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HINTERGRUND-Top oder Flop? - Der Brexit und die Banken

Veröffentlicht am 25.03.2018, 13:11
Aktualisiert 25.03.2018, 13:20
© Reuters. An anti-Brexit demonstrator waves EU, Union and Welsh flags opposite the Houses of Parliament in London

- von Hans Seidenstuecker und Andreas Framke

Frankfurt (Reuters) - Für Banker ist London der Nabel der Welt: Vor allem die großen Wall-Street-Häuser haben die britische Hauptstadt als Standort auserwählt, von dem aus sie in Europa den heimischen Geldhäusern Kunden abjagen.

Die Geschäfte liefen lange Zeit prima, doch mit dem geplanten Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der EU im März 2019 wird der Zugang zu lukrativen Märkten von der spanischen Atlantikküste bis zum Schwarzen Meer für JP Morgan, Goldman Sachs (NYSE:GS) & Co. bedeutend schwieriger.

Eine Stadt, die London mal eben als Finanzmetropole ersetzen könnte, gibt es in Kontinentaleuropa schlicht und einfach nicht. Bislang gilt das deutsche Finanzzentrum Frankfurt als der große Gewinner im Buhlen um die Brexit-Exilanten. Rund 20 ausländische Banken wollen in den nächsten Monaten und Jahren ihr Geschäft in der Stadt ausbauen, darunter mit Citi, Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley (NYSE:MS) vier der fünf größten US-Investmentbanken.

JOBS, JOBS, JOBS

"Wir rechnen mit Personalaufstockungen von 200 bis 300 Stellen je Haus, so dass wir in Summe von 3000 bis 5000 neuen Stellen in den nächsten zwei bis drei Jahren sprechen", sagt Stefan Winter, Chef des Verbands der Auslandsbanken in Deutschland. Daneben verlagern auch deutsche Institute wie die Deutsche Bank Jobs von London zurück in die Heimat. Die Helaba rechnet mit 8000 neuen Arbeitsplätzen am Main, die Standortinitiative Frankfurt Main Finance erwartet bis 2021 sogar 10.000 neue Stellen im Finanzsektor.

Im Extremfall könnten 4000 der 8600 Stellen der Deutschen Bank (DE:DBKGn) in London wegfallen, hatte Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Sylvie Matherat im Frühjahr 2017 geunkt. Seitdem versucht die Bank ihre Mitarbeiter zu beruhigen: Die Zahl sei viel zu hoch gegriffen, sagte Konzernchef John Cryan unlängst erst in einem Interview. "Wir gehen davon aus, dass wir zunächst einige hundert neue Jobs in Frankfurt schaffen."

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Aber auch andere Standorte profitieren vom Brexit: Paris, Rom, Madrid und noch ein halbes Dutzend weiterer Städte macht sich Hoffnung auf die Brexit-Banker. "Die Eier werden nicht wieder alle in einen Korb gelegt", glaubt Auslandsbanker Winter. Entsprechend stark ist das Werben um die neuen Jobs. So will Deutschland etwa dem französischen Beispiel folgen und den Kündigungsschutz für hochbezahlte Banker lockern.

DIE UHR TICKT

Egal wie lang die Schlange der umziehenden Banker am Ende sein wird - auf absehbare Zeit dürfte London der mit weitem Abstand wichtigste Finanzplatz in Europa bleiben: hier werden die meisten Deals eingefädelt, hier brummt der Handel mit Aktien, Devisen und Rohstoffen und hier pulsiert aus Sicht der Banker die Hauptschlagader des Geldkreislaufs. "In vielen Bereichen wird es nicht dazu kommen, dass alle in London die Koffer packen und nach Kontinentaleuropa abwandern", ist sich der frühere Bundesbankchef und heutige UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber sicher.

Für die Geldhäuser ist es keineswegs einfach, Mitarbeiter mitsamt der Familie aus zwar hochpreisigen, aber dennoch bei Betuchten sehr beliebten Londoner Quartieren wie Hampstead, Notting Hill oder Kensington zum Umzug zu bewegen. Selbst Weltstädte wie Rom, Madrid oder Paris ziehen kaum bei den Investmentspezialisten, von dem bei vielen als langweilig und provinziell abgestempelten Frankfurt ganz zu schweigen. "Nur 20 bis 30 Prozent der angesprochenen Mitarbeiter sind bereit zu wechseln", sagt ein hochrangiger Banker in Frankfurt, der die Brexit-Vorbereitungen seines Instituts mitverantwortet.

KEINE BRIEFKASTENFIRMEN

Viele Risikomanager, IT-Fachleute und Compliance-Experten müssen die Institute auf dem deutschen Arbeitsmarkt finden. Denn mit einer Briefkastenfirma am Main ist es nicht getan, das haben die Finanzaufsicht Bafin und die Europäische Zentralbank (EZB) früh klar gemacht. Nach dem Wegfall des "EU-Passes" benötigen viele Häuser neue Banklizenzen. Einige der großen Häuser werden erstmals unter die Aufsicht der EZB fallen, die die größten Banken der Euro-Zone direkt überwacht.

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Noch ist die Unsicherheit groß: Denn trotz der jüngsten Einigung zwischen der EU und Großbritannien auf eine 21-monatige Übergangsphase bis Ende 2020 könnte der Deal immer noch scheitern. "Nichts ist vereinbart, bevor nicht alles vereinbart ist", sagt EU-Unterhändler Michel Barnier. Für die Geldhäuser tickt die Uhr immer lauter. "Die Banken müssen weiterhin bis Ende März 2019 mit allen Brexit-Vorbereitungen fertig sein", sagt Markus Becker-Melching, Brexit-Experte des Bundesverbands Deutscher Banken (BdB).

Der Aufwand ist enorm: Bei der Deutschen Bank haben bereits im Februar Techniker begonnen, die etwa 20.000 institutionellen Kunden im Wertpapierhandel aus den Computersystemen in London nach Frankfurt umzubuchen. Während die einen schon intensiv am Brexit arbeiten, hoffen andere wie die Deutsche Börse noch. Bei der Abrechnung und Abwicklung von Handelsgeschäften (Clearing) biete sich eine "einmalige Chance" für Frankfurt, sagt Börsenchef Theodor Weimer. Bis Ende 2019 will der Konzern seinen Marktanteil in dem lukrativen Geschäft auf 25 Prozent steigern - bislang spielen die Deutschen in dem von der Londoner Börse LSE (LON:LSE) dominierten Business nur eine Nebenrolle.

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