Seit United Internet (ETR:UTDI) - viertgrößter Mobilfunkanbieter Deutschlands - Anfang 2019 den Plan gefasst hat, ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen, um dadurch unabhängiger zu werden und seine Gewinne zu steigern, ging es mit dem Aktienkurs stetig bergab. Mehr als drei Viertel der Marktkapitalisierung hat die Aktie seitdem abgegeben. Der schleppende Netzausbau und die Gewinneinbußen in Folge der Investitionen, trieben Anleger aus der Aktie. Nun zeigt sich Licht am Ende des Tunnels. Die Ertragsaussichten für 2025 sind vielversprechend.
Eigentlich hat das Geschäftsmodell von United Internet (ISIN: DE0005089031) alles, was es braucht, um stabile Erträge zu erwirtschaften und dabei als Aktionär gut zu schlafen. Über namhafte Tochtergesellschaften wie 1&1, Ionos (ETR:IOSn), Strato, GMX oder Web.de deckt der Konzern eine breite Produktpalette im Internet- und Mobilfunkbereich ab, wie DSL-Zugänge, Cloud-Dienste, Serverhosting, Domainverwaltung, E-Mail-Dienste, Mobilfunkverträge und Cloud-Telefonie. Der Konzern erwirtschaftet dabei rund 90 % seiner Umsätze in Deutschland und gehört in allen Geschäftssegmenten zu den führenden Anbietern. Besonders krisenfest ist das Geschäftsmodell, weil es sich fast vollständig um wiederkehrende Umsätze handelt und kaum eine konjunkturelle Abhängigkeit besteht.
Ein Blick auf das Umsatzwachstum zeigt, dass die Wachstumsstory noch immer intakt ist. Auf Basis vorläufiger Zahlen erwirtschaftete United Internet 2024 ein Umsatzvolumen von rund 6,35 Mrd. EUR, womit sich dieses seit 2014 (3,1 Mrd. EUR) mehr als verdoppelt hat. Das Nettoergebnis litt 2024 jedoch deutlich unter dem Aufbau des eigenen 5G-Mobilfunknetzes, der seit 2019 läuft. Gestiegene Abschreibungen durch Investitionen in Glasfasernetz (Versatel) und Mobilfunknetz, hohe Anlaufkosten für die Migration der Bestandskunden ins eigene Mobilfunknetz, Verzögerungen durch Lieferengpässe bei Komponenten für den Netzausbau und periodenfremde Aufwendungen in Höhe von 14 Mio. EUR verdarben Anlegern die Freude.
Hinzu kam ein tagelang andauernder Ausfall im Mobilfunknetz von 1&1 Mitte 2024 der zu ca. 50.000 Sonderkündigungen führte und Preisdruck, ausgelöst durch den Konkurrenten Telefonica (ETR:O2Dn), der mit starken Angeboten zahlreiche Kunden zu sich lockt. In Folge dieser Umstände rechnen Analysten für 2024 nur noch mit einem bereinigten Nettoergebnis je Aktie von 1,10 EUR. Zum Vergleich: 2022 waren es noch 2 EUR je Aktie. Die endgültigen Zahlen für 2024 wird United Internet mit dem Geschäftsbericht am 27. März bekannt geben.
Weshalb 2025 besser werden könnte?
Trotz positiver Impulse durch eine Kaufempfehlung von Goldman Sachs (NYSE:GS) am 10. Februar und der Konzernmeldung von 1.000 installierten 5G-Sendemasten am 3. März, besteht nach wie vor erhebliches negatives Überraschungspotenzial im Zusammenhang mit dem Netzausbau. Zuletzt hatte sich 1&1 Mitte Februar gegenüber der Bundesnetzagentur verpflichtet bis Ende Juni 120 Sendemasten in unterversorgten Gebieten zu errichten, was 1&1 erheblich unter Druck setzt. Bisher ist außerdem unklar, welche Konsequenzen sich daraus ergeben, sollte das von der Bundesnetzagentur vorgegebene Etappenziel zum 31. Dezember 2025 nicht erreicht werden. Bis dahin müssen nämlich mindestens 25 % der Bevölkerung über das 5G-Mobilfunknetz von 1&1 erreichbar sein. Dazu sind ca. 6.300 Sendemasten nötig und United Internet darf anschließend ab dem 1. Januar 2026 eigentlich nicht mehr als Weiterverkäufer von Mobilfunkdiensten der Konkurrenz auftreten. Erhebliche Geldbußen könnten die Folge sein.
Einiges spricht jedoch dafür, dass sich die Ertragslage 2025 wieder aufhellt. Da war zunächst mal der Wechsel des Roaming-Anbieters von Telefonica zu Vodafone (LON:VOD) Ende August 2024, der für erhebliche Einsparungen bei den Roaming-Gebühren sorgen dürfte. Insgesamt dürften sich die Roaming-Gebühren auch dadurch reduzieren, dass die Migration der Bestandskunden auf das eigene Mobilfunknetz nun zügiger voranschreitet, nachdem man den Aufbau des 5G-Mobilfunknetzes nun auf mehrere Dienstleister verteilt hat und die Lieferengpässe der Komponenten Ende Oktober 2024 beseitigt wurden. Eine Entschädigung im Zusammenhang mit dem Netzausfall Mitte 2024 bei 1&1 wird momentan mit dem verantwortlichen Dienstleister verhandelt, woraus sich ein Ertragszuwachs im hohen zweistelligen Millionenbereich ergeben könnte.
