Fast drei Jahre ist es nun inzwischen her, dass der deutsche Finanzdienstleister Wirecard (ETR:WDIG) zusammenbrach. So wurde im Sommer 2020 bekannt, dass 1.9€ Milliarden, die eigentlich auf Treuhandkonten verbucht sein sollten, nicht mehr „auffindbar“ sind. Das Unternehmen musste in der Folge Insolvenz anmelden. Das Geld vieler Investoren? Futsch! Allein der Commerzbank (ETR:CBKG) kamen so rund 200€ Millionen abhanden. Die Wut der Anleger, die durch den Wirecard-Betrug Millionen verloren, richtet sich aber nicht nur auf das Unternehmen per se, auch der hiesigen Finanzaufsichtsbehörde BaFin sowie dem damaligen Finanzminister Olaf Scholz – Sie wissen schon: der mit den Gedächtnislücken – wird vorgeworfen, dass man hier unter Umständen nicht nach bestem Wissen und Gewissen agiert habe. Ebenfalls mit im Wirecard-Boot sitzt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Diese hatte die mutmaßlich gefälschten Bilanzen des damaligen Dax-Konzerns über Jahre hinweg testiert. Nun muss sich das Unternehmen mit Hauptsitz in London hierfür verantworten: Die Abschlussprüferaufsicht APAS verdonnerte den deutschen EY-Ableger in diesem Rahmen zu einer harten Strafe.
Die APAS sieht es als erwiesen an, dass es bei der Prüfung der Wirecard-Abschlüsse seitens Ernst & Young zu „Berufspflichtverletzungen“ gekommen ist. Die ausgesprochenen Sanktionen richteten sich hierbei gegen das Unternehmen selbst, aber auch gegen fünf Angestellte. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft muss zum einen eine Strafe in Höhe von 500 000€ zahlen, zum anderen darf sie in den kommenden zwei Jahren bei Unternehmen von öffentlichem Interesse keine gesetzlichen Abschlussprüfungen durchführen. Ausgenommen sind der APAS zufolge bestehende Mandate, das Verbot gilt lediglich für Neumandate. Die fünf verurteilten EY-Wirtschaftsprüfer werden indes mit Strafen zwischen 23 000€ und 300 000€ zu Kasse gebeten. Die Verfahren gegen weitere sieben Mitarbeiter wurden im Vorfeld bereits eingestellt, nachdem diese erklärt hatten, zukünftig nicht mehr als Wirtschaftsprüfer arbeiten zu wollen.
Experte: Joint Audits sind unabdinglich
Im Gespräch mit der Tagesschau sagte Konrad Duffy von der Bürgerbewegung Finanzwende, dass das Urteil zwar „ein deutliches Zeichen“ sei, man aber nicht vergessen dürfe, dass „auch die APAS große Mängel im Umgang mit dem Fall Wirecard gezeigt“ habe und in diesem Rahmen „lange Zeit als zahnloser Tiger“ aufgetreten sei. Er kritisiert, dass die Mechanismen, die positive Testate trotz der Betrugsmasche möglich machten, nicht umfassend genug überarbeitet wurden. Duffy fordert deshalb sogenannte Joint Audits, zu Deutsch: gemeinsame Prüfungen. Dies würde seiner Auffassung nach dazu führen, dass die „Marktmacht einiger Firmen“ aufgebrochen wird. Zudem wären Betrügereien deutlich unwahrscheinlicher, wenn zwei Unternehmen unabhängig voneinander die Prüfungen vornähmen. Darüber hinaus hält der Experte es für unabdingbar, dass innerhalb der prüfenden Unternehmen eine klare Separierung zwischen den Sparten Beratung und Prüfung vorgenommen wird.
Im August 2020 wurde Wirecard im DAX40 durch die Essenslieferungsplattform Delivery Hero (ETR:DHER) ersetzt. Doch auch das Berliner Unternehmen ist inzwischen aus dem deutschen Leitindex geflogen, keine zwei Jahre konnte Delivery Hero die „Mitgliedschaft“ aufrechterhalten. Im Rahmen unseres DAX40-Aktienpakets analysieren wir stets die 40 aktuell im Index gelisteten Titel. Um unsere Kunden jedoch bestmöglich bei ihren Handelsentscheidungen zu unterstützen, bleibt ein aus dem DAX geflogener Wert noch so lange in unserem Analyse-Portfolio, bis hier die letzte Position geschlossen wurde.
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