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OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Bestrafte Sparer, Kommentar zur ...

Veröffentlicht am 25.11.2013, 20:56
Börsen-Zeitung: Bestrafte Sparer, Kommentar zur Zinspolitik von Bernd

Wittkowski

Frankfurt (ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) schwächt mit

ihrer auf die Bekämpfung der Staatsschuldenkrise gerichteten

Geldpolitik die Mehrzahl der Banken, die sie als Aufsichtsinstanz

bald überwachen wird und mithin gerade stärken müsste. Obendrein

beschwören die Hüter des Euro mit ihren Niedrig-, Null- und künftig

womöglich gar Negativzinsen volkswirtschaftliche Verwerfungen und

eine Altersvorsorgekrise herauf - mit unabsehbaren auch sozialen und

politischen Folgen.

Es ist erfreulich, dass sowohl Jürgen Fitschen, Co-Chef der

Deutschen Bank, als Präsident des Bankenverbandes wie auch der

Branchenprimus selbst in der Person von Privat- und

Geschäftskundenvorstand Rainer Neske mit unterschiedlichen

Akzentuierungen, aber jeweils in aller gebotenen Deutlichkeit auf

diese Zusammenhänge hinweisen. Erstens lässt das aktuelle Zinsniveau

unverkennbar die Ertragsbasis von Banken und Sparkassen erodieren,

die zugleich die hohen Kosten der Regulierung tragen und Eigenkapital

aufbauen müssen. Weil die internen Einsparpotenziale weitgehend

ausgeschöpft sind, wird die Branche somit in einen verschärften

Konzentrationsprozess hineingetrieben, der ökonomisch, regulatorisch

und politisch nicht gewollt sein kann. Man beklagt ja nicht von

ungefähr, manche Banken seien zu groß, um sie scheitern lassen zu

können. Dann ist es doch absurd, die Konsolidierung auch noch durch

die Zinspolitik zu forcieren und so 'nebenbei' den Wettbewerb zu

beschränken.

Zweitens muss es auf Dauer verhängnisvolle Auswirkungen etwa auf

die Finanzierung der Wirtschaft und die private Altersvorsorge haben,

wenn sich das Sparen nicht nur nicht mehr lohnt - das ist, real

betrachtet, längst der Fall -, sondern vielleicht sogar durch

Negativzinsen zusätzlich bestraft wird. Drittens ist es ein

gewöhnungsbedürftiges Verständnis von Geldpolitik, wenn Banken durch

Strafzinsen gezwungen werden sollen, Kredite zu vergeben. Soweit in

der Euro-Peripherie tatsächlich Nachfrage besteht: Par ordre du mufti

vergebene Kredite sind genau diejenigen, die den Banken und den

Steuerzahlern dann in Form von Abschreibungen, Verlusten und

Rekapitalisierungen vor die Füße fallen. Im Übrigen erinnert solcher

Dirigismus auf fatale Weise an die überwunden geglaubte

Planwirtschaft im vormaligen Ostblock.

All das kann nicht ohne weitreichende politische Folgen bleiben.

'Wir stehen wenige Monate vor einer Europawahl', sagt Neske. Und wenn

er die Belastung der deutschen Sparer erwähnt, hat das rein gar

nichts mit den im Eurotower vernommenen 'nationalistischen Tönen' zu

tun.

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