Yellen im Fokus (von Peter Rosenstreich)
Heute werden sich die Märkte alleine auf die Rede von Fed-Chefin Janet Yellen beim World Affairs Council of Philadelphia konzentrieren. Yellens bereits stark erwartete Rede hat aufgrund des schwachen Stellenberichts noch mehr an Relevanz gewonnen.
Aufgrund des starken Rückgangs bei der Schaffung von Arbeitsplätzen sorgen sich die Märkte, dass die Fed ihre Zinserhöhung im Sommer aufschieben könnte. Die Märkte preisen nun nur eine Wahrscheinlichkeit von 35% für eine Zinserhöhung im Juli ein. Trotz unserer Erwartungen, dass es keine Zinserhöhung geben wird, gehen wir nicht davon aus, dass die Fed die Möglichkeit einer Zinserhöhung komplett ausschließen wird. Wir vermuten, dass eine vorsichtige Frau Yellen erneut betonen wird, dass wie wichtig die Abhängigkeit von den Daten insgesamt ist. Dies könnte dem USD einen kurzfristigen Aufschwung verschaffen. Aber die Aussichten für den USD bleiben unserer Meinung nach schwach.
Unser Basisszenario ist, dass die schwachen externen Daten und ein starker USD die US-Wirtschaft belasten. Auch wenn das US-amerikanische BIP massiv von gesunden Inlandsverbrauchern abhängig ist, bleibt dennoch eine starke Abhängigkeit von der globalen Nachfrage bestehen. Wir haben eine ständige Verlangsamung in Bereichen gesehen, die mit der globalen Wirtschaft verbunden sind, so wie das verarbeitende Gewerbe, das erst jetzt die Arbeitsmärkte belastet. Wir vermuten, dass die Schwäche bei den Stellen ein Symptom ist, dass die USA nicht von der globalen Flaute abkoppelt. Wir erwarten, dass die Fed diese Schwäche in Erwägung ziehen wird, da die Kommentare von Frau Yellen in der Vergangenheit die Existenz eines „dritten Mandats“ signalisiert haben, das eine Zinserhöhung im September 2015 verhindert hat. Die heutige Rede von Frau Yellen sollte uns Aufschluss darüber geben, wie besorgt die Fed über die Daten ist. Wir gehen davon aus, dass der vorsichtige Ansatz von Frau Yellen eine Zinserhöhung bis in den November hinein aufschieben wird.
Das Schweizer Mindesteinkommen wurde abgelehnt (von Yann Quelenn)
Die Abstimmung zum Mindesteinkommen am Sonntag wurde von der Schweizer Bevölkerung mit großer Mehrheit abgelehnt. Wir sind der Meinung, dass dies einen ersten Schritt in Richtung Helikoptergeld bedeutet hätte, und es würde sicherlich die Nachfrage und die Inflation angetrieben haben (und wahrscheinlich mittelfristig mit vernichtendem Effekt für die Maßnahme). Die Mittel einer solchen Reform hätten natürlich von der Regierung bereitgestellt werden müssen, und die Kosten hätten gewaltig sein können. Hierbei handelt es sich um eine echte keynesianische Maßnahme, denn die massiven öffentlichen Ausgaben würden sicherlich die Verbraucherausgaben in die Höhe treiben, selbst wenn dies nicht die ursprüngliche Absicht der Reform gewesen wäre.
Die SNB hat sich sicherlich das Ergebnis der Abstimmung angesehen, und wir glauben, dass das Helikopter-Geld weiter etwas ist, das passieren könnte. Die Zentralbank hat in Bezug auf negative Zinsen nicht viel Spielraum und die Forex-Interventionen liegen fast auf BIP-Niveau. Aktuell verfolgt die SNB die EZB-Geldpolitik genau und hofft auch darauf, dass sich die europäische Situation verbessert. Die SNB kann jederzeit tätig werden. Auch wenn wir eine quantitative Lockerungsmaßnahme von der SNB nicht ausschließen, so kann sich die Zentralbank durchaus noch einmal für eine Zinssenkung entscheiden, bevor sie weitere massive Anreize setzt. Wir bleiben zum EUR/CHF weiter bärisch und verstärken unsere Positionen um 1,1100 weiter, bleiben jedoch vorsichtig, ob die SNB ohne Mitteilung intervenieren wird.
EURUSD Der EUR/USD hat deutlich zugelegt. Der Stundenwiderstand bei 1,1349 (Hoch vom 17. 5. 2016) wurde gebrochen. Eine Stundenunterstützung liegt bei 1,1098 (Tief vom 3. 6. 2016). Die technische Struktur spricht für weitere Seitwärtsbewegungen. Sehr langfristig unterstützt die technische Struktur eine bärische Tendenz, so lange der Widerstand bei 1,1714 (Hoch vom 24. 8. 2015) hält. Seit Anfang 2015 handelt das Paar bereichsgebunden. Starke Unterstützung findet sich bei 1,0458 (Tief vom 16. 3. 2015). Doch seit dem letzten Dezember deutet die derzeitige technische Struktur auf einen allmählichen Anstieg hin.
GBPUSD Der GBP/USD befindet sich jetzt um 1,4400. Ein Stundenwiderstand findet sich bei 1,4508 (Hoch vom 1. 6. 2016) und ein stärkerer Widerstand liegt bei 1,4770 (Hoch vom 3. 5. 2016). Erwarten Sie erneut aufkommendes bullisches Momentum in Richtung des Widerstands bei 1,4770, wenn die Unterstützung bei 1,4300 nicht erreicht wird. Das langfristige technische Muster ist negativ und spricht für einen weiteren Rückgang in Richtung der Schlüsselunterstützung bei 1,3503 (Tief vom 23. 1. 2009), zumindest so lange die Kurse unterhalb des Widerstands von 1,5340/64 verharren (Tief vom 4. 11. 2015, achten Sie auch auf die 200er DMA). Doch die allgemein überverkauften Bedingungen und die jüngste Zunahme des Kaufinteresses sollten eine Erholung ermöglichen.
USDJPY Der Verkaufsdruck des USD/JPY hält an. Die Stundenunterstützung bei 108,23 (Tief vom 12. 5. 2016) wurde gebrochen. Ein Stundenwiderstand liegt bei 109,14 (6.6.2016). Doch das mittelfristige Momentum zeigt nach unten. Erwarten Sie weitere Schwäche. Langfristig favorisieren wir eine bärische Tendenz. Die Unterstützung bei 105,23 (Tief vom 15. 10. 2014) ist im Visier. Ein allmählicher Anstieg in Richtung des Hauptwiderstands bei 135,15 (Hoch vom 1. 2. 2002) scheint nun weniger wahrscheinlich. Eine weitere Schlüsselunterstützung befindet sich bei 105,23 (Tief vom 15. 10. 2014).
USDCHF Der USD/CHF taucht ab. Der Widerstand bei der Parität scheint weit entfernt. Die Stundenunterstützung bei 0,9859 (Tief vom 2. 6. 2016) wurde gebrochen, und das Paar steht nun vor der Stundenunterstützung bei 0,9751 (Tief vom 17. 5. 2016). Erwarten Sie weitere bärische Bewegungen. Langfristig handelt das Paar seit 2011 noch immer bereichsgebunden, trotz einiger Aufregungen, nachdem die SNB die CHF-Bindung an den EUR aufgehoben hatte. Eine Schlüsselunterstützung findet sich bei 0,8986 (Tief vom 30. 1. 2015). Die technische Struktur deutet seit letztem Dezember eine langfristig bullische Tendenz an.