Am Wochenende sorgte Präsident Trump erneut für Schlagzeilen, als er Zölle in Höhe von 25 % auf Waren aus Kanada und Mexiko sowie 10 % auf Importe aus China ankündigte.
Diese Maßnahme kam nicht völlig überraschend – sie war bereits Teil der Exekutivanordnungen, die Trump kurz nach seinem Amtsantritt unterzeichnet hatte. In der Anordnung heißt es unter anderem:
Abschnitt 2 (a): Für alle Waren, die als Erzeugnisse Kanadas gelten – wie in Absatz (e) dieser Sektion in der Bekanntmachung im Federal Register beschrieben – wird ein zusätzlicher Ad-Valorem-Zoll von 25 % erhoben. Ausgenommen sind nur die Waren, die in Absatz (b) dieser Sektion aufgeführt sind.
Dieser zusätzliche Zollsatz gilt für alle betroffenen Waren, die am oder nach dem 4. Februar 2025 um 12:01 Uhr Eastern Time entweder in den steuerrechtlich freien Verkehr überführt oder aus diesem entnommen werden.
Es gibt jedoch eine Ausnahme: Waren, die nach diesem Stichtag eingeführt oder aus dem freien Verkehr entnommen werden, sind von diesem zusätzlichen Zoll befreit, wenn sie bereits vor dem 1. Februar 2025 um 12:01 Uhr Eastern Time auf ein Schiff verladen wurden oder sich im Transit auf dem endgültigen Beförderungsmittel befanden. Voraussetzung für diese Befreiung ist, dass der Importeur dem Customs and Border Protection (CBP) bestätigt, dass die in der Bekanntmachung im Federal Register geforderten Angaben gemacht wurden.
Abschnitt 2 (h): Zur Klarstellung: Die zollfreie De-Minimis-Regelung nach 19 U.S.C. 1321 gilt nicht für die in den Absätzen (a) und (b) dieser Sektion beschriebenen Waren.
Die Reaktion an den Märkten ließ nicht lange auf sich warten. Kaum waren die Zölle angekündigt, schlugen die Medien Alarm und veröffentlichten zahlreiche Szenarien über die möglichen wirtschaftlichen Folgen. Von drohenden Handelskriegen bis hin zu einem Inflationsschub – die Bandbreite der Interpretationen war groß.
Doch wie bereits in der Real Investment Show vor der Markteröffnung am Montag angedeutet wurde, war der beste Ansatz in dieser Situation: nichts tun. Und dafür gab es gute Gründe.
Der erste: Trumps Zölle waren vor allem ein Druckmittel, um Verhandlungen mit Mexiko und Kanada voranzutreiben. Sein Ziel war klar: mehr Unterstützung bei der Sicherung der US-Grenzen, die Reduzierung illegaler Einwanderung und das Eindämmen des Drogenflusses, insbesondere von Fentanyl, in die Vereinigten Staaten. Jede Kooperation seitens Mexiko oder Kanada würde die Tür für eine schnelle Rücknahme der Zölle öffnen.
Der zweite Grund: Die Markteröffnung am Montagmorgen dürfte der Tiefpunkt des Tages gewesen sein. Ein übereilter Verkauf von Positionen in dieser frühen Phase wäre daher wahrscheinlich ein Fehler gewesen.
Beide Einschätzungen bewahrheiteten sich. Kurz nach Handelsbeginn erklärte sich Mexiko bereit, 10.000 Soldaten zur Grenzsicherung abzustellen. Das Ergebnis: Die Zölle wurden für einen Monat ausgesetzt.
Hier ein Auszug aus der offiziellen Erklärung Mexikos:
"Wir hatten ein respektvolles und produktives Gespräch mit Präsident Trump. Wir haben folgende Vereinbarungen getroffen: Mexiko wird umgehend 10.000 Mitglieder der Nationalgarde an die nördliche Grenze entsenden, um den Drogenhandel – insbesondere mit Fentanyl – in die USA zu unterbinden. Im Gegenzug verpflichten sich die Vereinigten Staaten, den Schmuggel von Hochleistungswaffen nach Mexiko zu bekämpfen. Die Zölle werden für einen Monat ausgesetzt, während wir in den Bereichen Sicherheit und Handel weiter zusammenarbeiten."
