Nach dem stürmischen Jahresende 2018—als US-Präsident Trump und die Notenbanker der Federal Reserve sich in der Wolle haben und die Aktienkurse eine Achterbahnfahrt auf einen Jahresverlust nahmen—scheinen die Investoren zu denken, dass die Fed über das gesamte angelaufene Jahr hinweg, die Finger von Zinserhöhungen lassen wird. Das zumindest sagt der Markt für die US-Zinsfutures (Fed Funds Futures).
Dabei könnte es sich um eine Überreaktion auf die Überreaktion des Marktes auf die Zinserhöhungen der zweiten Jahreshälfte von 2018 handeln, die von Trump-Berater Stephen Moore in einem Meinungsbeitrag als “desaströs” bezeichnet wurden, den er zusammen mit Alfredo Ortiz verfasst hatte. Moore und Ortiz forderten eine Umkehr von der Fed und beschuldigten die Zentralbank, einen Deflationszyklus zu schaffen. Die Futuremärkte gehen nicht soweit, auch wenn einige Analysten argumentieren, dass die Fed in 2019 in der Tat die Zinsen senken könnte, sollte die Konjunktur weiter an Fahrt verlieren und ein Bärenmarkt bei Aktien einsetzen.
Klar ist, dass als 2019 losgeht, die Fed, die immer noch zwei Zinserhöhungen für das Jahr vorsieht und die Märkte völlig aus dem Gleichschritt geraten sind. Das könnte unvermeidlich sein, als die datenorientierte Fed zurück in die Vergangenheit schaut und die Märkte nach vorne, aber die Diskrepanz scheint größer zu werden.
Auch ist es nicht offensichtlich, dass es Daten sind, die die Fed bewegen. Es scheint eher ein Unwillen zu sein, eine optimistische Einschätzung der Konjunktur aufzugeben, die sie am Anfang des letzten Jahres zusammenzimmerte, welche aber nicht mehr der Wirklichkeit entspricht.
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell hat auf seiner Abschlusspressekonferenz im Dezember die Tatsache stark betont, dass die Handelskonflikte, die dysfunktionale Regierung, geopolitische Probleme und andere Dinge, die die Investoren beunruhigen, sich nicht in den makroökonomischen Modellen der Bank niederschlagen. Und damit machte die Fed sich stur daran, die Zinssätze ein weiteres Mal anzuheben.
Aber was sich ebenfalls nicht in ihren Daten oder ihren Modellen zeigt, sind jegliche Anzeichen auf Inflation, trotz der täuschend niedrigen Arbeitslosenquote.
Globaler Konjunkturausblick eher negativ
Die anderen Zentralbanken scheinen ähnlich aus dem Schritt zu sein. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte ihren Plan um, Ende 2018 ihre Anleihekäufe zu stoppen, obwohl zwei der größten Volkswirtschaften im Euroraum, Deutschland und Italien, im dritten Quartal negative Wachstumsraten aufwiesen und die Vorhersagen für 2019 für den gesamten Wirtschaftsraum durch die Bank düsterer geworden sind.
Und wieder, das Ende der Anleihekäufe war der Plan und die Entscheider in der Zentralbank scheinen zu denken, dass ihr Ausblick in Beton gegossen ist, trotz ihrer Behauptungen, sie seien abhängig von den Daten zu Änderungen ohne Vorankündigung bereit.
Die Bank von England (BoE) wartet auf eine Gelegenheit die Zinsen ein weiteres Mal anzuheben, obwohl die Warnlampen aufleuchten und die Alarmglocken läuten, da die Möglichkeit eines harten Brexits mit unvorhersehbaren Verwerfungen und Konsequenzen für die britische Wirtschaft besteht.
Es kann sein, dass sowohl die EZB als auch die BoE sich unter Druck fühlen den Geldhahn zuzudrehen, da die Fed das seit mehr als einem Jahr macht.
Die Bank von Japan unterdessen ist weniger optimistisch geworden, die Inflation endlich in Richtung ihres Zielwerts von 2% zu bewegen, ging aus der Zusammenfassung ihrer Sitzung im späten Dezember hervor, die Ende des Jahres veröffentlicht wurde. Fallende Ölpreise haben die Kommentare verhaltener ausfallen lassen, da die Inflation sich zurück auf null oder sogar in den Negativbereich bewegt.
Immerhin haben die geldpolitischen Entscheidungsträger in Japan zur Kenntnis genommen, dass es eher abwärts als aufwärts gehen wird.
