Zunächst kurz zum Markt: Der DAX wurde heute um 13.00 Uhr zu 9.366 Punkten abgerechnet. Also noch über der 9.200er Marke und nahe des Hochs von Anfang Dezember. Wir werden bis Januar warten müssen, wie sich die Märkte „wirklich“ entscheiden. Den entsprechenden groben Fahrplan dazu habe ich Ihnen gestern geliefert.
Noch ein besinnlicher Text?
Seit elf Jahren schreibe ich nun jedes Jahr zu Weihnachten einen besinnlichen Text. Das, was man so schreibt, zu Weihnachten. Und ich könnte dies von Jahr zu Jahr in leicht abgewandelter Form wiederholen, es würde niemandem auffallen. Heute aber drehe ich den Spieß um. Heute schreibe ich, was ich mir in der Rolle des Börsen-Newsletter-Autors vom Christkind wünschen würde!
Mehr Optimismus
Die Crash-Jahre sind, zumindest aktuell, erst einmal vorbei. Ich habe so viele Mails von Lesern erhalten, die in diesen Zeiten große Sorgen hatten – um ihr Vermögen, ihr Auskommen, um ihre Familien. Gerade börsenaffine Menschen neigen dazu, mit den Jahren sehr pessimistisch zu werden.
Immer wieder habe ich in diesen Zeiten davon geschrieben, dass die großen Rallys in den tiefsten Krisen starten. Ich habe davon geschrieben, dass wir uns in einer großen Seitwärtsbewegung befinden, der eine ebenso große Rally folgen wird. Ich habe also immer wieder für Optimismus geworben.
Und das ist auch mein erster Herzenswunsch: Haben Sie mehr Mut zum Optimismus!
Denn Optimismus ist eine konstruktive und treibende Kraft. Es mag sein, dass der Pessimist besser auf alles Mögliche vorbereitet ist, aber der Optimist lebt einfach besser und oft genug erreicht er auch mehr.
Mehr Objektivität und Selbstkritik
In den vergangenen Jahren habe ich viele - ich will mal sagen - angriffslustige Mails erhalten. Darin wurden zu einem gewissen Teil die wildesten Theorien vertreten, oft mit Links auf diverse Internetseiten oder Inhalten, die aus anderen Mails kopiert waren. Viele Menschen neigen dazu, das, was sie lesen, für bare Münze zu halten – so lange es nur einigermaßen in das eigene Konzept passt. Oder drücken wir es anders aus: Wenn Thesen in das eigene Konzept passen, werden sie gerne ungeprüft einfach übernommen. Besonders traurig wird es, wenn genau das von sehr findigen Marketing-Strategen ausgenutzt wird, um Anleger in bestimmte Börsenprodukte zu treiben – mit denen die Kunden nur selten Geld verdienen.
Hier würde ich mir als zweites mehr sachliche und objektive Recherche wünschen und gleichzeitig die Bereitschaft, die Thesen anderer, aber auch die eigenen Ansichten, kritisch zu hinterfragen. Nicht um meiner Willen, sondern weil hartnäckige Überzeugungen für Menschen, die an den Börsen spekulieren, sehr gefährlich sind – sie führen zu oft ruinösen Fehlentscheidungen. Und genau das konnte man in den vergangenen fünf Jahren seit dem Tief 2008 gut beobachten!
Bleiben Sie als Anleger kritisch und wachsam, allem und jedem gegenüber, auch oder gerade wenn es noch so sehr ins eigene Konzept passt!
Weniger medialer Wahnsinn
Gerade Börsianer neigen dazu, mit ihren Informationsmedien zu verschmelzen – sprich, sobald sie vom Computer aufstehen, wird das Tablet oder das Handy zur Hand genommen. Das Smartphone liegt dann sogar nachts noch neben dem Bett, damit man, falls man tief in der Nacht aufwacht, noch schnell schauen kann, ob oder was gerade geschehen ist.
Es gibt aber noch ein Leben abseits dieses medialen „Börsen-Tunnels“. Ein Leben mit der Familie und/oder mit Freunden. Wir Menschen sind soziale Wesen und ohne direkte soziale Kontakte geht uns eine wichtige Stütze unseres Daseins verloren. Auf Dauer ist das keine gute Entwicklung.
Es geht dabei nicht einmal nur um soziale Kontakte, es gibt auch ein Erleben in der Natur – ein Erleben in Ruhe und Stille. Unsere Lebenszeit ist eigentlich viel zu kostbar, um sie derart ausschließlich diesem medialen Wahnsinn zu opfern. Mein dritter Wunsch ist also, dass wir wieder mehr Wirklichkeit leben.
Weniger Nehmen, mehr Geben
In unserer nicht nur sehr medialen, sondern auch sehr konsumorientierten Welt werden wir zudem quasi darauf gedrillt, möglichst viel zu nehmen. Das „ICH“ steht an erster Stelle. An den Börsen lernen wir zum Glück rasch und hart, dass dieses egozentrierte Denken dort nicht zum Erfolg führt. Wer meinen zweiten Wunsch beherzigt und selbstkritisch seine „Börsenüberzeugungen“ hinterfragt, erkennt bald, dass es auf dem Weg zum Erfolg besser ist, sich brav und demütig hinter den Markt zu stellen, seine eigene Meinung nicht allzu ernst zu nehmen und bestimmte charakterlichen Schwächen an der Börse zu vermeiden.
Doch der dadurch errungene Erfolg, der materielle Gewinn, ist nur der erste Schritt. Mein vierter Wunsch ist, dass viel mehr Trader daran denken, diese Gewinne zumindest zu einem gewissen Teil mit anderen zu teilen. Und das gar nicht einmal aus altruistischen Gründen, sondern aus durchaus egoistischen Motiven! Denn das Unterbewusste wird verstehen, dass ein Gewinn gut ist, wenn er mit anderen geteilt wird. Der Mensch ist eben, wie oben bereits beschrieben, ein soziales Wesen und will daher in seinem tiefsten Innern den Seinen Gutes tun. Das Unterbewusstsein wird Sie daher, wenn Sie so handeln, unterstützen, die richtigen Trades auszuwählen, damit Sie noch mehr teilen können.
Der große Wunsch
Und dann gibt es natürlich noch diesen einen, großen Wunsch – der aber leider eine ewige Utopie bleiben wird: Der Wunsch, dass alle Menschen gesund, glücklich und zufrieden werden.
Aber vielleicht können Sie und ich in diesen letzten Tagen des Jahres ein klein wenig dazu beitragen, dass diese Welt eine bessere wird. Wie Sie das machen, das überlasse ich in diesem Jahr ganz Ihrer eigenen Kreativität.
Und so wünsche Ich Ihnen von Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2014!
Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens