ROM/ATHEN/BERLIN (dpa-AFX) - Nach den Regierungswechseln in den Schuldenländern Italien und Griechenland wächst weltweit die Hoffnung auf eine Wende in der Eurokrise. Italien will nach dem umjubelten Rücktritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi schnell eine Notregierung bilden. In Rom wurde davon ausgegangen, dass der frühere EU-Kommissar Mario Monti damit beauftragt wird. Mit Spannung werden auch die Reaktionen der Finanzmärkte am Montag erwartet. In Griechenland beginnt der frühere Notenbankchef Lucas Papademos seine erste Amtswoche als Regierungschef.
Berlusconi war am Samstag wie angekündigt zurückgetreten, nachdem das Abgeordnetenhaus ein von der EU verlangtes Sparpaket gebilligt hatte. Vorgesehen sind unter anderem Steuererleichterungen für mehr Wachstum, der Verkauf von Staatseigentum zum Schuldenabbau und die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) begrüßte die Maßnahmen am Sonntag als 'wichtigen Beitrag auch zur derzeitigen Stabilisierung in Europa'. Die Römer feierten den Rücktritt des umstrittenen Regierungschefs mit einem nächtlichen Freudenfest.
OBAMA BEGRÜSST FORTSCHRITTE IN GRIECHENLAND UND ITALIEN
Staatspräsident Giorgio Napolitano begann Gespräche über einen Nachfolger des 75-jährigen Berlusconi. Es wurde damit gerechnet, dass er Monti damit beauftragt, eine 'Technokraten-Regierung' zu führen. Der neue Regierungschef müsste vom Parlament in einem Vertrauensvotum bestätigt werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderten indes die neue griechische Übergangsregierung auf, alle Verpflichtungen 'vollständig und umfassend' umzusetzen. Nur wenn ein 'entscheidender Schritt in diese Richtung' gemacht worden sei, könnte die nächste Kredittranche an Griechenland ausgezahlt werden. US-Präsident Barack Obama begrüßte auf dem Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforum auf Hawaii die Fortschritte in beiden Ländern. Er fügte jedoch hinzu, es bleibe in ganz Europa 'noch Arbeit zu tun', um die Märkte zu beruhigen.
MEHRHEIT DER GRIECHEN HAT VERTRAUEN ZU PAPADEMOS
Die Mehrheit der Griechen bringt dem neuen Ministerpräsidenten Papademos Vertrauen entgegen, allerdings herrscht in der Bevölkerung auch eine erhebliche Skepsis. Nach einer Umfrage des Fernsehsenders SKAI und der Zeitung 'Kathimerini' vertrauen 45 Prozent der Befragten dem parteilosen Regierungschef. 35 Prozent erklärten dagegen, sie hätten kein Vertrauen in den früheren Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), der ebenso wie Monti als 'Technokrat' gilt.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht die Lösung der Schuldenkrise in einer stärkeren Zusammenarbeit der EU-Länder. 'Wir müssen Europa stärker machen, damit wir weniger Probleme haben.' Das bedeute auch, dass Deutschland mehr Kompetenzen in der Finanzpolitik auf die europäische Ebene verlagern müsse, sagte Schäuble bei einem 'Bürgerdialog' der CDU in Singen. Nach einem Bericht des 'Spiegel' will das Kanzleramt einen Reformkonvent für eine entsprechende Änderung der EU-Verträge möglichst bis Ende 2012 abschließen, stößt aber innerhalb der CSU noch auf Widerstand.
SCHÄUBLE: ITALIEN MUSS NICHT UNTER DEN SCHIRM
Schäuble wiederholte, dass Athen seiner Einschätzung nach zehn Jahre braucht, um seine Probleme in den Griff zu bekommen. 'Wir wollen, dass Griechenland in der Eurozone bleibt.' Italien könne sich sogar aus eigener Kraft aus der Schuldenfalle befreit. 'Ich bin ganz überzeugt, dass Italien nicht unter den Schirm muss.' Das Land stehe weitaus besser da. 'Würde Italien in der Lage sein wie Griechenland, könnten wir den Euro nicht halten.'
FDP-Chef Philipp Rösler warb auf einem Sonderparteitag der Liberalen angesichts des laufenden Mitgliederentscheids um Akzeptanz der Euro-Rettungspakete. 'Wir bleiben klar pro-europäisch', sagte der FDP-Chef am Samstag in Frankfurt am Main. Es gehe jetzt darum, den Menschen die Sorge um die Stabilität der gemeinsamen Währung zu nehmen.
