5 Charts, die auf eine inakte Aktien-Hausse hinweisen

Veröffentlicht am 04.02.2025, 18:41
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In den letzten drei Monaten hat sich an den Märkten wenig getan, zumindest auf den ersten Blick. Die Kurse sind weitgehend seitwärts gelaufen, doch die Volatilität hat in den vergangenen sechs Wochen einen ordentlichen Schub bekommen. Jüngste Ereignisse, wie die durch „DeepSeek“ ausgelöste Verkaufswelle in der vergangenen Woche und der heftige Kursrutsch am gestrigen Vormittag nach neuen Zöllen von Präsident Trump, haben die Nervosität weiter angeheizt. Trotz dieser kurzfristigen Aufreger bleibt das übergeordnete technische Bild jedoch positiv.

Unter der Oberfläche deutet vieles auf ein nach wie vor konstruktives Umfeld hin. Jeder Rücksetzer wurde von Käufern aufgesammelt, wodurch sich der Aufwärtstrend der letzten zwei Jahre fortsetzen konnte. Risikofreudige Branchen liefern überdurchschnittliche Gewinne, während defensive Sektoren zurückfallen. Auch der Markt für hochverzinsliche Anleihen (High-Yield) bleibt robust – ein Signal, dass Investoren weiterhin auf wirtschaftliche Stabilität setzen und gern ins Risiko gehen.

In diesem Artikel stellen wir fünf wichtige Charts vor, die die aktuelle Stärke des Marktes untermauern. Dabei widmen wir uns dem S&P 500 und dem Nasdaq 100, die beide in intakten Aufwärtstrends stecken. Wir blicken zudem auf hochverzinsliche Anleihen (High Yield), die neue Höchststände markieren, was ein weiterer Fingerzeig für andauernden Optimismus ist. Schließlich schauen wir uns die relative Stärke verschiedener Sektoren an. Dabei zeigt sich klar: Risk-on-Bereiche liegen vorn, während defensive Branchen schwächeln – ein weiteres Argument dafür, dass wir uns weiterhin in einem Bullenmarkt befinden.

Chart #1: S&P 500 – Positive Signale überwiegen

S&P 500 Index (Daily)

Fangen wir mit dem S&P 500 an: Der Index bewegt sich weiter in einem soliden Aufwärtstrend, der bereits seit über einem Jahr anhält. Im oberen Teil unseres Charts erkennt man, dass der S&P 500 immer noch deutlich über seinen gleitenden Durchschnitten (50-, 100- und 200-Tage-Linie) notiert. Noch wichtiger: Diese Linien steigen tendenziell an. Das ist für Charttechniker ein dicker Pluspunkt. Wenn ein Markt auf lange Sicht über diesen zentralen Marken bleibt und diese Aufwärtsschwung aufweisen, ist das normalerweise ein Hinweis auf einen anhaltend starken Trend.

Im unteren Teil des Charts lässt sich das MACD-Momentum ablesen, das aktuell weiter nach oben zeigt. Auch das spricht dafür, dass Käufer die Oberhand behalten.

Bereits in der letzten Ausgabe unseres Newsletters haben wir darüber gesprochen, dass der Index eine wichtige Unterstützung testet: eine ehemals hartnäckige Widerstandszone, die erfolgreich überwunden und anschließend erneut angelaufen wurde. Ein erneutes Unterschreiten dieser Marke wäre ein Alarmsignal gewesen – zum Beispiel ein potenzieller Trendwechsel von bullish nach bearish. Doch stattdessen verteidigte der Markt diese Zone bravourös, um dann stark nach oben zu ziehen. Mittlerweile nähert sich der Index den Hochs aus dem Dezember 2024.

Damit bleibt die Abfolge „höhere Tiefs und höhere Hochs“ intakt. Steigende Kurse kombiniert mit steigendem Momentum? Eine feine Sache! Wenn der Index über diese Widerstandsmarke ausbricht, wäre das das nächste Signal, dass die Bullen weiter am Drücker bleiben. Wer unseren bullishen Ausblick teilt, könnte sich auf einen Ausbruch im nahen Umfeld einstellen.

