Zwei kleine Schrecksekunden für den DAX

Veröffentlicht am 04.09.2013, 10:16
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Heute konnten Sie mitverfolgen, wie der Markt reagieren wird, wenn der Angriff auf Syrien starten sollte. Nicht, dass die Reaktion an sich überraschend wäre: Es ging – erwartungsgemäß – dynamisch abwärts. Aber, wie Sie gleich sehen werden, ist es trotzdem interessant, den heutigen Tagesverlauf zu untersuchen. Ich möchte dabei anmerken, dass die Recherche zu den genauen Uhrzeiten und Fakten etwas schwierig war und ich deswegen keine Gewähr für die Genauigkeit der Informationen gebe.

Nach Informationen verschiedener Nachrichtenagenturen wurden bereits um 8:16 Uhr MESZ von einer russischen Radarstation zwei ballistische Raketenstarts im Mittelmeerraum registriert. Schauen wir auf den DAX-Future-Chart, der die Ereignisse sehr abbildet:
Interessanterweise sehen wir bereits ab 8:52 Uhr die ersten kleineren Kursrückgänge, obwohl hier wohl nur wirklich sehr gut informierte Kreise hätten Bescheid wissen können. Es liegt zwar die Vermutung nahe, dass dieser Kursrückgang mit diesen Starts zu tun hatte, aber es könnte sich dabei auch lediglich um einen einfachen Gap-Schluss gehandelt haben. Sehr schwierig, aber verdächtig.

Um 10:25 Uhr muss dann die Nachricht über diesen Raketenstart vom russischen Verteidigungsministerium weitergegegen worden sein. Die Kurse fingen an, wegzubröckeln, doch erst als die Nachricht über die Agenturen und Twitter um ca. 10:53 Uhr weiterverbreitet wird, kommt es zu dem hier im kurzfristigen Chart deutlichen (aber insgesamt noch moderaten) Einbruch, so dass insgesamt ein Minus von 100 Punkten in 35 Minuten zu erkennen ist. Dieser wird jedoch im DAX erheblich schneller als bei den US-Indizes (siehe Chart unten) wieder aufgekauft.

In den US-Futuren wirkte sich erst die um ca. 11:50 Uhr verbreitete Nachricht, dass keine Ziele getroffen wurden, beziehungsweise die Raketen ins Wasser gefallen sind, merklich aus. Das dürfte aber auch damit zusammengehangen haben, dass sich die US-Märkte zu diesem Zeitpunkt noch in tiefer Nachtruhe befanden.

Im weiteren Verlauf wurde schließlich gemeldet, dass es sich um einen israelischen Raketentest gehandelt haben soll, der in Abstimmung mit den USA vorgenommen worden sei. Interessant ist, dass zuvor noch berichtet wurde, die Nato-Staaten und insbesondere auch die USA wüssten nichts von Raketenstarts im Mittelmeerraum. Der Markt erholte sich wieder.

Der zweite Rutsch

Doch damit nicht genug. Um 17:18 Uhr verbreitete sich die Nachricht, dass John Boehner, der Sprecher des US-Repräsentantenhaus und Mitglied der Republikanischen Partei mitgeteilt hat, dass er einen Angriff auf Syrien unterstützen werde. Das führte zu einem erneuten dynamischen Einbruch.

Dazu der Chart des Nasdaq-Futures, in dem auch die Daten von oben eingezeichnet sind:

Kurzum, der Markt reagiert sehr schnell und nervös auf die Nachrichten zu Syrien. Wobei man natürlich sagen muss, dass die Abschläge, die hier in den Minutencharts sehr gewaltig aussehen, letzten Endes doch nur moderat sind. Der DAX schloss nach der letzten Nachricht über die Zustimmung von John Boehner letztlich 0,77 Prozent im Minus.

Wenn man jedoch weiß, dass viele sehr kurzfristig agierende Computerprogramme die Nachrichten auf Schlagwörter untersuchen und selbständig in Sekundenbruchteilen reagieren, sind die Abschläge eigentlich nicht verwunderlich. Eher verwunderlich ist, wie schnell sich der Markt jeweils erholt. Es könnte sein, dass hier ein Dissens zwischen der Interpretation der schnell agierenden Computer und den langsam agierenden, aber „vernünftig denkenden“ Tradern vorhanden ist.

Wäre dem so, könnten sich genau daraus in den kommenden Tagen und Wochen gerade für menschliche Daytrader gute Chancen ergeben. Das Erfreuliche und Bemerkenswerte dabei wäre, dass man als Trader damit von der inhaltlichen Blindheit der Computerprogramme institutioneller Anleger profitiert. Wer hätte das gedacht…

Jochen Steffens
Stockstreet GmbH

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