesla im zweiten Quartal nur 111 Millionen Dollar an Emissionsrechten.
Fazit
Trotz des Optimismus der Anleger sind wir der Meinung, dass Teslas jüngste Erfolge bereits in die Aktienbewertungen eingeflossen sind. Die Papiere haben sich komplett von ihren Fundamentaldaten abgekoppelt und sind daher erheblich überbewertet.
Mangels neuer Katalysatoren sind wir angesichts des rezessiven Umfelds und des zunehmenden Tempos der Corona-Neuinfektionen vorsichtig, was die Nachfrage nach neuen Autos betrifft. Diese Umstände werden es dem Unternehmen wahrscheinlich schwer machen, sein Ziel von 500.000 Auslieferungen für das laufende Jahr zu erreichen. Nach einer atemberaubenden Rallye in diesem Jahr werden die Tesla-Aktien unserer Ansicht nach weiterhin anfällig für eine Korrektur bleiben. Daher wäre es angemessen, dass die Anleger etwas Risiko vom Tisch nehmen und sich an den bislang angehäuften Gewinnen erfreuen.