Chart #2: Nasdaq 100 – Support hält, Trend bleibt stabil

Nasdaq 100 Index (daily)

Auch beim Nasdaq 100 sieht es ähnlich rosig aus. Wie beim S&P 500 haben wir im vergangenen Monat betont, wie wichtig das Halten einer entscheidenden Unterstützungsebene ist. Und obwohl es vergangenen Montag kurz richtig ruckelte – ausgelöst durch News rund um „DeepSeek“, die AI-Werte in die Tiefe zogen – konnte sich der Index behaupten. Er hält weiterhin seinen kritischen Bereich und notiert über den gleitenden Durchschnitten (50, 100 und 200 Tage), die allesamt aufwärts gerichtet sind.

Der MACD-Indikator im unteren Panel zeigt nach oben und signalisiert weiterhin positives Momentum. Selbst der kurze Rückschlag letzte Woche hat daran nichts geändert, was nahelegt, dass wir es eher mit kurzfristigen Schwankungen zu tun haben als mit einem grundlegenden Trendbruch.

Kurz gesagt: Trotz hoher Schlagzahl an negativen Schlagzeilen bleibt der Index auf Kurs, hält seine Unterstützung und steht immer noch im Einklang mit einem intakten Aufwärtstrend. Somit stufen wir den Rücksetzer eher als gesunde Konsolidierung ein, nicht als Vorboten einer größeren Baisse.

Chart #3: High-Yield-Bonds (HYG) – Starke Junk-Bonds, starkes Gesamtbild

HYG (daily)

Wenn jemand behauptet, der Markt sei kurz vor dem Kollaps, schauen wir oft auf die Hochzinsanleihen, um zu prüfen, ob dort wirklich Krisenstimmung herrscht. Das Kürzel HYG repräsentiert einen ETF, der High-Yield-Unternehmensanleihen abbildet – im Volksmund auch „Junk-Bonds“ genannt.

Interessanterweise steht HYG aktuell ziemlich stark da. Der ETF hat kürzlich sein Dezemberhoch übertroffen und ein neues 52-Wochen-Hoch markiert. Dass Risikoanleihen so stark performen, ist kein Merkmal panischer Märkte. Im Gegenteil: Würden Investoren plötzlich Angst vor einer Rezession oder vor steigenden Ausfallraten haben, würden sie diese Anleihen abstoßen wie heiße Kartoffeln. Doch stattdessen steigen sie.

Auch der MACD im unteren Chart-Bereich zeigt nach oben. Kurzum: Die Stärke bei High-Yield-Bonds stützt das Argument, dass der Markt als Ganzes in einem stabilen Bullenmodus verweilt. Oder anders gesagt: Wo bitte sind die Horrorvorstellungen einer drohenden Rezession, wenn im Junk-Bond-Segment steigende Kurse und gute Stimmung herrschen? Genau diese Diskrepanz zwischen Untergangsprophezeiungen und tatsächlich steigenden Kursen in riskanten Anleihen treibt unsere bullishe Sicht auf die Gesamtmärkte an.

Chart #4: Relative Stärke der Risk-on-Sektoren – Bullenstimmung am Werk

S&P 500 Sektor-Performance

Hier werfen wir einen Blick auf die Entwicklungsunterschiede zwischen verschiedenen Sektoren und dem S&P 500. Im oberen Teil des Charts sehen wir wieder den S&P 500 selbst. Im unteren Teil dagegen schauen wir uns mehrere riskantere Sektoren an, die typischerweise von positiven Wirtschaftsaussichten profitieren: Technologie, zyklischer Konsum, Kommunikation, Finanzen und Industrie.

Den Verlauf betrachten wir über drei Jahre. Während der Korrektur 2022 haben diese riskanteren Sektoren gegenüber dem S&P 500 klar verloren. Das war erwartbar, schließlich suchen Investoren in unsicheren Zeiten eher Schutz in defensiven Bereichen. Doch seit mittlerweile einem Jahr sieht die Lage deutlich anders aus.