IWF WARNT VOR AUSWIRKUNGEN AUF ASIEN
Die Euro-Skeptiker um den Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler wollen dagegen mit dem Mitgliederentscheid den ab 2013 geplanten dauerhaften Rettungsschirm ESM für Euro-Krisenländer verhindern. Das Ergebnis wird Mitte Dezember erwartet.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte vor Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise auf Asien. IWF-Chefin Christine Lagarde äußerte diese Bedenken bei einem Treffen mit dem japanischen Finanzminister Jun Azumi am Samstag in Tokio: Kein Land der Welt sei unter den gegenwärtigen Umständen 'immun', egal wie weit es von Europa entfernt sei. Japan sei bisher eine verlässliche Stütze für den Euroraum, betonte Lagarde. Das exportabhängige Land hatte zuvor wiederholt seine Bereitschaft signalisiert, weitere europäische Staatsanleihen aus dem Rettungsfonds zu kaufen, um den Euro zu stabilisieren./mi/DP/he
Berlusconi war am Samstag wie angekündigt zurückgetreten, nachdem das Abgeordnetenhaus ein von der EU verlangtes Sparpaket gebilligt hatte. Vorgesehen sind unter anderem Steuererleichterungen für mehr Wachstum, der Verkauf von Staatseigentum zum Schuldenabbau und die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) begrüßte die Maßnahmen am Sonntag als 'wichtigen Beitrag auch zur derzeitigen Stabilisierung in Europa'. Die Römer feierten den Rücktritt des umstrittenen Regierungschefs mit einem nächtlichen Freudenfest.
OBAMA BEGRÜSST FORTSCHRITTE IN GRIECHENLAND UND ITALIEN
Staatspräsident Giorgio Napolitano begann Gespräche über einen Nachfolger des 75-jährigen Berlusconi. Es wurde damit gerechnet, dass er Monti damit beauftragt, eine 'Technokraten-Regierung' zu führen. Der neue Regierungschef müsste vom Parlament in einem Vertrauensvotum bestätigt werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderten indes die neue griechische Übergangsregierung auf, alle Verpflichtungen 'vollständig und umfassend' umzusetzen. Nur wenn ein 'entscheidender Schritt in diese Richtung' gemacht worden sei, könnte die nächste Kredittranche an Griechenland ausgezahlt werden. US-Präsident Barack Obama begrüßte auf dem Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforum auf Hawaii die Fortschritte in beiden Ländern. Er fügte jedoch hinzu, es bleibe in ganz Europa 'noch Arbeit zu tun', um die Märkte zu beruhigen.
MEHRHEIT DER GRIECHEN HAT VERTRAUEN ZU PAPADEMOS
Die Mehrheit der Griechen bringt dem neuen Ministerpräsidenten Papademos Vertrauen entgegen, allerdings herrscht in der Bevölkerung auch eine erhebliche Skepsis. Nach einer Umfrage des Fernsehsenders SKAI und der Zeitung 'Kathimerini' vertrauen 45 Prozent der Befragten dem parteilosen Regierungschef. 35 Prozent erklärten dagegen, sie hätten kein Vertrauen in den früheren Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), der ebenso wie Monti als 'Technokrat' gilt.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht die Lösung der Schuldenkrise in einer stärkeren Zusammenarbeit der EU-Länder. 'Wir müssen Europa stärker machen, damit wir weniger Probleme haben.' Das bedeute auch, dass Deutschland mehr Kompetenzen in der Finanzpolitik auf die europäische Ebene verlagern müsse, sagte Schäuble bei einem 'Bürgerdialog' der CDU in Singen. Nach einem Bericht des 'Spiegel' will das Kanzleramt einen Reformkonvent für eine entsprechende Änderung der EU-Verträge möglichst bis Ende 2012 abschließen, stößt aber innerhalb der CSU noch auf Widerstand.
SCHÄUBLE: ITALIEN MUSS NICHT UNTER DEN SCHIRM
Schäuble wiederholte, dass Athen seiner Einschätzung nach zehn Jahre braucht, um seine Probleme in den Griff zu bekommen. 'Wir wollen, dass Griechenland in der Eurozone bleibt.' Italien könne sich sogar aus eigener Kraft aus der Schuldenfalle befreit. 'Ich bin ganz überzeugt, dass Italien nicht unter den Schirm muss.' Das Land stehe weitaus besser da. 'Würde Italien in der Lage sein wie Griechenland, könnten wir den Euro nicht halten.'
FDP-Chef Philipp Rösler warb auf einem Sonderparteitag der Liberalen angesichts des laufenden Mitgliederentscheids um Akzeptanz der Euro-Rettungspakete. 'Wir bleiben klar pro-europäisch', sagte der FDP-Chef am Samstag in Frankfurt am Main. Es gehe jetzt darum, den Menschen die Sorge um die Stabilität der gemeinsamen Währung zu nehmen.
IWF WARNT VOR AUSWIRKUNGEN AUF ASIEN
Die Euro-Skeptiker um den Bundestagsabgeordneten Frank Schäffler wollen dagegen mit dem Mitgliederentscheid den ab 2013 geplanten dauerhaften Rettungsschirm ESM für Euro-Krisenländer verhindern. Das Ergebnis wird Mitte Dezember erwartet.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte vor Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise auf Asien. IWF-Chefin Christine Lagarde äußerte diese Bedenken bei einem Treffen mit dem japanischen Finanzminister Jun Azumi am Samstag in Tokio: Kein Land der Welt sei unter den gegenwärtigen Umständen 'immun', egal wie weit es von Europa entfernt sei. Japan sei bisher eine verlässliche Stütze für den Euroraum, betonte Lagarde. Das exportabhängige Land hatte zuvor wiederholt seine Bereitschaft signalisiert, weitere europäische Staatsanleihen aus dem Rettungsfonds zu kaufen, um den Euro zu stabilisieren./mi/DP/he