Warum eine Staatspleite Zyperns die Finanzmärkte nicht ins Chaos stürzen wird
Ist das kleine Zypern nun wirklich relevant für das System Eurozone oder nicht. Das ist die Frage der Stunde und die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, ist es weniger die Frage, ob die Mittelmeerinsel als erstes Land der Eurozone in die Staatspleite und aus dem Euro entlassen wird, sondern vielmehr eine Frage, wann es soweit ist. Das Wunder könnte aktuell lediglich darin bestehen, dass das zyprische Parlament im Laufe des Tages einem Hilfspaket zustimmt, welches einerseits ausreicht, die 5,8 Milliarden Euro aus eigener Kraft zusammen zu bekommen, aber andererseits auch grünes Licht aus Brüssel für die fehlenden 10 Milliarden Euro erhält.
Momentan sieht es ganz danach aus, dass sich beides gegenseitig ausschließt. Denn der Fonds, der derzeit im Gespräch ist und mit Geld von der Kirche, den Rentenkassen und der nationalen Notenbank gefüllt werden soll, erfüllt mitnichten die Forderung der Troika aus EZB, IWF und EU nach einem eben gerade nicht rückzahlungsbedingten Eigenbeitrag Zyperns. Die Finanzminister der Eurogruppe werden nicht lange brauchen, um dieses Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Spiel zu durchschauen und eine weitere Unterstützung unter diesen Umständen verweigern.
Viel Zeit bleibt nicht mehr, bis die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag den Geldhahn für die notleidenden zyprischen Banken zudreht. Schon jetzt bekommen die Zyprer nur noch eingeschränkt Geld aus den Automaten, um ihr Leben so gut es geht weiter zu bestreiten. Allerdings fehlt den Unternehmen zunehmend das große und den Kneipen und Restaurants das kleine Geld, um ihre Geschäfte fortzuführen. Und das ist nur der Anfang von dem, was in den nächsten Wochen folgen wird.
Nun darf man sich zwar nicht vorstellen, Zypern müsse bei drohender Zahlungsunfähigkeit wie ein Unternehmer oder eine Privatperson zum Amtsgericht gehen und Insolvenz anmelden. Erstens hätte das Land dies schon im Herbst vergangenen Jahres tun müssen. Zweitens hätte die EZB, die schon seit diesem Zeitpunkt die Banken auf Zypern über Wasser halten musste, als „zuständiges Amtsgericht“ den „Insolvenzantrag“ annehmen müssen. Und drittens wird es kein Datum geben, an dem man die Pleite Zyperns und den Austritt aus der Eurozone offiziell ausrufen wird. Gibt es am kommenden Dienstag keine auf Euro lautende Überweisung aus Frankfurt mehr nach Nikosia, sollte das Land ganz schnell Plan C aus dem Hut zaubern, der darin besteht, eine eigene Währung auf der Insel einzuführen. Damit wäre Zypern dann faktisch aus dem Euro ausgeschieden.
Systemrelevanz Zyperns in Frage gestellt
Aber zurückkommend auf meine Eingangsfrage: Was würde eine solche Situation für die Eurozone bedeuten. Dazu mal ein Blick auf ein paar Zahlen: Zypern trägt mit einem Bruttoinlandsprodukt von 17 Milliarden Euro gerade einmal 0,2 Prozent zur Wirtschaftsleistung der Eurozone bei. Seine Staatsschulden belaufen sich aber auf stolze 14 Milliarden Euro, was zwar einer Schuldenquote von über 80 Prozent entspricht. Aber das ist weder im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Eurozone hoch, noch ist der nominale Betrag im Vergleich zu den Hilfsmilliarden, die schon nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien geflossen sind, eher gering.
Es bleiben noch die Forderungen ausländischer Banken, die bei gut 50 Milliarden Euro liegen. Allein 15 Milliarden davon müssten die griechischen Banken abschreiben. Wenn man aber bedenkt, dass die EU sowieso 10 Milliarden nach Zypern überweisen wollte, wird sie diesen Fehlbetrag wohl auch noch decken können. Alles in allem könnte man beim Blick auf die Zahlen zu dem Schluss kommen, die Systemrelevanz Zyperns für die Eurozone hielte sich in Grenzen.