Für 2025 rechnen Analysten daher wieder mit einer etwas verbesserten bereinigten Nettomarge von 5,2 %, (entspricht einem bereinigten Nettoergebnis von 341 Mio. EUR bei einem erwarteten Umsatz von 6,59 Mrd. EUR) nachdem diese 2023 bei nur noch 3,9 % lag und 2024 bei voraussichtlich 3 % liegen wird, mit einem bereinigten Nettoergebnis von 190 Mio. EUR. Zum Vergleich: Zwischen 2018 und 2022 lag diese im Mittel noch bei 7 %. Analysten sind daher optimistisch für die weitere Entwicklung der Aktie und sehen eine deutliche Aufwärtstendenz. Von 15 Analysten raten 11 zum Kauf und 4 zum Halten, mit Kurszielen zwischen 17 und 42 EUR. Zum Verkauf rät keiner.
Bewertung auf Basis der Dividende
United Internet verfolgt eine solide Dividendenpolitik und schüttet in der Regel 20 bis 40 % des bereinigten Nettoergebnisses an die Aktionäre aus. Nachdem für 2024 das vierte Jahr in Folge eine Ausschüttung von 0,5 EUR je Aktie vorgeschlagen werden soll, rechnen Analysten für 2025 - Ausschüttung im Jahr 2026 - mit einer Anhebung der Dividende auf 0,53 EUR je Aktie. Auf Basis des bisherigen Tiefstkurses für 2025 bei 14,60 EUR notierte die Dividendenrendite damit bei einem Wert von 3,64 %, was ziemlich exakt dem Durchschnitt der Dividendenrendite der letzten beiden Jahre (3,7 %) am Jahrestief entspricht.
Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Dividendenrenditen damit deutlich angestiegen. Zwischen 2013 und 2022 lag die höchste Dividendenrendite bei 2,56 %. Die durchschnittliche Dividendenrendite am Jahreshoch lag über die letzten beiden Jahre bei 2,08 % und damit ebenfalls deutlich über dem Schnitt der Vorjahre. Unter der Voraussetzung, dass sich die Aktie weiter stabilisiert, ergibt sich durch Abzinsung der erwarteten Dividende von 0,53 EUR je Aktie mit 2,08 % für 2025 ein Kursziel von 25,50 EUR.
Charttechnik
Nach einer Stabilisierung auf dem Unterstützungsniveau von 14,50 bis 15 EUR zwischen November 2024 und Februar 2025 hat die Notierung der Aktie Mitte Februar den seit Anfang 2018 bestehenden Abwärtstrend nach oben durchbrochen und dabei im Laufe der vergangenen Handelswoche auch die 200-Tage-Linie (18,20 EUR) auf Schlusskursbasis klar überwunden. Damit wäre aus technischer Sicht der Weg frei bis zu den nächsten Widerständen bei 21 und 25 EUR. Unterhalb von 14,60 EUR wäre ein weiterer Rückfall auf die Unterstützungszone bei 12,50 EUR möglich. Die relative Stärke auf Basis von 14 Wochen hat mit der Bodenbildung im Bereich 14,50 bis 15 EUR bereits im überverkauften Bereich (< 30) notiert und liegt aktuell bei einem Wert von 60. Die Tendenz ist deutlich aufwärts gerichtet. Auffällig sind die mehrfachen Fehlausbrüche aus dem Abwärtstrend seit Anfang 2024.
Fazit
Trotz der vorhandenen Ungewissheit in Bezug auf den Netzausbau, sehen wir Anzeichen dafür, dass der Markt die jüngsten Meldungen über die Fortschritte und die Kaufempfehlungen diverser Analysten als positive Impulse für die Kursentwicklung interpretiert. Die positive Erwartungshaltung in Bezug auf die Ertragslage für 2025 bestärkt diese Sichtweise. Wir sehen die Aktie auf Basis der erwarteten Dividende von 0,53 EUR je Aktie für 2025 als fair bewertet an und kaufen den Titel. Bis zu unserem Kursziel bei 25,50 EUR sehen wir eine Gewinnchance von 35 %. Anleger sollten sich bei Ihrer Entscheidung über die erhöhten Risiken und das negative Überraschungspotenzial bewusst sein und Teilkäufe in Betracht ziehen.
Investmentidee(n) auf United Internet
In diesem Umfeld eignet sich ein leicht offensiver Discount-Call, der von moderat steigenden Kursen profitiert und einen gewissen Puffer gegen fallende Aktienkurse bietet. Das Papier mit der ISIN DE000DJ78289 hat einen Cap (Höchstauszahlungsbetrag) bei 20,50 EUR. Steigt die Aktie bis zur Fälligkeit im Dezember 2025 um 8,5 % und notiert mindestens auf dem Cap, erzielen Anleger eine Maximalrendite von 76 % (96,7 % p.a.). Notiert der Kurs unterhalb von 20,50 EUR, verringert sich der Gewinn. Der Break-Even liegt bei 19,27 EUR. Unterhalb des Basispreises entsteht ein Totalverlust. Anleger sollten also mit Stoppkursen arbeiten, um einen Totalverlust zu vermeiden.