Schnelles Handeln ist notwendig, als die weltweite Konjunktur sich wandelt
Die große Frage zum Auftakt des Jahres 2019 ist, ob die Zentralbanken sich der Tatsache bewusst werden, dass sie nicht schnell genug auf die Veränderungen in der Wirtschaft reagieren. Es könnte an der Zeit sein sich daran zu erinnern, dass sie ziemlich ahnungslos über das Gefahrenpotential waren, dass sich im Vorfeld der Krise von 2008 zusammenbraute.
Ihre Reaktion, als die Krise hereinbrach—angeführt von Fed-Chef Ben Bernanke—könnte sie zumindest teilweise rehabilitiert haben. Allerdings, die außergewöhnlichen Maßnahmen der Geldpolitik, wie die quantitative Lockerung, bleiben kontrovers und ihre Langzeitfolgen unbekannt.
Sein Patzen beim gegenwärtigen Übergang hat Powell Manko als Ökonom bloßgestellt. Seine Pressekonferenz vom Dezember war für die Märkte ein ziemliches Desaster. Abgesehen davon, dass er seine Meinungen von den makroökonomischen Modellen seiner Mitarbeiter abhängig machte, führte er seine eigene Behauptung, dass die Fed datenorientiert handelt ad absurdum, als er die quantitative Verknappung als auf “Autopilot” beschrieb.
Eine der Stärken des Systems der Federal Reserve ist, dass die Präsidenten der Regionalbanken von ihren eigenen Aufsichtsräten gewählt und nicht durch Washington ernannt werden. Jede hat viele eigene Ökonomen und Forscher angestellt, die sich häufig schon vor ihrer Tätigkeit bei der Bank einen Namen gemacht haben.
Historisch bleiben sie dem Gouverneursrat in Washington untergeordnet. Sie waren abgeneigt, eminente Ökonomen wie Alan Greenspan, Bernanke oder Janet Yellen in Frage zu stellen, auch wenn wir vielleicht besser dastünden, wenn sie das häufiger mal gemacht hätten.
Diese Präsidenten von Regionalbanken, die jede für sich mehrere US-Bundesstaaten abdecken, verbringen viel Zeit mit Geschäftsleuten und Lokalpolitikern, was ihnen ein Gefühl dafür vermittelt, wie es um die reale Wirtschaft steht, etwas was der Gouverneursrat und sein Personal im Elfenbeinturm nicht hat. Zwei der 12 Präsidenten, Neel Kashkari von Minneapolis Fed und James Bullard von der St. Louis Fed, haben sich offen für eine Pause bei der Straffung der Geldpolitik ausgesprochen. Kashkari sieht keine Anhaltspunkte, dass Lohndruck oder Inflationserwartungen abgehoben sind und Bullard denkt, es sei an der Zeit für einen Paradigmenwechsel darüber, wie wir die Beziehung zwischen Konjunktur und Geldpolitik betrachten.
Unglücklicherweise gibt es die Rotation der Abstimmungsrechte für Regionalpräsidenten in der Fed—die genau zum Ziel hat, dem Aufsichtsrat in Washington seine Dominanz in geldpolitischen Fragen zu ermöglichen—was bedeutet, dass sie häufig keine Stimme haben, auch wenn sie bei den Debatten auf jeder Sitzung teilhaben. Bullard wird in 2019 abstimmungsberechtigt, während Kashkari sich bis nächstes Jahr gedulden muss. Der Chef der Philadelphia Fed Patrick Harker hatte vor der Sitzung im Dezember Zweifel über die Zinserhöhung geäußert, aber auch er wird bis nächstes Jahr kein Stimmrecht haben.
Widerspruch, auch ohne Stimmrecht, kann in einer Institution wie der Fed, die versucht Konsens zu schaffen, ein mächtiges Mittel sein. Vielleicht können die moderaten Stimmen die instinktiv einer harten Linie zustrebenden Zentralbanker bei den Sitzungen des Offenmarktausschusses der Fed zu einer Kurskorrektur bringen.
Was auch immer die Fed entscheidet, die anderen großen Zentralbanken—EZB, Bank of England, Bank of Japan—werden sich ihr anschließen, wie sie es seit Anfang der Finanzkrise getan haben. Der Dollar ist einfach zu wichtig in der Geschäfts- und Finanzwelt, um es ihnen zu erlauben, zu lang oder zu weit von der Fed abzuweichen. Eine längere Pause bei der Geldverknappung würde ihnen die Rückendeckung verschaffen, die sie brauchen, um ihren eigenen Volkswirtschaften die geldpolitische Unterstützung zu erhalten.
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