Die EZB dagegen sieht das anders und verweist immer wieder auf die drohende Ansteckungsgefahr, die von einer Pleite Zyperns ausgehen könnte. Am Ende könnte sich dies allerdings auch als eine Art Schutzbehauptung herausstellen, um im Nachhinein rechtfertigen zu können, warum seit einem haben Jahr Hilfsgelder an vermeintlich insolvente zyprische Banken geflossen sind. Außerdem wird sie sich hinterher nicht den Vorwurf machen lassen wollen, sie hätte eine Pleite eines Eurolandes billigend in Kauf genommen. Ich bin auch hier mal wieder geneigt, einen Vergleich zum Spiel der Nationalmannschaft heute Abend gegen den Fußball-Zwerg Kasachstan heranzuziehen. Auch von Trainern heißt es vor solchen Spielen, gerade diese schwachen Gegner ernst zu nehmen und auf keinen Fall zu unterschätzen. Alles andere wäre kein guter Stil und würde im Zweifel am Ende höher bestraft.
Risiken für die Finanzmärkte und den Euro beherrschbar
Genauso ist auch die Ruhe und damit verbundene Stabilität an den Finanzmärkten zu erklären. Zum Thema möglicher Ansteckungsgefahren möchte ich nur mal die gestern sehr erfolgreich verlaufenen spanischen Anleiheauktionen anführen. Das Land konnte trotz drohender Staatspleite Zyperns mehr Geld zu niedrigeren Zinsen aufnehmen als geplant. Im Sommer vergangenen Jahres hätte eine solche Situation Schlimmeres anrichten können. Nun scheinen neben der EZB auch die Finanzmärkte besser vorbereitet zu sein, die Risiken abzufedern. Ich will damit aber keinesfalls meine Meinung über die derzeitige Verfassung der Eurozone und damit meine negative Einschätzung zum Euro ändern.
Natürlich wäre eine Pleite Zyperns kein Vertrauensbeweis in die Gemeinschaftswährung und die anhaltende Unsicherheit über die tatsächlichen Folgen sollte weiterhin Druck auf den Euro ausüben. Ebenso könnte die immer noch ungeklärte politische Situation in Italien bald wieder auf die Tagesordnung gehoben werden. Auch könnten sich nach einer Pleite Zyperns beleidigte und um ihr vieles Geld besorgte Russen von einem Teil ihrer Währungsreserven in Euro trennen und in einen in ihren wie auch in meinen Augen attraktiveren US-Dollar umschichten. Alles in allem halte ich das Aufwärtspotenzial des Euro für sehr begrenzt, aber die Gefahren durch eine Staatspleite Zyperns und einen möglichen Absturz der Gemeinschaftswährung für beherrschbar.
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Ist das kleine Zypern nun wirklich relevant für das System Eurozone oder nicht. Das ist die Frage der Stunde und die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, ist es weniger die Frage, ob die Mittelmeerinsel als erstes Land der Eurozone in die Staatspleite und aus dem Euro entlassen wird, sondern vielmehr eine Frage, wann es soweit ist. Das Wunder könnte aktuell lediglich darin bestehen, dass das zyprische Parlament im Laufe des Tages einem Hilfspaket zustimmt, welches einerseits ausreicht, die 5,8 Milliarden Euro aus eigener Kraft zusammen zu bekommen, aber andererseits auch grünes Licht aus Brüssel für die fehlenden 10 Milliarden Euro erhält.
Momentan sieht es ganz danach aus, dass sich beides gegenseitig ausschließt. Denn der Fonds, der derzeit im Gespräch ist und mit Geld von der Kirche, den Rentenkassen und der nationalen Notenbank gefüllt werden soll, erfüllt mitnichten die Forderung der Troika aus EZB, IWF und EU nach einem eben gerade nicht rückzahlungsbedingten Eigenbeitrag Zyperns. Die Finanzminister der Eurogruppe werden nicht lange brauchen, um dieses Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Spiel zu durchschauen und eine weitere Unterstützung unter diesen Umständen verweigern.
Viel Zeit bleibt nicht mehr, bis die Europäische Zentralbank (EZB) am Montag den Geldhahn für die notleidenden zyprischen Banken zudreht. Schon jetzt bekommen die Zyprer nur noch eingeschränkt Geld aus den Automaten, um ihr Leben so gut es geht weiter zu bestreiten. Allerdings fehlt den Unternehmen zunehmend das große und den Kneipen und Restaurants das kleine Geld, um ihre Geschäfte fortzuführen. Und das ist nur der Anfang von dem, was in den nächsten Wochen folgen wird.
