Martin Winterkorn, ein ehemaliger CEO von Volkswagen (ETR:VOWG), hat sich einmal auf einer Messe bei seiner Entourage darüber beschwert, dass bei VW-Autos ein Klackern beim Verstellen der Lenkradhöhe auftritt. Er saß in einem asiatischen Auto und bemerkte: „Das Klackern, warum können die das? BMW (ETR:BMWG) kanns nicht, wir können es nicht, warum können die das?“.
Die aktuellen Finanzzahlen von Volkswagen, die am 13. März 204 vorgestellt wurden, verdeutlichen die anhaltende Herausforderung für das Unternehmen: VW muss weiterhin einen Balanceakt bewältigen, wie Finanzvorstand Arno Antlitz es ausdrückt - einerseits die "Pflege" der Verbrennermodelle und gleichzeitig das Hochfahren der Elektromobilität.
Obwohl der Autobauer aus Wolfsburg im vergangenen Jahr dank seiner Verbrennermodelle einen beachtlichen Gewinn von knapp 18 Milliarden Euro verzeichnen konnte, und auch so viele Elektroautos wie nie zuvor verkauft hat, ist ebendieser Absatz stark eingebrochen. Die E-Autos von VW sind zum Ladenhüter geworden.
VW appelliert daher an die Politik um Unterstützung. Im Interview mit dem NDR forderte Konzernchef Oliver Blume eine "umfassende Unterstützung" von Seiten der Politik, einschließlich verbindlicher Regelungen, angemessener CO2-Ziele und Förderungen für die Elektromobilität, insbesondere im niedrigen Preissegment, um den Anreiz für Elektroautos zu erhöhen. Obwohl es bereits eine solche Förderung gab, wurde sie Ende letzten Jahres abrupt beendet, was zu einem massiven Rückgang der Nachfrage nach Elektroautos führte. Dies hatte zur Folge, dass in den Werken in Zwickau und Emden, die bereits auf Elektromobilität umgestellt wurden, Flaute herrscht und Schichten gestrichen wurden.
Experten zufolge haben staatliche Prämien zunächst die Nachfrage nach Elektroautos angekurbelt und dann durch ihr plötzliches Ende zum Einbruch geführt. Die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland seien daher aktuell nicht besonders positiv, wie es Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg, ausdrückt. Die Verunsicherung der Kunden ist groß, wie Felix Kuhnert von der Beratungsgesellschaft PwC resümiert.
Ein Hauptgrund, warum viele Autokäufer nach wie vor Verbrenner statt Elektroautos bevorzugen, ist deren deutlich niedrigerer Preis. VW fehlt daher noch immer ein erschwingliches Elektroauto in seinem Angebot. Erst Anfang 2026 ist ein solches Modell geplant, das etwa 25.000 Euro kosten soll. VW plant jedoch auch ein Produkt für etwa 20.000 Euro, um insbesondere junge Kunden anzusprechen.
Batterien sind derzeit der größte Kostenfaktor für Elektroautos, obwohl ihr Preis durch technologischen Fortschritt sinkt, so PwC-Experte Kuhnert. Die Elektromobilität sei jedoch unausweichlich, betont er, und ein gesellschaftlicher Konsens sei notwendig, um den Weg zu emissionsfreiem Fahren weiter zu verfolgen. Auch Blume sieht Elektromobilität als die richtige Technologie und warnt davor, das geplante EU-weite Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 in Frage zu stellen.
Auch der Betriebsrat von VW unterstützt diesen Standpunkt und betont, dass alle Pläne für die Entwicklung neuer Modelle auf den Wendepunkt im Jahr 2035 ausgerichtet sind. Ein Abweichen von diesen Plänen hätte nach Ansicht der Arbeitnehmervertretung schwerwiegende Folgen, auch für die Arbeitsplätze.
Es scheint offensichtlich zu sein, dass VW so schnell wie möglich ein erschwingliches Elektroauto auf den Markt bringen muss, da andernfalls das traditionsreiche Unternehmen von neuen, vor allem chinesischen Wettbewerbern überholt werden könnte. Laut Automobil-Experte Felix Kuhnert werden zwischen 20 und 30 neue E-Auto-Marken in den europäischen Markt drängen, von denen am Ende wahrscheinlich fünf bis acht erfolgreich sein werden. VW-Chef Blume ist sich dieser Herausforderung bewusst und betont die Notwendigkeit, die richtigen Produkte anzubieten, um erfolgreich zu sein, sofern das Gesamtbild stimmt.
Liegt also die Schuld nur bei den anderen?
Einige Hersteller scheinen besser auf die Zukunft vorbereitet zu sein als andere, wie von Analysten der New York Times festgestellt. BMW ist hier ein Beispiel. Der Automobilhersteller aus München hat im Bereich der Elektromobilität bereits heute gute Umsätze erzielt und verfügt über eine breite Palette von elektrischen und elektrifizierten Fahrzeugen, die flexibel in den Werken produziert werden können.
Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten setzt BMW nicht auf eigene, teuer entwickelte Elektroplattformen, sondern nutzt die Flexibilität seiner Produktionsanlagen, um sowohl Verbrennungs- als auch Elektrofahrzeuge herzustellen. Dies hat dazu geführt, dass BMW bereits gute Gewinne mit Elektroautos erzielt und seine Verkaufszahlen im Luxussegment gesteigert hat.
Trotzdem muss BMW technisch noch aufholen, besonders in Bezug auf Batterietechnik und Reichweite. Derzeit hat Tesla (NASDAQ:TSLA) in diesen Bereichen die Nase vorn, aber BMW plant, mit der Einführung seiner "Neuen Klasse" im Jahr 2025 die Lücke zu schließen und in allen Aspekten an Tesla vorbeizuziehen. Und genau da sehen wir im Übrigen auch das Problem von Tesla. Tesla war zwar der erste im Markt mit funktionierenden Elektrofahrzeugen.
Das reicht aber auf lange Sicht nicht aus. Da muss schon mehr kommen. Die Frage ist nur, was soll da kommen. Die deutschen Autohersteller mögen zwar aktuell etwas mit der neuen Technologie hinsichtlich des Absatzes hadern, aber langfristig können sie wahrscheinlich das vollkommen überlegene Know-how vor allen Dingen gegen Tesla ausspielen. Auch gegenüber den chinesischen Herstellern könnte das ein Vorteil sein.
Kann die VW-Aktie trotz dieser Probleme den jüngsten Aufwärtstrend am Leben halten?
Der Blick auf die Übersicht aus InvestingPro zeigt deutliche Spuren, die nicht nach oben gehen:
Quelle: InvestingPro
Wir wollen es natürlich ganz genau wissen und deshalb haben wir die Aktie unter die Lupe genommen. Hier geht’s zur Analyse:
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