Für Rohstoffhändler bedeutet Donald Trumps Triumph bei der Neuverhandlung von NAFTA aber seine gleichzeitige Ablehnung eines schnellen Handelsabkommens mit China oder der Aufnahme von Nukleargesprächen mit dem Iran, dass es gewinnträchtig sein könnte, Kupfer unter 2,50 USD zu schicken und Öl auf 100 USD das Fass oder darüber hinaus.
Die US-Aktienmärkte zeigten sich am ersten Handelstag des vierten Quartals in blendender Verfassung, als der Dow um fast 200 Punkte stieg, als Reaktion auf das Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (US-Mexico-Canada Agreement, USMCA), das das Amerikanische Freihandelsabkommen (North American Free Trade Agreement, NAFTA) von 1994 ersetzen wird. Der Handelsberater des Weißen Hauses Peter Navarro rief einen “Bullentag für Amerika” aus und sagte, die Vereinigten Staaten würden nicht mehr als das "Sparschwein" der Welt fungieren.
Aber die Reaktion an den Rohstoffmärkten auf den USMCA war eher verhalten, wobei Öl ein Ausreißer war, eher wegen des Irans als Kanada oder Mexiko.
Öl der Sorte Brent legte einen Preissprung um 3% auf ein neues Vierjahreshoch von über 85 USD das Fass hin auf andauernde Ängste über die neuen am 4. November einsetzenden US-Sanktionen gegen iranische Ölexporte hin. Eine Mehrzahl von Analysten an der Wall Street glaubt, dass Brent noch vor Ende 2018 oder Anfang nächsten Jahres über 100 USD steigen wird, sollte die Krise nicht doch noch abgewendet werden.
Und während US-Kupfer über den Tag gerade mal 0,6% sank, gab es einen anderen Rohstoff, der Aufmerksamkeit verdient, wegen Chinas unersättlichen Nachfrage nach diesem für Infrastruktur unentbehrlichen Metalls.
Adam Sarhan, CEO von 50 Park Investments in New York sagt, dass Trumps Widerstand gegen ein Handelsabkommen mit China “mich dazu neigen lässt, meine Kunden zu raten, Kupfer auf 2,50 USD oder darunter zu verkaufen, da es zwischen jetzt und einem Handelsabkommen bis dahin gehen könnte”. Kupfer ging am Montag zu 2,788 USD das Pfund aus dem Handel.
Einige Ökonomen und Experten für internationale Politik sagen, dass die Vereinbarungen, die Trumps Administration mit Mexiko und Kanada erzielt hat, den USA bestenfalls marginale Gewinne bringen werden, da sie letztlich die Kosten von Autos und anderen Gütern erhöhen könnten, deren Produktion in die Vereinigten Staaten verlagert wird, wegen des Versprechens Fabrikjobs heim nach Amerika zu bringen. “Zusammengefasst, die Trump Administration schafft eine Krise und stimmt dann zu, sie zu lösen,” sagt Krzysztof Pelc, ein Welthandelsexperte und Professor für Politikwissenschaften an der McGill Universität im kanadischen Montreal.
Pelc sagt, das Gute am USMCA “ist, dass es überhaupt eine Vereinbarung gibt und dass die schwelende Unsicherheit sich als Ergebnis gelichtet hat”. Und weiter:
“Das ist es, worauf die Märkte reagieren, da die Wahrscheinlichkeit überhaupt keines Abkommens und die resultierende rechtliche Unklarheit, schon eingepreist waren.”
Nicht viel für die Milch im Abkommen?
Unter dem USMCA wird Kanada den Bauern in den USA Zugang zu etwa 3,5% des 16 Mrd USD schweren jährlichen Heimatmarkts für Milchprodukte geben, zitierte Reuters Quellen. Ottawa stimmte auch zu, Klassen und Kategorien von Milch zu eliminieren, die US-Farmer effektiv aus dem kanadischen Milchmarkt herausgehalten hatten.
