Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1941 (07.33 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden
bei 1.1905 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 111.16. In der Folge notiert
EUR-JPY bei 132.75. EUR-CHF oszilliert bei 1.1474.
Was die EZB in Konjunktur- und Strukturstärke offensichtlich nicht auf kurze Sicht beabsichtigt, steht in den USA angeblich
auf der Agenda.
Zunächst zu der EZB:
EZB-Chefvolkswirt Peter Praet mahnt Vorsicht bei der geldpolitischen Wende an. Es sei wichtig, zunächst Kurs zu halten.
Seiner Ansicht nach sei weiter eine Stimulanz erforderlich und die Inflationsdynamik sei zu gering.
Wir nehmen diese Einlassung zur Kenntnis.
Am Freitag wurden folgende Datensätze aus der Eurozone veröffentlicht:
Die Handelsbilanz reüssierte per Juli mit einem Überschuss in Höhe von 23,2 Mrd. Euro (Prognose 21,4 Mrd. Euro) nach zuvor
26,6 Mrd. USD.
Die Arbeitskosten (endogener Preisdruck) legten per 2. Quartal im Jahresvergleich um 1,8% nach zuvor 1,4% zu. Dieses
Niveau stellt die Spitzenwerte seit 2013 dar.
Die Löhne (endogener Preisdruck) legten per 2. Quartal im Jahresvergleich um 2,0% nach zuvor 1,3% zu. Auch hier bewegt
man sich ansatzweise auf den höchsten Niveaus seit 2009.
Vor diesem Hintergrund und der strukturellen Stärke (wiederkehrende Einkommen als Primärbasis des Aufschwungs) sind
diverse taubenhafte Äußerungen zu der Zentralbankpolitik der Eurozone diskussionswürdig.
Dann zur Federal Reserve:
Die Finanzmärkte schauen gebannt auf die am Mittwoch stattfindende Sitzung der Federal Reserve, auf der der Abbau der auf
4,5 Billionen USD angeschwollenen Bilanz entschieden werden soll. Auch werden Indizien erwartet, ob es Richtung
Jahresende zu einer Straffung der Geldpolitik kommen wird.
Der Blick auf den US-Datenpotpourri vom Freitag unterstreicht das fragile Konjunkturbild vor dem Hintergrund
einer anfälligen Struktur (Verschuldungsgrade der agierenden Wirtschaftssubjekte):
Der New York Manufacturing Index sank per Berichtsmonat September von zuvor 25,20 auf 24,40 Punkte. Die Prognose lag
bei 19,90 Zählern. Das Niveau ist absolut unkritisch und es gab eine Outperformance gegenüber dem Prognosewert. Ergo
liefert dieser Sentimentindex keinen Grund zur Klage. Es ist aber ein weicher Indikator. Die Divergenz zwischen Stimmung
und realer Lage ist hinlänglich bekannt.
Die bedeutenden Einzelhandelsumsätze lieferten per Berichtsmonat August eine herbe Enttäuschung. Unerwartet kam es zu
einem Rückgang um 0,2% im Monatsvergleich. Mehr noch wurde der Vormonatswert sportlich von +0,6% auf +0,3%
revidiert. Damit kam es hinsichtlich der Konsensusprognose zu einer Verfehlung um beachtliche 0,6%.
Im Jahresvergleich ergab sich bei dieser nicht inflationsbereinigten Datenreihe ein Anstieg um 3,0% nach zuvor 3,5%. In der
Tendenz kam es im Jahresverlauf unter leichten Schwankungen zu einer abnehmenden Dynamik ausgehend von 5,6% per
Januar 2017. Da circa 70% des US-BIP mit dem Konsum korreliert sind werfen diese Daten hinsichtlich der Zentralbankpolitik
der USA eine Reihe von Fragen auf …
Die Industrieproduktion sank per August unerwartet um 0,9% im Monatsvergleich. Die Prognose war bei +0,1% angesiedelt.
Auch die Revision des Vormonatswerts von +0,2% auf +0,4% ändert wenig am enttäuschenden Bild. In der Folge sank die
Kapazitätsauslastung von 76,9% auf 76,1%. Die Prognose lag bei 76,8%. Diese Werte sind kein Ausdruck von Stärke.
Bezüglich des BIP liefert der Lageraufbau positive Impulse. Per Juli wurden die Lager um 0,2% entsprechend der Prognose
aufgestockt. Der Absatz legte um 0,2% zu. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz verharrte bei historisch gesehen
hohen 1,38 Monatsumsätzen.
Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan sank per September laut vorläufiger Berechnung von 96,8 auf
95,3 Punkte. Die Prognose war bei 95,1 Zählern angesiedelt. Das Niveau ist weiter ausgesprochen hoch. Die Korrelation zu
den Einzelhandelsumsätzen und BIP wirft durchaus ernst zu nehmende Fragen auf.
Der Chart unterstreicht die Divergenz zwischen Sentiment und realer Konjunkturlage, die seit Anfang 2016 von einem
unterproportionalen Wachstumspfad bestimmt ist.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des Euros favorisiert. Erst ein
Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.1650 – 80 negiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
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