Berlin (Reuters) - Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck strebt den Parteivorsitz der Grünen an.
"Jetzt ist für mich der Moment gekommen, um zu sagen: Ich möchte gerne Bundesvorsitzender meiner Partei werden", sagte Habeck der "taz" (Montagausgabe). "Deshalb werde ich mich auf der Bundesdelegiertenkonferenz im Januar um dieses Amt bewerben." Die Entscheidung sei ihm extrem schwer gefallen, weil er viele Dinge gegeneinander habe abwägen müssen. Der 48-Jährige kündigte an, sein Ministeramt nach einer Übergangsphase aufzugeben. Dabei müsse auch die Aufstellung der Grünen in dem Jamaika-Bündnis in Kiel bedacht werden.
Habeck sagte, so eine Übergangsphase müsse "pi mal Daumen ein Jahr" lang sein. In der ARD sagte er, ihm sei bewusst, dass er im Falle seiner Wahl zum Parteichef seine Zeit und seine Zukunft in Berlin verbringen werde. Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein sei jedoch noch jung und er habe dort Verantwortung übernommen und wolle seine Arbeit verantwortungsvoll beenden. Er könne daher nicht "holterdiepolter" dort raus. "Sollte das die Einstellungsvoraussetzung sein, kann ich dann doch nicht antreten."
Der Grünen-Politiker unterstrich, er sei bewusst kein Kandidat eines bestimmten Parteiflügels. Er wolle auch keinen Bundesvorstand, der sich nach einer "Flügellogik" zusammensetze und der den Interessenausgleich einzelner Strömungen organisieren müsse. Habeck betonte, er habe "sechs Jahre Regierung auf dem Buckel" und habe somit Erfahrung, grüne Politik im Alltag umzusetzen.
Der "taz" sagte der Kieler Minister, er sehe die große Chance, dass die Grünen "eine bindende Kraft in der linken Mitte" entfalten könnten. "Wir befinden uns in einer definierenden Zeit – gesellschaftlich und als Partei." Im Bundesvorstand wolle er gerne seinen "Kampfesgeist" und seinen Idealismus einbringen - "und das mit beiden Füßen auf der Erde".
Habeck, der auch an den gescheiterten Jamaika-Sondierungen im Bund teilgenommen hatte, ist Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung. Er wird seit Monaten als möglicher Bundesvorsitzender gehandelt. Parteichef Cem Özdemir hat angekündigt, für dieses Amt im Januar nicht mehr zu kandidieren. Er führt die Partei zusammen mit Simone Peter, die im Amt bestätigt werden möchte. Interesse am Parteivorsitz hat auch der Europa-Politiker Sven Giegold signalisiert.