Noch bevor die Märkte am Montag schlossen, erhielt Trump auch Zugeständnisse von Kanada – und der vermeintliche Handelskrieg, den viele befürchtet hatten, war vorüber, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte.
Der Markt erholte sich prompt von den Verlusten am Morgen und ließ die Panikverkäufer im Regen stehen.
Die Lektion daraus? In Zeiten erhöhter Volatilität ist es oft klüger, ruhig zu bleiben und sich nicht von den Schlagzeilen leiten zu lassen. Emotionale Entscheidungen, gerade unter dem Einfluss dramatischer Medienberichte, führen selten zu den besten Ergebnissen für Ihr Portfolio.
Technische Analyse
In den letzten zwei Wochen haben wir zweifellos eine Menge Volatilität an den Märkten erlebt.
Die Ankündigung von "DeepSeek" am vergangenen Montag hat die Tech-Branche ordentlich durchgeschüttelt, gefolgt von einer Verkaufswelle aufgrund der neuen Zölle. Der untenstehende Chart zeigt den jüngsten Anstieg der Schwankungen anhand des Volatilitätsindex (VIX). Interessanterweise bleibt die Volatilität trotz dieser wiederholten Spitzen in den letzten beiden Monaten insgesamt recht gedämpft.
Auch wenn solche täglichen Marktschwankungen verständlicherweise für Unruhe sorgen, lohnt es sich oft, den Blick auf das größere Bild zu richten. Wer den Wochenchart des S&P 500 Index betrachtet, wird feststellen, dass die jüngsten Volatilitätssprünge kaum ins Gewicht fallen. Der übergeordnete Aufwärtstrend bleibt intakt, und die Kapitalzuflüsse in den Aktienmarkt nehmen weiter zu. Das zeigt: Die Nachfrage dominiert weiterhin das Marktgeschehen.
Das heißt jedoch nicht, dass das Risiko einer größeren Korrektur vom Tisch ist. Die Märkte bewegen sich aktuell weit von ihren langfristigen, exponentiellen Wachstumstrends entfernt, die Bewertungen sind hoch, und politische Faktoren wie Handelskonflikte tragen zur Unsicherheit bei. Diese Risiken sollten wir im Blick behalten. Gleichzeitig ist es wichtig, uns auf die Faktoren zu konzentrieren, die die Märkte kurzfristig antreiben – und das ist vor allem Liquidität.
Wie bereits erwähnt, bleiben die Mittelzuflüsse in Aktien stabil. Da der Großteil der Geschäftsberichte für dieses Quartal abgeschlossen ist, öffnet sich nun auch wieder das Fenster für Aktienrückkäufe.
In den letzten vier Wochen haben diese Rückkäufe stetig zugenommen und dürften zur Monatsmitte voll in Fahrt sein.
Ein weiterer interessanter Aspekt: Der Anleihemarkt hat die "Zollpanik" vom Montag offensichtlich gelassener gesehen. Obwohl in den Medien viel über die potenziell inflationären Effekte von Zöllen diskutiert wurde – wie etwa im Zusammenhang mit der sogenannten Trumpflation – zeigen die Erfahrungen aus der Vergangenheit, dass Zölle oft eher dämpfend auf die Inflation wirken.
Der Grund: Steigende Preise durch Zölle führen dazu, dass Verbraucher weniger kaufen, was die Gesamtnachfrage senkt. Wenn Unternehmen die Zölle nicht an die Verbraucher weitergeben, müssen sie an anderer Stelle sparen – sei es bei Investitionen, Löhnen oder der Beschäftigung. Auch das schwächt die wirtschaftliche Dynamik. Zwar können Zölle kurzfristig Preisschübe verursachen, doch langfristig kühlen sie die Inflation eher ab. Genau das hat der Anleihemarkt wohl antizipiert, als die Renditen am Montag nach der Zollnachricht fielen.
Wie man sieht, hat die Nachrichtenlage in den letzten zwei Wochen für ordentlich Bewegung gesorgt. Die große Frage ist jetzt: Stehen wir möglicherweise kurz vor neuen Kaufgelegenheiten?