Nun darf man sich zwar nicht vorstellen, Zypern müsse bei drohender Zahlungsunfähigkeit wie ein Unternehmer oder eine Privatperson zum Amtsgericht gehen und Insolvenz anmelden. Erstens hätte das Land dies schon im Herbst vergangenen Jahres tun müssen. Zweitens hätte die EZB, die schon seit diesem Zeitpunkt die Banken auf Zypern über Wasser halten musste, als „zuständiges Amtsgericht“ den „Insolvenzantrag“ annehmen müssen. Und drittens wird es kein Datum geben, an dem man die Pleite Zyperns und den Austritt aus der Eurozone offiziell ausrufen wird. Gibt es am kommenden Dienstag keine auf Euro lautende Überweisung aus Frankfurt mehr nach Nikosia, sollte das Land ganz schnell Plan C aus dem Hut zaubern, der darin besteht, eine eigene Währung auf der Insel einzuführen. Damit wäre Zypern dann faktisch aus dem Euro ausgeschieden.
Systemrelevanz Zyperns in Frage gestellt
Aber zurückkommend auf meine Eingangsfrage: Was würde eine solche Situation für die Eurozone bedeuten. Dazu mal ein Blick auf ein paar Zahlen: Zypern trägt mit einem Bruttoinlandsprodukt von 17 Milliarden Euro gerade einmal 0,2 Prozent zur Wirtschaftsleistung der Eurozone bei. Seine Staatsschulden belaufen sich aber auf stolze 14 Milliarden Euro, was zwar einer Schuldenquote von über 80 Prozent entspricht. Aber das ist weder im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Eurozone hoch, noch ist der nominale Betrag im Vergleich zu den Hilfsmilliarden, die schon nach Griechenland, Irland, Portugal und Spanien geflossen sind, eher gering.
Es bleiben noch die Forderungen ausländischer Banken, die bei gut 50 Milliarden Euro liegen. Allein 15 Milliarden davon müssten die griechischen Banken abschreiben. Wenn man aber bedenkt, dass die EU sowieso 10 Milliarden nach Zypern überweisen wollte, wird sie diesen Fehlbetrag wohl auch noch decken können. Alles in allem könnte man beim Blick auf die Zahlen zu dem Schluss kommen, die Systemrelevanz Zyperns für die Eurozone hielte sich in Grenzen.
Die EZB dagegen sieht das anders und verweist immer wieder auf die drohende Ansteckungsgefahr, die von einer Pleite Zyperns ausgehen könnte. Am Ende könnte sich dies allerdings auch als eine Art Schutzbehauptung herausstellen, um im Nachhinein rechtfertigen zu können, warum seit einem haben Jahr Hilfsgelder an vermeintlich insolvente zyprische Banken geflossen sind. Außerdem wird sie sich hinterher nicht den Vorwurf machen lassen wollen, sie hätte eine Pleite eines Eurolandes billigend in Kauf genommen. Ich bin auch hier mal wieder geneigt, einen Vergleich zum Spiel der Nationalmannschaft heute Abend gegen den Fußball-Zwerg Kasachstan heranzuziehen. Auch von Trainern heißt es vor solchen Spielen, gerade diese schwachen Gegner ernst zu nehmen und auf keinen Fall zu unterschätzen. Alles andere wäre kein guter Stil und würde im Zweifel am Ende höher bestraft.
Risiken für die Finanzmärkte und den Euro beherrschbar
Genauso ist auch die Ruhe und damit verbundene Stabilität an den Finanzmärkten zu erklären. Zum Thema möglicher Ansteckungsgefahren möchte ich nur mal die gestern sehr erfolgreich verlaufenen spanischen Anleiheauktionen anführen. Das Land konnte trotz drohender Staatspleite Zyperns mehr Geld zu niedrigeren Zinsen aufnehmen als geplant. Im Sommer vergangenen Jahres hätte eine solche Situation Schlimmeres anrichten können. Nun scheinen neben der EZB auch die Finanzmärkte besser vorbereitet zu sein, die Risiken abzufedern. Ich will damit aber keinesfalls meine Meinung über die derzeitige Verfassung der Eurozone und damit meine negative Einschätzung zum Euro ändern.
Natürlich wäre eine Pleite Zyperns kein Vertrauensbeweis in die Gemeinschaftswährung und die anhaltende Unsicherheit über die tatsächlichen Folgen sollte weiterhin Druck auf den Euro ausüben. Ebenso könnte die immer noch ungeklärte politische Situation in Italien bald wieder auf die Tagesordnung gehoben werden. Auch könnten sich nach einer Pleite Zyperns beleidigte und um ihr vieles Geld besorgte Russen von einem Teil ihrer Währungsreserven in Euro trennen und in einen in ihren wie auch in meinen Augen attraktiveren US-Dollar umschichten. Alles in allem halte ich das Aufwärtspotenzial des Euro für sehr begrenzt, aber die Gefahren durch eine Staatspleite Zyperns und einen möglichen Absturz der Gemeinschaftswährung für beherrschbar.
