Speziell für neue Leser möchte ich Folgendes voranstellen: Im Steffens Daily neige ich dazu, bereits sehr früh zu warnen, wenn ich Entwicklungen sehe, die potenziell gefährlich sind. Das hat nicht etwa den Sinn, die Leser in Panik zu versetzen, sondern sie zur erhöhten Vorsicht zu mahnen.
Im Moment erkennen wir, also verschiedene Analysten von Stockstreet, eine Reihe von Warnsignalen. Davon hatte ich im Steffens Daily bereits berichtet. Das heißt jedoch nicht, dass nun unbedingt ein Crash oder eine stärkere Konsolidierung folgen muss. Es bedeutet lediglich, dass Sie nun vorsichtiger vorgehen sollten. Und zwar so lange, bis diese Warnsignale zum Beispiel durch weiter steigende Kurse hinfällig werden oder sie sich eben tatsächlich durchsetzen. Ein paar Ausrufezeichen
Die jetzt folgenden Zeilen stellen eine Beschreibung möglicher (!) Topformationen in den US-Indizes dar. Diese Topformationen sind aber bisher noch nicht (!) abgeschlossen. So lange dies nicht der Fall ist, handelt es sich um einfache Fortsetzungsformationen, die eben auf eine Trendfortsetzung, also auf weiter steigende Kurse hinweisen (!).Bisher ist also nichts passiert.
Nur: Wenn sich die unten aufgeführten Formationen so weiter entwickeln, wie hier dargestellt, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für fallende Kurse auf 70 bis 80 Prozent. Das hört sich gefährlich an, aber selbst dann kommt es in 20 bis 30 von 100 Fällen trotz dieser Formationen immer noch zu weiter steigenden oder seitwärts laufenden Kursen. Das sollten Sie nicht vergessen.
Die große Schulter-Kopf-Kopf-Schulterformation im Dow Jones
Es bahnt sich im Dow Jones eine große Umkehrformation an, die bisher auch noch vergleichsweise idealtypisch verläuft:
Sie sehen hier die mögliche Schulter-Kopf-Kopf-Schulter-Formation (SKKS). Von Mai bis Juni bildete sich die linke Schulter (S). In dieser Zeit ist ein durchaus signifikanter, wenn auch nicht übermäßiger Umsatzanstieg zu verzeichnen (siehe linker blauer Halbkreis). Anschließend kam es zu einem Kurseinbruch. Dem folgte ein weiterer Anstieg auf ein höheres Hoch, dem linken Kopf (K). Auch hier ist ein, wenn auch nicht wirklich befriedigender, Umsatzanstieg zu erkennen (rechter Halbkreis). Seitdem fällt der Umsatz idealtypisch, während sich der rechte Kopf ausbildete.
Bis jetzt bildet sich damit nahezu idealtypisch eine SKKS. Einziger Kritikpunkt ist die Umsatzentwicklung, die nicht so ganz einer idealtypischen SKKS entspricht, da man sich hier einfach deutlich höhere Ausschläge wünschen würde. Allerdings können diese eher niedrigen Umsätze ein Hinweis darauf sein, dass diese Formation nicht ein großes Top darstellt, welches den bisherigen Aufwärtstrend seit 2009 endgültig beendet, sondern dass sie lediglich eine größere Konsolidierung einleitet.
(Ein Hinweis: Die sehr hohen und regelmäßig auftauchenden Umsatzbalken sind jeweils die Verfallstage und können entsprechend nicht gewertet werden!) Was nun NICHT geschehen darf oder die vielleicht wichtigste Voraussetzung einer SKS ist.
Wir sehen aktuell, dass sich der Dow Jones wieder erholt und sich damit eine rechte Schulter ausbilden könnte. Das wäre der Fall, wenn die Kurse jetzt schon, oder nach einem weiteren kleinen Anstieg, wieder in Richtung der blauen Nackenlinie fallen würden (siehe rot gestrichelte Linie). Und damit kommen wir zu der letzten sehr wichtigen Voraussetzung für das Zustandekommen dieser SKKS: Diese blaue Nackenlinie muss dann, am besten unter hohem Umsatz und mit einer dynamischen Kerze nach unten gebrochen werden.
Geschieht das, ergäbe sich eine ca. 70 bis 80 prozentige Wahrscheinlichkeit für schnell weiter fallende Kurse bis zu dem ersten Kursziel dieser SKKS, das bei ca. 13.775 Punkten liegt.
Wenn zuvor diese Nackenlinie noch einmal von unten getestet würde und die Kurse erst dann weiter fallen, würde die Eintrittswahrscheinlichkeit für das Kursziel sogar noch weiter ansteigen.