Zollturbulenzen schaffen Chancen
Die gute Nachricht inmitten der jüngsten Marktschwankungen ist, dass ein Großteil der zuvor überhitzten Bedingungen inzwischen abgebaut wurde.
Der jüngste Abverkauf war in einigen Marktsegmenten besonders heftig, was die Voraussetzungen für eine mögliche Gegenbewegung in den kommenden Wochen schafft.
Besonders der Technologiesektor hat stark nachgegeben. Noch vor vier Wochen zählte er zu den am meisten überkauften Bereichen des Marktes, jetzt ist er der am stärksten überverkaufte Sektor. Dieser schnelle Stimmungswechsel hat dazu geführt, dass viele Tech-Unternehmen aktuell deutlich unter ihrem jüngsten Höchststand gehandelt werden. Im Gegensatz dazu zeigt sich der Kommunikationssektor nach wie vor stark überkauft. Das könnte in den nächsten Wochen zu einer Rotation am Markt führen, wenn Anleger versuchen, von den Rücksetzern im Technologiebereich zu profitieren.
Wie bereits erwähnt, gehören vor allem Unternehmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz zu den am stärksten überverkauften Titeln innerhalb der Top 10 des Technologiesektors.
Natürlich gibt es keine Garantie, dass der Markt kurzfristig wieder in eine optimistischere Richtung schwenkt. Aber wenn man die Historie betrachtet, zeigt sich ein Muster: Sobald schwache Hände aus dem Markt gedrängt werden, fließt Kapital oft zurück in jene Bereiche, die zuvor am stärksten unter Druck standen. In diesem Fall könnten das genau die KI-Aktien sein, die derzeit von vielen Anlegern gemieden werden.
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Fazit
Aus kurzfristiger technischer Sicht zeigt sich der Markt trotz Schlagzeilen über "Deepseek" und neue Zölle weiterhin stabil und hält wichtige Unterstützungsniveaus.
Die Kapitalströme bleiben positiv, während der Markt sich in einem langwierigen Konsolidierungsprozess befindet. In den letzten zwei Monaten hat er sich in einer engen Spanne bewegt, wodurch ein Teil der überkauften Bedingungen abgebaut wurde. Der übergeordnete Aufwärtstrend bleibt intakt, und trotz gegenteiliger Berichte in den Medien gibt es aktuell keine Anzeichen für einen nachhaltigen Abschwung.
Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Lage nicht ändern könnte.
Sich bei Anlageentscheidungen auf Schlagzeilen zu verlassen, hat sich immer wieder als wenig hilfreich erwiesen. Wenn die jüngste Marktvolatilität Sie nervös macht und Sie das Gefühl haben, "etwas tun zu müssen", dann gehen Sie zunächst kleine, überlegte Schritte.
Hier sind einige praktische Maßnahmen, die helfen können, das Risiko im Portfolio zu steuern:
- Passen Sie Ihre Stop-Loss-Marken an: Überprüfen und aktualisieren Sie die Stop-Loss-Levels Ihrer Positionen, basierend auf den aktuellen Unterstützungsniveaus.
- Absicherung gegen größere Rückschläge: Nutzen Sie geeignete Instrumente, um Ihr Portfolio vor möglichen stärkeren Marktkorrekturen zu schützen.
- Gewinne realisieren: Nehmen Sie bei Positionen, die bereits deutliche Profite erzielt haben, teilweise Gewinne mit.
- Schwache Positionen abbauen: Verkaufen Sie Nachzügler und Verlustbringer, um das Portfolio zu bereinigen.
- Liquidität erhöhen: Stocken Sie Ihre Barmittel auf und bringen Sie Ihr Portfolio wieder in Einklang mit den angestrebten Zielgewichtungen.
Wie wir zuletzt am Montag gesehen haben, können bereits kleine Anpassungen helfen, auch stärkere Marktschwankungen gut zu überstehen. Anleger sollten sich immer wieder bewusst machen, dass Portfoliomanagement kein *"Alles-oder-nichts"-*Spiel ist. Es geht darum, sich so zu positionieren, dass emotionale Entscheidungen minimiert werden – und die Chancen zu erkennen, die in jeder Marktlage stecken.