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Zinkpreis unter Druck: Europas größte Mine muss schließen

Veröffentlicht am 23.06.2023, 07:53
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Der Zinkpreis hat sich in den letzten 15 Monaten mehr als halbiert. Nun musste Europas größte Mine den Betrieb einstellen. Die globale Schmerzgrenze der Produzenten scheint jedoch noch nicht erreicht. Es könnte weiter abwärts gehen.

Der Zinkpreis kennt seit März 2022 nur eine Richtung: Abwärts. Nun hat es den ersten großen Minenbetreiber betroffen: Die Tara Mine in Irland wurde in der vergangenen Woche in den Pflege- und Wartungsmodus überstellt. Laut der Pressemitteilung werden Produktion und Exploration in der Mine vorübergehend eingestellt. Der Betrieb beschäftigt rund 650 Mitarbeiter, die nun vorübergehend entlassen werden.

Negativer Cashflow

Das Eigentümerunternehmen Boliden arbeitet eigenen Angaben zufolge "aktiv daran, die Lebensdauer der Mine zu verlängern und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen". Der Cashflow des Unternehmens sei derzeit negativ. Dies sei neben hohen Energiepreisen und einer allgemein Kosteninflation auch auf einen Rückgang des Zinkpreises zurückzuführen.

Die Geschehnisse sind keine Randerscheinung. Tara ist Europas größtes Zinkbergwerk und zählt auch zu den weltweit größten Minen in diesem Bereich. Seit Beginn des Bergbaus im Jahr 1977 wurden mehr als 85 Millionen Tonnen Erz gefördert. Derzeit werden rund 2 Millionen t Erz pro Jahr abgebaut. Neben Zink wird auch Bleikonzentrat produziert. Die Mine ist noch lange nicht am Ende: Durch Exploration und Akquisitionen sind die Mineralreserven und Bodenschätze kontinuierlich gewachsen.

Zinkpreis hat sich in 15 Monaten halbiert

Doch zu den aktuellen Zinkpreisen lässt sich der Betrieb offenbar nicht aufrechterhalten. Ein Blick auf die Kursentwicklung des Rohstoffs zeigt die Dramatik. Im März 2022 markierte der Zinkpreis ein Allzeithoch bei 4896 USD pro Tonne. Seitdem geht es kontinuierlich abwärts.

Aktuell werden laut Kursen der London Metal Exchange lediglich 2334 USD gezahlt. Der Preis hat sich also in 15 Monaten mehr als halbiert. Darin ist der kurzzeitige Anstieg des Preises nach der Ankündigung der Betriebsschließungen durch Boliden bereits enthalten.

Nun erreichte der Preis offenbar eine Schmerzgrenze. Refinitiv Daten zufolge beliefen sich die Gesamtproduktionskosten von Zinnproduzenten im ersten Quartal auf durchschnittlich 2.179 USD pro Tonne.

Dieser Wert versteht sich als gewichteter Durchschnitt, einzelne Unternehmen können mehr oder weniger stark nach oben oder unten abweichen. Im Fall von Tara liegen die durchschnittlichen Kosten offensichtlich höher.

Schwache Stahlnachfrage in China

Der wichtigste fundamentale Grund für den Preisverfall ist die schwache Nachfrage nach Stahl in China aufgrund des schwächelnden Immobiliensektors. Zink wird für die Produktion von verzinktem Stahl benötigt.

Der Preis wird auch durch Shortseller gedrückt. Laut dem jüngsten Commitments of Trading Report besteht für den LME Zink Future auf der Shortseite ein Open Interest von 10.285 Kontrakten. Dies ist der höchste Wert seit Anfang 2021 – damals trafen harte Lockdowns in China die Wirtschaft.

Besorgniserregend aus Sicht der Produzenten ist der Umstand, dass auch die Schließung der Tara Mine nicht zu einer signifikanten Bodenbildung geführt hat. Vielmehr scheint der Markt erneut auf sein letztes Tief bei 2227 USD zuzulaufen, dass Ende Mai markiert wurde.

Wo der fundamentale Boden liegen könnte, ist derzeit unklar. Reuters zitiert Analysten von Morgan Stanley (NYSE:MS), denen zufolge sich das "90. Perzentil der globalen Kostenkurve als verlässliche Untergrenze erwiesen" habe – mit seltenen Ausnahmen.

Zink schwächstes Industriemetalle

Die Kursentwicklung bei Industriemetallen verlief zuletzt generell eher schwach – Zink ist jedoch durch einen besonders starken Preisrutsch aufgefallen. Dieser fiel stärker aus als bei Kupfer, Aluminium oder Nickel (wenn bei letzterem die Kurskapriolen an der LME ausgeblendet werden). Der Bloomberg Industrial Metals Subindex hatte im März 2022 mit 230 Punkten ein Allzeithoch erreicht. Aktuell notiert der Index bei 147 Punkten.

Im Fall einer wieder anziehenden Konjunktur könnte sich die Situation an den Metallmärkten allerdings rasch ändern.

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