München (Reuters) - Bundesinnenminister und CSU-Chef Horst Seehofer schürt mit seiner Aussage zur Rolle des Islam auch Unmut in der eigenen Partei.
Allerdings geriet Seehofers Interview-Äußerung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, in CSU-Kreisen in München am Freitag nicht inhaltlich in die Kritik, sondern wegen des dafür gewählten Zeitpunkts. Die CSU wählte am Freitag den Hoffnungsträger und langjährigen Seehofer-Rivalen Markus Söder im Landtag zum Ministerpräsidenten und erhoffte sich davon ein ungestörtes Signal für den Auftakt des Landtagswahlkampfs. Das habe Seehofer nun torpediert, hieß es in Kreisen verärgerter CSU-Landtagsabgeordneter. "Der Zeitpunkt ist mehr als ungünstig", sagte einer von ihnen.
Zum Islam hatte sich Söder bereits mehrfach ähnlich wie sein Amtsvorgänger Seehofer geäußert. Am Freitag betonte der neue Ministerpräsident in einer kurzen Rede im Landtag, Deutschland sei von christlichen und jüdischen Wurzeln geprägt. Söder hat für die Wahl am 14. Oktober die AfD als einen Hauptgegner ausgemacht, die mit scharfer Kritik am Islam für sich wirbt.
Seehofer äußerte am Rande der Landtagssitzung in München Unverständnis für den Vorwurf, sein Interview in der "Bild"-Zeitung sei ein Manöver gegen seinen Nachfolger. "Was ist das wieder für eine Interpretation?", sagte Seehofer zu Journalisten. Seehofer hatte bis zuletzt offen gelassen, ob er als Abgeordneter zu der Ministerpräsidentenwahl kommt. Seitdem die CSU-Fraktion Seehofer zum Rücktritt als Ministerpräsident gedrängt hatte, wird das seit Jahren schwierige Verhältnis beider Seiten von manchen CSU-Politikern als zerrüttet beschrieben. Seehofer hatte auch jahrelang durchblicken lassen, dass er Söder nicht als geeigneten Nachfolger ansieht.