  • Technologie (Tech): Der Sektor pendelt seitwärts, was immerhin Stabilität bedeutet. Zwar keine Megarally, aber in turbulenten Märkten ist das keineswegs schlecht.
  • Zyklischer Konsum (Discretionary): Dieser Bereich hat wieder zugelegt, was darauf hindeutet, dass Verbraucher durchaus in Kauflaune sind. Ein klares Plus für die Konjunktur.
  • Kommunikation (Communication): Seit Anfang 2023 in einer starken Phase, was zeigt, dass Unternehmen aus dem Kommunikations- und Medienumfeld florieren.
  • Finanzen (Financials): Seit Juli 2024 outperformt dieser Sektor den Gesamtmarkt, was das Vertrauen der Anleger in Bankaktien (NASDAQ:KBWB) & Co. unterstreicht.
  • Industrie (Industrials): Lag eine ganze Weile flach und zeigte negative Tendenzen, hat aber seit diesem Jahr den Schalter umgelegt und sich berappelt.

Das Fazit: Diese „riskanteren“ Sektoren präsentieren sich alles andere als müde. Ihre Stärke ist ein Fingerzeig auf eine breite Marktteilnahme. Wenn risikoreiche Branchen performen, liegt meist die Vermutung nahe, dass die wirtschaftlichen Aussichten rosiger sind, als die Schlagzeilen vermuten lassen.

Chart #5: Relative Schwäche der Risk-off-Sektoren – Bullen bestätigt

Im letzten Chart leuchten wir die Defensive aus. Konkret sprechen wir von Sektoren wie {{40690|Konsumgüter-Basics (Staples (NASDAQ:SPLS))}}, Versorger (Utilities), REITs (Immobilien) und Healthcare. Typischerweise suchen Anleger in diesen Bereichen Schutz, wenn sie mit negativen Konjunkturaussichten rechnen.

Der obere Chartbereich zeigt erneut den S&P 500. Im unteren Teil beobachten wir die relative Stärke dieser „defensiven“ Sektoren. Auffällig ist, dass sie schon über zwei Jahre tendenziell schlechter laufen als der Gesamtmarkt. Aus Bullen-Perspektive ist das durchaus ein positives Signal. Denn wenn der Markt insgesamt so schwach wäre, wie Pessimisten behaupten, würden wir hier eher eine Outperformance defensiver Sektoren erwarten.

Schauen wir zurück auf das Jahr 2022: Damals hatten wir eine ausgeprägte Korrektur, in der Investoren tatsächlich aus riskanten Anlagen flohen und verstärkt in defensive Titel einparkten. Jetzt hingegen sehen wir das Gegenteil. Die lang anhaltende Underperformance von Staples, Versorgern, REITs und Healthcare spricht eine klare Sprache: Der Hunger nach Sicherheit ist gering, der Appetit auf Risiko hoch. Genau das passt zu einem freundlichen, aufwärtsgerichteten Gesamtmarkt.

S&P 500 Sektor Performance

Aktueller Kontostand – So sind wir aufgestellt

In unseren konservativen und aggressiven Modellportfolios liegt die Aktienquote derzeit bei rund 65 Prozent (bezogen auf eine Vollinvestition). Die restlichen 35 Prozent haben wir in zinssensible Anleihen gesteckt, die zwar weniger Renditechancen bieten, aber für Stabilität sorgen, falls der Markt doch mal ins Trudeln gerät.

Wenn sich die Kurse weiter stabilisieren und unsere Chartsignale so positiv bleiben wie in den letzten Monaten, plane ich, den Aktienanteil schrittweise zu erhöhen. So kann man das Beste aus dem anhaltenden Bullenmarkt herausholen. Sollte es wider Erwarten zu einer Umkehr kommen – sprich, die Kurse rutschen nachhaltig durch wichtige Unterstützungen und das Chartbild dreht ins Negative – werde ich selbstverständlich reagieren und das Risiko reduzieren.

So bleibt unsere Strategie flexibel: Wir partizipieren an den Aufwärtsbewegungen, sind aber bereit, die Notbremse zu ziehen, wenn sich das Bild eintrübt.

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