Aber Max Boot, ein Historiker und Analyst für Außenpolitik rief in einem Meinungsbeitrag in der Washington Post den Beobachtern der Milchindustrie in Erinnerung, dass Washington im vergangenen Jahr noch einen Überschuss von 474 Mio USD beim Handel mit Milchprodukten erzielte und dass die Vereinigten Staaten fünfmal so viele Molkereiprodukte nach Kanada verkauften als umgekehrt. “Wie dem auch sei, Milchprodukte repräsentieren gerade mal 0,06% des amerikanisch-kanadischen Handel von dem 99% schon jetzt zollfrei ablaufen,” schrieb Boot.
Die US-Futures auf Milchprodukte begrüßten den USMCA-Deal am Montag mit wenig Begeisterung. Der am stärksten gehandelte Kontrakt auf US-Class III Milch stieg um lediglich 0,6% auf einen Referenzkurs von 15,60 Cent das Pfund, zeigten Daten von der Chicago Mercantile Exchange.
Ganz im Gegenteil, die US-Milchpreise erreichten am 2. September ein 10-Monatshoch von 16,55 Cent, als es Spekulationen auf einen Deal gab, der die heimischen Bauern bevorzugt.
Und während ein weiteres hervorstehendes Anliegen des USMCA war, die Produktion von in Nordamerika verkauften Autos aus dem Niedriglohnland Mexiko wegzubewegen, sagte Boot, dass die Autohersteller sich letztlich entscheiden könnten, die 2,5 prozentige Abgabe zu bezahlen, um ihre Fabriken in Mexiko zu lassen. Sie könnten auch weitere Arbeiter mit Robotern ersetzen oder die Herstellung ganz aus Nordamerika verlagern. “Was auch immer passiert, es ist schwierig zu sehen, wie die amerikanischen Verbraucher oder auch nur die Autoarbeiter davon profitieren,” fügte er hinzu.
China, Iran Konflikte sind komplizierter
Wenn der USMCA eine Richtschnur ist, dann wäre Trumps Herausforderung China und dem Iran stärkere Konzessionen als die von Mexiko und Kanada herauszupressen. “Sicher, es gibt die Erwartung, einer unter Dach und Fach, zwei weitere im Blickfeld,” sagt Dan Hueber, ein Spezialist für Getreidemärkte aus St. Charles in Illinois, unter Bezug auf die Theorie, dass das Nordamerikanische Abkommen nur das erste war eines dreiteiligen Puzzles, das der Präsident gewinnen will.
Trump sagte am Montag: "China will sehr dringend Gespräche", aber er ließe sich Zeit. Washington hat im vergangenen Monat weitere Importe aus China im Wert von 200 Mrd USD mit einem zusätzlichen Zollsatz von 10% belegt und Peking dies mit Abgaben auf amerikanische Exporte im Wert von 60 Mrd USD beantwortet.
Sojabohnen stiegen im Handel in Chicago am Montag auf ein Sechswochenhoch von 8,64 USD den Scheffel, was eine Erholung des Rohstoffs andeutet, der einst völlig von der Nachfrage aus China bestimmt wurde. Für einige Händler war das ein Zeichen, dass vielleicht keine der beiden Seiten es besonders eilig hat, ein Abkommen zu erreichen. “Das könnte die Dinge weitaus schwieriger machen,” sagte Hueber.
Mit dem Iran, versucht die Trump-Administration Beschränkungen von dessen Einflussnahme in der Region zu erreichen, neben einer schärferen Überwachung von dessen ballistischen Raketenprogramms und seinen Nuklearaktivitäten. Teheran hat es strikt abgelehnt, solche Bedingungen zu verhandeln, während es weiterhin den Nukleardeal aus der Obama-Ära einhält, um Unterstützung aus der Europäischen Union zu gewinnen.
“Die iranische Umgehung von Trumps Sanktionen könnten in der Tat funktionieren, da die Europäer entschlossen zu sein scheinen, den von Obama ausgehandelten Deal zu retten, der effektiv Fortschritte des iranischen Nuklearprogramms aufgehalten hat,” sagte Sarhan, der Fondsmanager. Und weiter: “So, Öl könnte sich an die 100 USD heranpirschen und der Iran könnte von seinem Export ebenfalls profitieren.”