Sollten sich die Kurse also, wie hier vorgestellt entwickeln, dann müssen Sie reagieren und bei weiter fallenden Kursen Ihre Investitionsquote verringern. Sobald sich dann wieder ein Boden ausbildet, können Sie langsam wieder anfangen, die Positionen aufzustocken. Wie sich die SKKS und damit die Gefahr auflöst
Wenn die Kurse hingegen, ohne die Nackenlinie nach unten zu brechen, weiter steigen und das Niveau der Köpfe der SKKS erreichen, ist diese SKKS hinfällig. Es kann sich dann um ein einfaches Rechteck handeln. Dann kommt es darauf an, in welche Richtung die Kurse aus diesem Rechteck ausbrechen.
Zur Erläuterung: Große SKKS-Formationen entstehen, wenn große Investoren, vorsichtig aus dem Markt aussteigen. Bei Indizes entstehen solche Formationen, sobald ein Index ein Kursniveau erreicht hat, dass bei vielen institutionellen Anlegern als „überteuert“ angesehen wird. Diese verringern dann vorsichtig ihre Positionen, wodurch sich diese „strukturierte Wellenbewegung“ ergibt. Und deswegen ist auch der Umsatz so wichtig. Dieser muss an den jeweiligen Köpfen hoch sein, weil da der Verkaufsdruck der institutionellen Anleger signifikant zulegen muss, wenn es ein echtes Hoch werden soll. Von „unten“ strömen noch Kleinanleger in den Markt, welche die Positionen aufkaufen, aber „oben“ deckeln die Verkäufe der Großanleger den weiteren Kursanstieg. Zum Bruch der Nackenlinie kommt es, wenn nicht mehr genügend Kleinanleger zum Kauf bereit sind und die institutionellen sich beeilen, ihre Positionen in den Markt zu drücken. Der S&P500 verkeilt sich
Etwas Ähnliches ist auch im S&P500 zu erkennen. Dort bildet sich eine Keil-Formation (blaue Linien). Diese entsteht, wenn die obere Trendlinie eines Kursanstiegs deutlich flacher ausfällt als die untere:
Auch das kann eine Topformation werden. Doch diese hat bei weitem nicht die Aussagekraft wie eine SK(K)S. Allerdings kann die Ursache für einen solchen Keil dieselbe sein.
Auch hier steigen unten noch tatkräftig bullishe (Klein-)Anleger ein, doch auf der Oberseite kommt es nicht mehr zu entsprechend dynamischen Ausbrüchen. Das kann zwei Gründe haben. Entweder liegt es daran, dass sich die Kurse in der Nähe eines großen Widerstands befinden. Das ist aber im S&P500, der sein Allzeithoch überwunden hat, nicht der Fall, zumal sich auch kein relevanter psychologischer Widerstand in der Nähe befindet (z.B. eine runde Marke, wie 1.000 Punkte oder 2.000 Punkte).
Oder es liegt daran, dass eben auch große Adressen das Niveau für überteuert halten und langsam beginnen aussteigen. Im Zusammenhang mit der möglichen SKKS, die ich oben dargestellt habe, muss man also diese Variante als die wahrscheinliche ansehen. Der Keil am oberen Trendkanal
Hinzu kommt hier natürlich, ähnlich wie im DAX, dass sich diese mögliche Topformation am oberen Ende des Aufwärtstrendkanals (blau /rot) befindet. An dieser Stelle besteht sowieso eine höhere Konsolidierungsgefahr. Auch das ist also ein Warnzeichen.
Der Ausbruch
Und trotzdem, hier sei - vergleichbar zur Analyse des DAX gestern - darauf hingewiesen, dass ein sich nach oben auflösender Keil mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch zu einem Ausbruch aus dem großen Aufwärtstrend führen wird. Dann würden wir auch hier eine Trendbeschleunigung erleben. Und dann hätten diese Formation mehr mit der Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Streit im US-Kongress zu tun, als tatsächlich mit einer nachhaltigen Verkaufsbereitschaft institutioneller Anleger.
Fazit
Die Warnzeichen mehren sich, die Luft wird dünner. Aber noch fehlen wichtige Bestätigungen, die ein eher bearishes Szenario untermauern. So lange diese nicht erfolgen, muss man angesichts der Tatsache, dass wir uns in einem großen Aufwärtstrend befinden, weiter Long ausgerichtet bleiben.
Sollte aber die Nackenlinie der SKKS im Dow Jones oder/und der Keil im S&P500 nach unten brechen, müssen Sie (vorsichtig) anfangen, Ihre Gesamtinvestitionssumme zu verringern oder teilweise zu hedgen. Doch selbst wenn das geschieht, befinden wir uns zunächst noch in einer Konsolidierung in einem großen Aufwärtstrend. Auch dann bleibt die weitere Ausrichtung für neue Trades: Long…
Jochen Steffens