Lange war es ruhig um Italien, doch nun stehen vermutlich Neuwahlen an, die auch zu einer Abstimmung über den Austritt Italiens aus der EU werden könnten. Die Folgen an den Märkten sind bereits sichtbar. Nach der gescheiterten Regierungsbildung sind Neuwahlen in Italien wohl kaum noch zu verhindern. Die Bildung einer Regierung aus Beamten und Experten unter dem Wirtschaftsfachmann und IWF-Ökonomen Carlo Cotarelli wie ihn Italiens Präsident Sergio Mattarella vorgeschlagen hat, dürfte am Widerstand der Parteien 5-Sterne-Bewegung und Lega scheitern.
Sie waren bei der vorherigen Wahl die Sieger, doch ihr Kandidat für den Wirtschaftsministerposten Paolo Savona wurde vom italienischen Präsidenten wegen seiner euroskeptischen Haltung abgelehnt. Ein Ausweg aus dieser verfahrenen Situation sind Neuwahlen, die aber frühestens Ende Juli abgehalten werden können.
Aber nicht nur diese politische Hängepartie sorgt für Unsicherheit und könnte für die Finanzmärkte zum Problem werden. Die fiskalpolitischen Forderungen von 5-Sterne-Bewegung und Lega würden in den kommenden Jahren die Verschuldung von aktuell 132 Prozent deutlich ansteigen lassen. Italien ist jetzt schon hinter Griechenland das am zweitstärksten verschuldete Land in der EU.
Mit Italien ist auch die Volatilität zurück beim DAX. Anleger greifen an schwachen Tagen zum Capped-Bonus DM76WH mit einer Barriere bei 11.200 Punkten. Absichernd wirkt der Put-Optionsschein DGK8CL oder etwas offensiver der Turbo-Bear MF57BH.
Bei DEGIRO können Anleger beispielsweise den DAX Inliner ST0NEB und alle weiteren Optionsscheine und Zertifikate besonders günstig für 2,00 Euro plus 0,1 Prozent Gebühr handeln.
Italexit möglich
Diese Ausweitung der Schulden deckt sich daher nicht mit der Sparpolitik, die sich die EU auferlegt hat. Öl ins Feuer hat der Parteichef der Lega Salvini ins Feuer gegossen, der eine Änderung der EU-Regeln fordert, sonst mache es keinen Sinn, in der EU zu bleiben. Damit könnten die Neuwahlen in Italien auch zu einer Wahl über den Austritt Italiens aus der EU werden. Der Euro verliert bereits deutlich an Boden und ist ein Signal für eine mögliche Kapitalflucht aus Europa. Das bestärkt die Aufwertung des Franken, der in Krisenzeiten als sicherer Devisenhafen angesteuert wird.
Die Probleme an den Märkten werden aber vor allem am Rentenmarkt deutlich. „Die italienischen Anleihen stürzen ab und die Rendite ist auf über drei Prozent gestiegen“ sagt Jochen Stanzl, Chefstratege bei CMC Markets. „Damit liegt der Aufschlag der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen gegenüber vergleichbaren Bundesanleihen bei fast drei Prozent – ein Niveau, dass seit 2013 nicht mehr erreicht worden ist“, ergänzt Stanzl. Zu den Hochzeiten der Euro-Krise 2011 lag der Aufschlag allerdings bei rund sieben Prozent.
Wie gefährlich die Entwicklung in Italien von den Märkten eingeschätzt wird, zeigt der Renditeanstieg in Spanien und Portugal. Sie wurden in Sippenhaft genommen, weil sie wie Italien trotz der zuletzt positiven Wirtschaftsentwicklung in ihren Ländern zu den wirtschaftlich anfälligen EU-Mitgliedern gehören.
In den italienischen Strudel ist auch der Bankensektor gezogen worden. Vor allem italienische Banken haben erst im April ihren Bestand an Staatsanleihen aufgestockt, den vierten Monat in Folge wie die jüngste EZB-Statistik zeigt. Der Anteil macht nun knapp 11 Prozent der Bilanzsumme aus. Dagegen hat zum Beispiel Spanien ihren Anteil im März und April reduziert. Manuel Suckart vom Onlinebroker Degiro sieht entsprechend regen Umsatz in Papieren, die mit der Italienkrise in Zusammenhang stehen: „Es werden nicht nur Bankentitel sehr rege gehandelt, sondern Zertifikate und Futures auf deutsche und italienische Staatsanleihen. Auch speziellere Produkte, die auf die Ausweitung der Differenz zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen setzen, sind seit letzter Woche begehrt.
Italo-Anleihen bald Ramsch?
Die italienischen Entwicklungen haben die Ratingagenturen auf den Plan gerufen. Fitch, Moody´s und S&P haben italienische Staatsanleihen knapp über Ramsch einsortiert. Moody´s hat angekündigt, das niedrige Rating zu überprüfen und hat Italien erst einmal auf „negative Überprüfung“ gestellt. Eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit in den kommenden Monaten ist daher nicht unwahrscheinlich. Sollte es dazu kommen, sind die bisher beschriebenen Probleme der Finanzmärkte vergleichsweise klein. Denn bei einer Abstufung der italienischen Anleihen auf Ramsch müssten institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds ihre Anteile reduzieren, da sie keine Ramschanleihen in ihren Beständen aufnehmen dürfen. Ihr Verkauf wird zu einem weiteren Renditeanstieg mit entsprechenden Tumulten an den Finanzmärkten führen. Die italienische Liebesgeschichte mit dem Euro könnte in den nächsten Wochen und Monaten auf eine harte Probe gestellt werden.