Energieträger haben sich in den vergangenen Wochen verbilligt. Sowohl das Öl der amerikanischen Sorte WTI als auch das Öl der Nordsee-Sorte Brent verzeichneten zuletzt sinkende Kurse. WTI ist sogar wieder unter die Marke von 100 Dollar je Barrel gefallen. Deutet sich damit eine Abschwächung der Weltkonjunktur an?
Öl: Fallende Kurse seit September
Anfang September kostete ein Barrel (159 Liter) der bei uns gängigen Ölsorte noch rund 116 Dollar. Aktuell ist das Öl für 109 Dollar je Barrel zu haben. Ähnlich sieht es auch bei der US-Sorte WTI aus: Während vor rund zwei Monaten noch 110 Dollar je Barrel gezahlt wurden, notiert der Energieträger heute nur noch bei 98,10 Dollar. Damit wurde ein Dreimonatstief markiert. Eine Trendwende der nachgebenden Kurse ist bislang nicht in Sicht.
Lagerbestände auf hohem Niveau
Als Grund für die fallenden Energie-Notierungen werden von Experten in erster Linie die hohen Lagerbestände in den USA angeführt. Die letzten Daten zu den amerikanischen Ölreserven lagen deutlich über den Prognosen und führten prompt zu nachgebenden Kursen. Aber auch ein weiterer Aspekt belastet die Öl-Kurse: Die wirtschaftlichen Aussichten der erfolgsverwöhnten Schwellenländer hatten sich zuletzt deutlich eingetrübt. Viele Schwellenländer wachsen längst nicht mehr in der Dynamik der vergangenen Jahre.
Neue Impulse für den Ölmarkt könnten die anstehenden Daten aus Amerika liefern. Heute Abend werden zunächst die API-Zahlen veröffentlicht. Am Mittwochabend folgen dann die Daten des amerikanischen Energieministeriums. Unter Fachleuten wird ein weiterer Lagerbestandsaufbau erwartet.
Charttechnik: Aufwärtstrend noch intakt
In der folgenden Abbildung ist die Entwicklung des Öls seit Juli 2012 dargestellt (Nordsee-Sorte Brent in US-Dollar je Barrel):
In der obigen Abbildung ist deutlich zu sehen, dass sich der Ölpreis trotz der jüngsten Kursverluste weiterhin in einer Aufwärtsbewegung befindet. Der langfristige, nach oben gerichtete Trend ist voll intakt. Momentan verläuft die maßgebliche Trendlinie bei 103,88 Dollar. Solange diese Linie nicht unterschritten wird, sollte der Rückgang nicht überbewertet werden. Das Öl deutet noch keinen Einbruch der Weltwirtschaft an.
In den nächsten Monaten sind aus Sicht der Charttechnik wieder steigende Kurse wahrscheinlich. Zunächst dürfte es bis zum Widerstand bei 115,73 Dollar nach Norden gehen. Auf der Unterseite ist das Öl bei rund 106 Dollar stark unterstützt.
Bernd Raschkowski